Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz Hatop
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Marc ergänzte noch, „nicht schlecht, auf den Spuren Jack Londons und des Goldrausches.“
„Genauso habe ich auch gedacht, bei weiterem Studium bin ich dann auf den South Nahanni gestoßen. 600km pure Wildnis, kein einziger Ort. Wir müssen uns mit dem Wasserflugzeug zum Einstieg einfliegen lassen. Die ersten vier Tage Wildwasser, ein Hochgenuss von leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad, dann der höchste Wasserfall Kanadas mit fast 100m und vier Canyons, einer großartiger als der andere. Ich schlage den South Nahanni vor. Wir brauchen für die Befahrung gute zwei Wochen. Was meint ihr?“
Zur Bestätigung seiner Ausführungen legte er noch Kartenmaterial und Reiseführer auf den Tisch. Marc begeisterte sich von Minute zu Minute mehr.
„Das ist ja Wahnsinn. Ich bin dabei. Wann wolltest du starten?“
Hartmut lächelte, „wenn ihr Urlaub bekommt, Ende August diesen Jahres. Dann ist der Wasserstand niedrig und der erste Frost setzt bereits ein. Und das ist gut für uns und schlecht für die Mosquitos. Außerdem brauchen wir die Zeit. Ich muss sofort morgen die Permits für den Nationalpark reservieren, damit wir überhaupt fahren dürfen. Die Parkverwaltung lässt nämlich pro Monat nur eine bestimmte Anzahl Menschen auf den Fluss. Das ist beim Yukon anders, der ist fast schon zur Autobahn mutiert. Außerdem müssen wir das Material beschaffen und uns vorbereiten.“
Aufmerksam schaute Hartmut seine beiden Freunde an. Gerhard fasste als erster nach.
„Wie meinst du das? Material? Wir haben doch alles, bis auf einige Kleinigkeiten vielleicht.“
Hartmut schüttelte den Kopf.
„Falsch mein Lieber, wir haben fast nichts. Oder wie wolltest du die Boote transportieren, per Schiff und LKW?“
Marc ergänzte, „ich vermute, du spielst auf ganz andere Boote an, oder? Ich könnte mir vorstellen, dass Faltboote hierfür ideal sind. Sie sind eingeschränkt wildwassertauglich, schnell und fassen viel Gepäck.“ Er grinste dabei breit, „und ich bin der stolze Besitzer eines solchen Bootes, ein Klepper T 65, damit ist mein Vater früher schon Wildwasser gefahren.“
Auch Hartmut lachte.
„Marc, endlich wieder wie früher. Du hast es erfasst. Wir brauchen Faltboote. Ich tendiere dabei zu einem neuen Aerius 450 und für Gerhard habe ich einen T9 von einem Bekannten. Wir müssten die beiden alten Boote aber noch auf ihre Fahrtüchtigkeit überprüfen.“
„Da hast du Recht, das ist unbedingt notwendig. Ich habe keine Ahnung, wie lange das Kajak nicht benutzt wurde. Ich bin dafür, dass Hartmut die Koordination der Planung übernimmt, was meinst du dazu, Gerhard?“
Dieser erklärte sofort sein Einverständnis.
Als erstes legten sie die Zeit fest, Hartmut gelang es, im Nationalpark die drei Permits für die Durchfahrt vom 26.August bis 15.September zu reservieren. Um diesen Zeitraum wurde die gesamte Reise aufgebaut. Als nächstes wurden die Hotels und Flüge gebucht. In den kommenden Wochen ging es nur noch um die Ausrüstung. Marc musste feststellen, dass sein altes Faltboot runderneuert werden musste. Nach kurzer Überlegung entschied er sich, eine vollkommen neue Bespannung zu kaufen. Hartmut und er hatten sich in Rosenheim bei Klepper angemeldet. Er nahm das Gerüst seines Bootes mit, Hartmut dagegen liebäugelte mit dem neuen Aerius, ein vollkommen anders aufgebautes Boot. Ausgerüstet mit einem Luftschlauch war es wesentlich stabiler, im Wasser leichter und hatte eine höhere Zuladung. Hartmut musste jedoch zu seinem Bedauern feststellen, dass der T9 seines Bekannten nicht mehr fahrbereit gemacht werden konnte. Gerhard wollte jedoch auf keinen Fall für diese eine Reise ein Boot kaufen und mehrere 1000 Euro investieren, zumal die Fixkosten der Reise allein schon an der 3000 Euro Grenze kratzten.
