Mindful Leadership. Janice Marturano

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Mindful Leadership - Janice Marturano

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nervös, und um ehrlich zu sein, bekamen einige Seiten meines Lebens absolut nicht die Aufmerksamkeit, die sie gebraucht hätten. Irgendwie gingen die Verhandlungen um Pillsbury schließlich zu Ende, die Übernahme fand statt, und die Massenentlassungen waren abgewendet. Endlich.

      Jetzt, dachte ich, kann ich in mein normales Leben zurückkehren. Jetzt werde ich wieder die Nächte durchschlafen können und etwas von den zwanzig Pfund zurückgewinnen, die ich verloren habe. Jetzt werde ich die Wunden, die der Verlust meiner Eltern hinterlassen hat, heilen können.

      Aber so kam es nicht.

      Auch als ich an der weiteren Zusammenführung der beiden Firmen mitarbeitete und etwas normalere Arbeitszeiten hatte, gewann ich die Energie und Kraft nicht wieder, die mich die letzten Monate gekostet hatten. Kaum eine Pause, um auszuruhen oder mich meinen Gefühlen bezüglich des Todes meiner Eltern zuzuwenden. Ich war wieder am gleichen Punkt. Ich jonglierte wieder. So machen das hart arbeitende Erfolgsmenschen. Wir gehen direkt zurück aufs Spielfeld. Wir spielen auch verletzt. Dafür ernten wir Lob und Anerkennung.

      Aber ein Teil von mir war nicht mehr dabei, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn zurückbekommen könnte. Später sollte ich dann verstehen, dass ich so viel mentale Energie verbraucht hatte, dass meine Widerstandsfähigkeit einfach brachlag.

      Entdeckung der Achtsamkeit

      Ein befreundeter Arzt durchschaute mein stets freundliches Lächeln. Eines Tages meinte er, das, was ich nun wirklich brauchte, sei eine Woche in einem Thermalbad, jemand, der sich um mich kümmere, gutes Essen, Massagen und viel Schlaf. Am nächsten Tag schickte er mir per E-Mail die neueste Zagat Survey4 zu den besten Kurorten im Land. Ganz oben auf der Liste stand Miraval in Arizona. Als ich den Link öffnete, sah ich ein schönes Resort in der Wüste, das ein Verwöhnprogramm und eine ganze Reihe von Kursen und Dienstleistungen anbot. Es sah wunderbar aus. Natürlich konnte ich mir noch nicht einmal vorstellen, zu meiner Familie nach Hause zu kommen und ihr zu eröffnen, dass ich ohne sie in den Urlaub fahren würde. Ich hatte sie schon allein in die Ferien schicken müssen, als der Übernahmeprozess an einem kritischen Punkt stand, und ich wollte sie nicht schon wieder allein lassen. Also konnte ich nicht gehen.

      Als ich einen letzten Blick auf die Webseite von Miraval warf, bemerkte ich ein spezielles Programm, das als intensives Retreat für Führungskräfte über „die Kraft der Achtsamkeit“ beworben wurde, geleitet von Jon Kabat-Zinn. Ich hatte noch nie von Jon gehört, aber die Vorstellung eines mentalen Trainings faszinierte mich, also machte ich mich kundig, worum es bei dieser Achtsamkeits-Sache ging.

      Ich bin kein New-Age-Typ. Ganz und gar nicht. Ich war Firmenvizepräsidentin und arbeitete für General Mills. Ich wohnte nicht in Baja am Strand. Ich wohnte in Minnesota. Ich liebte es zwar, den Baum draußen vor meinem Büro zu betrachten, aber ich war weit davon entfernt, mit Blumen im Haar barfuß darum herumzutanzen. Wenn ich sechs Tage an einem Training in einem Kurort teilnahm, wollte ich sichergehen, dass es die Zeit wert war.

      Ich fand einige Forschungsarbeiten zu der Effektivität von etwas, das sich Mindfulness-Based Stress Reduction nannte – und es klang überzeugend. Dann erfuhr ich, dass der Begründer dieser Methode eben derjenige war, der das Training leiten würde, und dass er Mikrobiologe mit Doktortitel vom Massachusetts Institute of Technology war. Anhand dieser Tatsachen war ich mir recht sicher, dass diese Methode auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf New-Age-Sprüchen und Klischees beruhen würde. Nach Rücksprache mit meiner Familie, die mich voll und ganz unterstützte, meldete ich mich an.

      Es stellte sich als etwas völlig anderes heraus als alles, was ich jemals erlebt hatte, und ich zähle es noch immer zu den zehn schwierigsten Dingen, die ich je getan habe. Es begann damit, dass Jon uns, zu zwölft im Kreis sitzend, eröffnete, dass wir nun eine dreiviertel Stunde sitzen und meditieren würden. Ich erinnere mich noch, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging: Hat er gerade gesagt, dass wir eine dreiviertel Stunde still sitzen?! Warum denn so lange? Ich werde diese Woche nicht meinen Geist trainieren, ich werde verrückt werden!

