Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz Hatop

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Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop

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beiden Männer schien der Vorgesetzte des etwas jüngeren Mannes zu sein.

      Seine tiefe Stimme war schneidend und ließ keinen Widerspruch zu.

      „Bekommen Sie das Problem endlich in den Griff? Oder muss ich mich darum kümmern. Ich habe endgültig genug von diesen Halbwilden …“

      Der jüngere unterbrach ihn, „es ist aber nun mal ihr Land und wir zerstören es. Vielleicht sollten wir ihnen ein bisschen Entgegenkommen zeigen.“

      Der Ältere wurde zornig.

      „Entgegenkommen? Die haben hier Wald ohne Ende. Flächen so groß, dass man die Schweiz ein paar Mal hineinstecken könnte und dann leben dort eine Handvoll Menschen. Nein, das Maß ist endgültig voll, ich will eine Entscheidung. Keine Ausflüchte mehr, verstanden?“

      Der Jüngere war sichtbar einige Zentimeter kleiner geworden, versuchte einzulenken.

      „Soviel ich weiß ist die junge Frau, die Tochter von Littlefoot, mit ihrem Bruder jetzt in Jade City am Cassiar Highway, einem winzigen Ort mit nur zwanzig Einwohnern. Wir hätten alle Möglichkeiten. Ein Entkommen ist da nicht mehr möglich.“

      Der Ältere dachte kurz nach, ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

      „Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich will eine endgültige Lösung.“

      In diesem Augenblick fiel Marc eine Zeitung auf den Boden. Der jüngere der beiden Männer kam sofort zu ihm.

      „Was machen Sie hier?“

      Marc heuchelte Überraschung, antwortete in der deutschen Sprache, irritierte den Frager.

      „Was haben Sie gesagt? Ich verstehe nicht, kann kein Englisch.“

      Der winkte nur ab, begab sich zurück zu seinem Vorgesetzten, während Marc sich schnell zurückzog. Völlig durcheinander kehrte Marc an seinen Platz zurück.

      War das jetzt ein Mordauftrag? Ich muss irgendwas unternehmen!

      Er weckte seinen Sitznachbarn Gerhard und erzählte ihm von seinen Beobachtungen. Gerhard weckte wiederum Hartmut. Alle drei beratschlagten die weitere Vorgehensweise. Insbesondere Hartmut wiegelte ständig ab und verharmloste den Vorfall, er wollte auf keinen Fall die Reise gefährden.

      Marc stand schließlich mit seiner Meinung alleine. Er konnte sich damit, alles einfach so zu lassen wie es ist, überhaupt nicht anfreunden. Zuerst musste er wissen, wo dieses Jade City lag. In seinem Reiseführer wurde er schnell fündig. Der winzige Ort lag ganz in der Nähe von Watson Lake, ihrem Reiseziel. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Natürlich, die beiden Männer wollen nach Watson Lake, dann ist die junge Frau jetzt in Jade City. Er nahm sich vor, nach Jade City zu gehen und die junge Frau zu suchen, egal was seine beiden Freunde dazu meinten.

      In Vancouver angekommen, hielten sie sich fast drei Stunden im Flughafenbereich auf, um direkt den Anschlussflug nach Whitehorse zu nehmen. Whitehorse, ein moderner viel zu großer Flughafen für eine Stadt mit 18000 Einwohnern, ist eine Drehscheibe im äußersten Norden Kanadas. Dort angekommen suchten sie zuerst ihr gebuchtes Hotel auf.

      Am Abend im Hotel beim Abendessen war Marc sehr einsilbig, während seine beiden Freunde dem Aufbruch förmlich entgegen fieberten. Marc dagegen beschäftigte vorrangig immer noch das Gespräch im Flugzeug, dessen Zeuge er geworden war. Am liebsten wäre er sofort nach Watson Lake aufgebrochen, doch ihr Bus fuhr erst am nächsten Morgen.

      Hartmut ergriff schließlich die Initiative, sein Desinteresse bereitete ihm Sorge. Jedoch interpretierte er dies vollkommen falsch. Hartmut dachte eher an einen Rückfall von Marc.

      „Mensch Marc, freust du dich nicht auf die Tour. Was ist los? An was denkst du?“

      Marc schreckte aus seinen Gedanken auf, er wollte seine beiden Freunde nicht beunruhigen.