Die drei Freunde entschieden sich dann, gemeinsam nach Rosenheim zum Faltboothersteller zu fahren. Dort angekommen, testeten sie verschiedene Boote. Gerhard war kurz davor auszusteigen. Das Angebot von Marc, die Kosten für das Faltboot zu übernehmen, lehnte er ab. Die Variante, einen Zweier zu nehmen, schien beiden nicht zu schmecken. Im Einer war auf jeden Fall mehr Stauraum vorhanden. Haut und Persenning hatte Marc bereits bestellt, so konnte er sein altes Boot runderneuert einfahren. Der Stauraum war aber auch in diesem Boot eher knapp bemessen. Marc testete noch den Aerius 490, einen Kajak-Einer mit Luftschläuchen, kam aber zu dem Ergebnis, dass sein T65 wesentlich agiler ist und sich eher wie ein Wildwasserboot fahren lässt als der Aerius. Auch Gerhard und Hartmut versuchten die unterschiedlichsten Boote, schließlich erlöste Hartmut die Gruppe, indem er den Aerius XXL mit 5,85m Länge kaufte, ein Boot, welches notfalls auch mit bis zu vier Personen gefahren werden konnte und sehr viel Gepäck aufnahm. Marc beteiligte sich ohne Wissen von Gerhard an den Kosten, die allein mit 3500 Euro zu Buche schlugen.
Das Material wurde vervollständigt. Da Marc am wenigsten Stauraum in seinem Boot hatte, galt es, äußerst platzsparendes und leichtes Material zu wählen. Er entschied sich dabei für ein leichtes nur 1,7kg wiegendes Zweimann-Zelt von sehr geringen Abmessungen. Das gleiche galt für alle anderen Utensilien. Nach zwei Monaten war die Ausrüstung vollständig. Jeder konnte nur zwei Gepäckstücke mit maximal 46 kg mitnehmen. Von vornherein war klar: ein Gepäckstück waren jeweils die Boote, das zweite der Rucksack mit allen persönlichen Sachen. Marcs Boot wog 21 kg, der Rucksack 24 kg. Bei seinen beiden Freunden war das Verteilungsgewicht etwas günstiger, da sich das Boot auf zwei Personen verteilte.
Sie bereiteten sich intensiv auf die Reise vor. Am Anfang benötigte Marc für das Aufbauen des Faltbootes fast 45 Minuten, zum Schluss nur noch 15 Minuten. Gepaddelt wurde nur noch mit den Faltbooten.
Die Generalprobe stand an. Als Fluss wählten sie die Durance in den Seealpen in Frankreich. Wasserwucht, Kiesbankschwälle, kleinere Verblockungen waren ideales Trainingsgelände. Marc merkte sehr schnell, dass seine Wahl in jedem Fall richtig war. Das Boot ließ sich hervorragend fahren, selbst mit Ballast. Er konnte es extrem auf die Kante legen, was mit dem riesigen Aerius schlichtweg nicht möglich war. Gerhard und Hartmut mussten erkennen, dass sie eine verblockte Engstelle mit wenig Wasser auf keinen Fall fahren konnten.
Endlich war es soweit, die Reise stand bevor.
Das Abenteuer beginnt
Flughafen Stuttgart, der Neubau des Terminals 3 war noch nicht abgeschlossen. Die drei Freunde mussten in den alten Hallen einchecken. Gerhards Frau Susanne hatte sie mit einem großen Kombi von Ulm zum Flughafen Leinfelden-Echterdingen gefahren. Im Land nur kurz L.E. genannt, dabei ausgesprochen wie das amerikanische L.A. Um 11.00 Uhr war Abflug, bereits um 8.30 Uhr stoppte der Kombi direkt am Eingang Abflug. Der Abschied war kurz und schnell, wobei Gerhard seiner Frau versprechen musste, sie nach Möglichkeit einmal in der Woche anzurufen. Währenddessen organisierte Marc zwei große Gepäckwagen für die Rucksäcke und Boote. Einchecken und Gepäckaufgabe geschah ohne Probleme.
Endlich im Flugzeug. Das Abenteuer konnte beginnen.
Zuvor stand aber noch zweimaliges Umsteigen in Frankfurt und Vancouver an. Ab Frankfurt ging es weiter im Jumbojet, sie saßen alle in gleicher Reihe. Marc am Gang, Gerhard in der Mitte und Hartmut am Fenster. Die Zeitzonen wurden passiert und das berühmte Jetlag entstand. Inzwischen war es dunkel geworden, die meisten Passagiere schliefen oder dösten. Marc konnte nicht schlafen, immer war er bei Reisen nervös, dieses Mal jedoch etwas mehr. So entschloss er sich zu ein bisschen Bewegung und erkundete das Flugzeug mit seinen zwei Etagen. Vor der Businessklasse wurde ihm der Zutritt verwehrt. Als er sich schon abwenden wollte, bekam er ein paar Wortfetzen von zwei Männern mit, die sich lautstark unterhielten und wohl nicht einer Meinung waren. Es schien um eine junge