Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz Hatop

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Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop

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es erneut.

      „Sorry, ich meine eine junge Frau der First Nations.“

      Noch immer reagierte sie nicht, im Gegenteil, misstrauisch fragte sie ihn: „warum suchen Sie diese Frau?“

      Marc sah ein, dass er wohl etwas mehr sagen musste, er überlegte und sprach dann leise weiter.

      „Sie schwebt in großer Gefahr! Ich muss sie unbedingt warnen, ich will sie schützen. Bitte glauben Sie mir. Haben Sie diese Frau gesehen?“

      Die Frau schwieg und blickte Marc lange genau an, seine Augen bettelten um Hilfe.

      „Kennen Sie diese Frau?“, wollte sie wissen. Er schüttelte den Kopf.

      „Nein, ich habe nur unabsichtlich ein Gespräch belauscht. Und da haben zwei Männer sie bedroht. Ich habe keine Ahnung, wer diese Frau ist, geschweige denn, wie sie aussieht.“

      Für die Frau eine unglaubliche Geschichte. Aber warum sollte er lügen? Sie überlegte, lächelte ihn breit an.

      „Dann gehen Sie mal da hinten in den rechten Gang zwischen den Regalen, das müsste sie sein.“

      Er bedankte sich, wollte noch wissen, ob ihr hier Männer aufgefallen waren, die sich auffällig benahmen und ebenfalls Fragen stellten. Das verneinte sie. Sie meinte nur, bei den vielen Touristen passe sie nicht mehr auf. Er ging schnell in den hinteren Bereich des Ladens und sah vor sich eine zierliche höchstens 165 cm große junge Frau mit glatten langen schwarzen Haaren, die ihr weit über die Schultern, fast bis zur Hüfte fielen. Bekleidet war sie mit einer Jeans und einem eng anliegenden langärmligen dunkelgrünem Sweatshirt. Er verlangsamte seinen Schritt und trat an sie heran.

      „Verzeihen Sie bitte, dass ich Sie anspreche …“

      Sie drehte sich zu ihm um, Marc konnte seinen Satz nicht mehr zu Ende reden. Er stockte, schluckte. Rehbraune Augen schauten zu ihm auf, ein offenes freundliches Lächeln empfing ihn und er hörte eine glockenhelle Stimme. „Ja bitte, was gibt es denn?“

      Noch immer bekam er kein Wort heraus. Wie alt mochte sie sein? Höchstens Anfang zwanzig. Ihn faszinierten diese makellosen ebenmäßigen Gesichtszüge, die schmalen sehr markanten Augenbrauen, eine zierliche wohlgeformte Nase und ein sanft geschwungener Mund. Er konnte kaum glauben, dass vor ihm eine 'Indianerin' stand, sie hätte eher als Model durchgehen können. Die indigene Abstammung war wohl erkennbar.

      Was für eine schöne Frau!

      „Halloo, was ist, was wollen Sie von mir?“

      Das langgezogene 'Hallo' ließ ihn erwachen.

      „Entschuldigung, es war nicht meine Absicht, sie so anzustarren. Kennen Sie einen Littlefoot?“

      Jetzt bekam sie große Augen. Ihr Lächeln verschwand. Was wollte dieser Mann von ihr, der nach seiner Aussprache kein Kanadier war.

      „Ja, das ist mein Vater. Aber woher wissen Sie?“

      Sie war es tatsächlich. Er hatte sie gefunden.

      „Entschuldigung. Ich habe ein Gespräch belauscht, es ging um eine junge Frau der First Nations, die…“

      Er brach ab, wollte nichts Falsches sagen, nichts dramatisieren. Aufmerksam, gespannt wartete sie.

      „…die sie, …die sie…“

      Marc stockte, sie wurde ungeduldig.

      „Was? Nun reden Sie schon!“

      „Die wollten Ihnen was antun, hier in Jade City, was weiß ich nicht. Ich habe das Schlimmste befürchtet, wollte das einfach verhindern. Dabei ist auch der Name von Littlefoot gefallen. Deswegen bin ich nach unserer Ankunft in Watson Lake auch sofort losgefahren, um Sie zu suchen.“

      Sie schaute ihn an.

      Wer ist dieser Mann? Wieso macht er das?

      Ihre Blicke begegneten sich, hafteten fest aneinander. Sie fand zuerst zurück zur Sprache.

      „Sie kennen mich nicht, warum? Warum bist du hier her gekommen? Was versprichst du dir davon? Was erwartest du von mir?“

      Wieder Schweigen, wieder Blickkontakte. Marc zuckte die Schultern.

      „Ich habe Sie gefunden, und das freut mich. Muss es denn immer eine Gegenleistung sein?“

      Sie senkte den Kopf, „nein, muss es nicht. Danke dafür. Komm mit.“

      Sie fasste ihn bei der Hand und rannte mit ihm aus dem Laden zu einem Pickup, der auf der anderen Straßenseite parkte. In ihrer Muttersprache rief sie nach ihrem Bruder, der schnell angelaufen kam.

      „Das ist mein Bruder Adam Sand, ich bin Ilene Sand und du bist?“

      „Marc Mezger, aus Deutschland, ich mache mit Freunden hier Urlaub.“

      Ihr Bruder, deutlich älter, wartete auf Ilene, seine Haltung zeigte ein wesentliches Maß an Skepsis.

      „Er will uns warnen. Er hat im Flugzeug nach Vancouver ein Gespräch mitgehört. Es ging dabei um mich…“

      Adam Sand klang besorgt, unterbrach sie. „Was hat er mitgehört?“

      „Ein Gespräch über meinen Vater und mich“, sie stockte, „man will mich wohl ausschalten.“

      „Ausschalten? Wie ausschalten!“

      Marc antwortete für Ilene, nicht ohne sie dabei im Auge zu behalten.

      „Die Männer im Flugzeug sprachen von einer endgültigen Entscheidung hier in diesem kleinen Ort. Hier und nur hier hätten sie alle Möglichkeiten für eine endgültige Entscheidung. Das hat sich für mich nicht gut angehört.“

      Adam Sand beobachtete Marc genau, sah seine Augen, die an seiner Schwester hafteten. Sein Ausdruck wurde finster.

      „Und du glaubst ihm einfach so? Du wirst dich nie ändern…“

      „Sei still, ja ich glaube ihm! Er hat meinen Vater mit Namen genannt. Woher sollte er das wissen. … Und, mein lieber Bruder, er will mir nur helfen.“

      „Helfen? Er will dir helfen. Blödsinn. Er will nur…“

      „Es reicht. Schluss! Aus! Nochmal, ich glaube ihm.“

      Adam Sand wurde wütend, wandte sich an Marc.

      „Warum machen Sie das für uns? Sie kennen uns doch gar nicht. Aus Deutschland? Habt ihr nicht ein paar Millionen Juden auf dem Gewissen?“

      Marcs Gesicht rötete sich.

      „Ich habe keinen Menschen auf dem Gewissen. Und würde ich so handeln, wie Sie mir gerade unterstellen, wäre ich wohl nicht hier, oder?“

      Wütend fauchte Ilene ihren Bruder an.

      „Hör sofort auf damit, er will uns nur helfen.“

      „So wie er dich anstarrt, kann er auch andere

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