      „Klar freu ich mich, ich bin nur ein bisschen müde. Wann fährt der Bus?“

      Der Bus, ein Greyhound, brauchte knapp sechs Stunden bis Watson Lake. Früh am Morgen fanden sie sich am Busbahnhof ein. Ein typischer silbergrauer Bus stand vor ihnen, das Logo des rennenden gestreckten Hundes an der Front aufgemalt. Das Gepäck verschwand im riesigen Stauraum des Busses. Die Fahrt war sehr entspannend und der Bus selbst außerordentlich komfortabel mit viel Fußraum. Die Fahrtstrecke ging über den berühmten Alaska Highway Nr. 1. Auf freier Strecke stoppte der Bus plötzlich.

      Über Lautsprecher drang die Stimme des Busfahrers krächzend durch das Mikrofon: „Sehr geehrte Fahrgäste, leider müssen wir eine nicht geplante Zwangspause einlegen, eine große Herde Karibus wird gleich den Highway kreuzen. Wer will, kann fotografieren.“ Schon schwang die Tür auf die Seite und die ersten Fahrgäste liefen ins Freie. Marc und seine Freunde mit gezückten Fotoapparaten hinterher.

      Die ersten Tiere traten vorsichtig aus dem Wald, so als ob sie sich zuerst überzeugen wollten, ob die Straße auch tatsächlich frei war. Drei prächtige Exemplare, eines davon besonders groß mit braunem Fell und heller fast weißer Halskrause betraten die Straße und … blieben stehen. Alle drei besaßen riesige Geweihe mit gewaltigen Schaufeln an den Enden. Bei den Fahrgästen surrte und klickte es ununterbrochen. Was für ein Schauspiel, als auf breiter Front hunderte von Tieren den Wald verließen und den Leittieren folgten. Die setzten sich gemächlich in Bewegung und verschwanden im lichten Wald auf der anderen Seite der Straße. Eine gewaltige Staubwolke hüllte die Tiere ein, ein nicht endend wollender Strom querte den Highway, wahrscheinlich waren es Tausende. Fast alle Fahrgäste waren ausgestiegen, um sich dieses einzigartige Spektakel anzusehen.

      Für Marc und seine Freunde sollte dies das einzige Mal bleiben, bei der sie eine solche Anzahl zu Gesicht bekamen. Im weiteren Verlauf der Fahrt trottete eine Braunbärenmutter mit zwei Jungtieren gemächlich über die Fahrbahn, auch hier musste der Bus stoppen, nur durfte dieses Mal keiner der Passagiere den Bus verlassen.

      Nach jeder dieser Unterbrechungen stieg der Lautstärkepegel im Bus stark an, gekrönt durch eine Ansage des Busfahrers: „Sehr geehrte Fahrgäste, wollen Sie Wild Life sehen, fahren Sie mit dem Greyhound und Sie sehen jedes Mal Tiere, versprochen!“ Endlich, nach sechs Stunden Fahrzeit erreichten sie ihr Hotel in Watson Lake.

       Shonessi

      Hier hatten sie einen zusätzlichen Tag Aufenthalt geplant, um sich zu akklimatisieren. Marc jedoch packte noch nicht einmal seine Sachen aus, sondern orderte über die Hotelrezeption einen Mietwagen und fuhr mit diesem ohne sich mit seinen Freunden abzusprechen die fast 100km bis Jade City. Der Ort bestand im Prinzip aus zwei Geschäften, deren einer Produkte aus Jade verkaufte.

      Marc stürmte in den ersten, fragte die Verkäuferin zu der von ihm gesuchten Person aus. Die konnte ihm jedoch nicht weiterhelfen. Hoffnungslosigkeit übermannte ihn.

      War wohl doch eine Schnapsidee, hierher zu fahren und nach einer Frau zu suchen, von der ich nichts weiß.

      Er überlegte nochmals, wie er fragen sollte und machte sich wenig zuversichtlich auf in den zweiten Laden. Am Tresen stand eine ältere Frau, die ihn beim Betreten sogleich freundlich begrüßte.

      „Hallo, wie kann ich Ihnen helfen?“

      Marc räusperte sich, „ich suche eine junge Frau indigener Abstammung, die aber nicht von hier ist. Haben Sie eine solche Frau hier gesehen?“

      Die

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