      Interessanterweise habe ich auch eine lebhafte Erinnerung an den letzten Tag des Trainings, als ich mein kleines Meditationskissen in die Kiva5 trug, in der wir uns zur morgendlichen Praxis trafen, und dachte: Es wird nur eine Stunde dauern. Das ist nicht mal annähernd lang genug.

      Zwischen diesen beiden kontrastreichen Momenten – sozusagen das Vorher-nachher-Bild meines ersten Ausflugs in die Achtsamkeit – erfuhr ich, wie es ist, den Geist im gegenwärtigen Augenblick sein zu lassen. Ich erfuhr, dass die meisten Menschen ihr ganzes Leben damit verbringen, sich abzulenken und so viel über die Vergangenheit und Zukunft nachzudenken, dass wir schließlich den jetzigen Moment verpassen, den einzigen, den wir zu leben und auf den wir Einfluss haben.

      Nach all dem Multitasking und dem Versuch, die verschiedenen Anforderungen meines Lebens auszubalancieren, nach dem jahrelangen Dauerlauf und der immensen Intensität der letzten achtzehn Monate – jetzt anzuhalten und zu lernen, präsent zu sein, fühlte sich an, wie gegen eine Backsteinmauer zu prallen. Während dieser Tage der persönlichen Erkundung von Achtsamkeit begann ich langsam, meine angeborene geistige Fähigkeit zur Präsenz wieder zu entdecken. Und durch diese Entdeckung begann ich, mich wieder mit mir selbst zu verbinden, mit Geist, Körper und Herz. Langsam entstand in mir ein wenig geistige Widerstandsfähigkeit.

      Als ich nach Hause kam, begrüßte mich mein Mann an der Tür und bemerkte sofort, dass sich etwas verändert hatte. Ich war offener, ausgeruhter und friedlicher als ich es seit Langem gewesen war. Ich machte mit meiner täglichen Meditationspraxis weiter und bemerkte, wenn ich während des Tages nicht achtsam war. Zum Beispiel ertappte ich mich dabei, wie ich über die morgige Besprechung nachdachte, anstatt derjenigen zu folgen, in der ich mich gerade befand, oder ich checkte meine E-Mails, während ich an meinem Schreibtisch zu Mittag aß, und stellte fest, dass ich keine Ahnung hatte, wie meine Suppe eigentlich schmeckte. Andererseits bemerkte ich gelegentlich auch, dass ich durch meine Praxis, etwas inneren Raum zu schaffen und bewusst eine andere Wahl zu treffen, meine typischen Reaktionen auf bestimmte Personen oder Situationen bremsen konnte. Es wurde zu einer faszinierenden Erkundung meiner eigenen Konditionierungen und der Möglichkeit, meine mentalen Fähigkeiten zu erweitern.

      In diesen ersten Jahren meditierte ich gewissermaßen heimlich. Ich war ziemlich sicher, dass die meisten meiner Kollegen nicht verstehen würden, warum ich meditierte und dass ihnen die Vorstellung nicht gefallen würde, mitanzusehen, wie sich eine leitende Anwältin der Firma in einen dieser stereotypischen, lässigen, durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Meditationsfreaks verwandelt. Anwälte müssen schließlich reizbar und durchsetzungskräftig sein. Das fehlende Wissen meiner Kollegen über Achtsamkeitspraxis könnte sie zu der Frage veranlassen, ob die Meditation nicht den Verlust meines Schwungs und Engagements nach sich ziehen würde.

      Ich entwickelte indes meine tägliche Meditationspraxis weiter und wollte schon bald mehr darüber wissen. Ich meldete mich für ein Alumni-Retreat für die ehemaligen Teilnehmer von Jons Kurs „Die Kraft der Achtsamkeit“ an. Es wurde von Saki Santorelli geleitet, dem Geschäftsführer des Center for Mindfulness in Medicine, Health Care and Society an der University of Massachusetts Medical School.

      Die Begegnung mit Saki war der Auftakt zu einem mehrjährigen gemeinsamen Weg, auf dem wir vielfältige enge Beziehungen zueinander knüpften. Er teilte mit mir seine Weisheit und Erfahrung in Bezug auf Achtsamkeit und half mir, meine Praxis deutlich zu vertiefen, und er lehrte mich die Kunst, Achtsamkeit zu lehren. Ich wurde Mitglied des Beirats des Center for Mindfulness, Direktorin für die dortige Leadership-Schulung und bot dem Center zur Unterstützung meine Fertigkeiten als ausgebildete Strategin an. Wir wurden Kollegen und Freunde. Zusammen entwickelten wir das erste Mindful-Leadership-Curriculum und leiteten fast fünf Jahre lang gemeinsam Mindful-Leadership-Retreats. Es war ein fruchtbares und reichhaltiges Übungsgelände für meine Praxis und für das, was schließlich eine wesentliche Veränderung

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