Leben wir in einer Illusion?. Lutz Gaudig
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Nun ist dies noch lange nicht der endgültige Beweis dafür, dass wir in einem holografischen Universum leben.
Aber ein erster und ernst zu nehmender Hinweis ist es allemal.
Sollte sich dieses Modell in nicht allzu ferner Zukunft bestätigen, können wir alles vergessen, was wir über unsere Existenz zu wissen glauben.
Wir müssten uns neu erfinden.
An dieser Stelle könnte ich Ihnen nicht einmal erklären, wie ich – was immer auch dieses Ich ist – als zweidimensionale Menge von Informationen eine dreidimensionale Computertastatur bedienen kann, um diese Zeilen zu schreiben.
Vielleicht sollte ich der Einfachheit halber auf Spracherkennung umschalten.
Wer wir sind, woher wir kommen und vor allem warum wir sind, erschließt sich uns möglicherweise ein Stück weit nach der Diskussion der nachfolgenden Seiten neu.
Aber egal, wie wir die Fragen – jeder für sich selbst – beantworten werden, es scheint einen Grund für unsere Existenz zu geben und dafür, dass wir miteinander kommunizieren.
Vom Faustkeil
zur Allgemeinen
Relativitätstheorie
Lange vor unserer Zeit
Nui lag auf dem Rücken.
Die Hände unter dem Kopf, stierte er auf das flackernde Licht an der Höhlendecke.
Er hatte Feuer wache.
Die Sicherheit der Sippe hing von ihm ab, von dem Feuer zwischen ihm und dem Höhleneingang.
Es durfte nicht verlöschen.
Draußen war der Tiger.
Anu, ihr Anführer, war tot.
Am Morgen hatten sie ihn gefunden, unten am Fluss, das, was von ihm übrig war.
Daneben waren die Spuren, größer als alle, die sie je gesehen hatten.
Sie hatten sie verfolgt, die ganze Sippe sichernd nach allen Seiten.
In der Nähe ihrer Heimathöhle verloren sie sich.
Der Tiger war da draußen.
Nui drehte seinen Kopf zur Seite, sah in die Glut.
Noch eine kleine Weile, dann würde er ein paar dicke Äste nachlegen müssen.
Ein Windstoß von draußen war f zuckend rote Schatten auf die Felswände.
Da waren sie, die Wesen aus der Unterwelt.
Er glaubte, Anki zu erkennen, seinen Vater.
Aber mit dem nächsten Windhauch war er verschwunden.
Nui drehte seinen Kopf zurück und stierte wieder zur Decke in das flackernde Dunkel.
Je länger er versuchte, es zu durchdringen, desto deutlicher und klarer sah er Aaron, den Großen Bären, den Schöpfer der Welt.
Wir wissen heute natürlich etwas, was Nui nicht wissen konnte.
Nicht der Große Bär erschuf die Welt, sondern Gott.
Und zwar in sieben Tagen (in sechs Tagen, am siebten Tag ruhte ER).
Sein Meisterstück war Adam.
Glaubte er zumindest.
Und er glaubte auch zu wissen, was für Adam gut und richtig war.
Deshalb setzte er ihn ins Paradies.
Das Problem allerdings besteht darin, dass diejenigen, die hineingesteckt werden, das Paradies anders empfinden.
Genau so erging es Adam.
Es war langweilig, und er kam sich überflüssig vor.
Gott ließ sich erweichen und schuf Eva aus Adams Rippe.
Jedem halbwegs vernünftigen Gentechniker wird sich hier allerdings die Frage stellen, warum Eva nicht das Spiegelbild von Adam ist.
Gott sei Dank weiß Gott mehr über Gentechnik als unsere heutigen Wissenschaftler.
Nachdem wir nun wissen, wie die Welt entstanden ist, erkennen wir, dass der Mensch versucht, sich selbst und seine Welt um sich herum zu erklären.
Er tut dies in Modellen.
Für Nui und sein Volk war völlig klar, dass der Große Bär die Welt erschaffen hatte.
Das konnten sie jeden Tag sehen.
Denn es gab Pflanzen und Tiere, und die Sonne ging unter und wieder auf, so, wie es der Große Bär gemacht hatte.
Und wenn sie nicht beständig Aaron dankten und ihm Opfer brachten, sandte er den Tiger oder schleuderte den Blitz.
Für uns, die wir lesen können, ist klar, dass dies natürlich völliger Blödsinn ist.
Denn es steht geschrieben, in der Heiligen Schrift, dass Gott die Welt erschuf.
Wir alle zusammen stammen ab von Adam und Eva.
Und es ist ihre Schuld, dass wir nicht mehr im Paradies leben.
Wir wissen das und glauben das, vielleicht bis auf ein paar eingefleischte Gentechniker oder andere Unverbesserliche.
Lassen Sie uns noch einmal zurückkehren in die Höhle mit dem Feuer am Eingang.
Nui hatte inzwischen ein paar trockene Äste nachgelegt.
Der gelbrote Widerschein auf den zackigen Wänden generierte Sicherheit.
Nui legte sich zurück auf sein Bett aus dünnen Fichtenzweigen.
Er sog den harzigen Duft ein und vergaß für eine Weile seine Aufgabe.
Sich dessen bewusst werdend, tastete er erschrocken nach seinem Messer.
Aaron sei Dank, es lag griffbereit neben ihm.
Er hatte es „Messer“ getauft, weil Messer „länger“ bedeutete, und es war tatsächlich deutlich länger, dreimal ungefähr wie die Klingen der üblichen Faustkeile.
Er hatte lange darüber nachgedacht, bevor er sich den Feuerstein suchte, den er dann mühsam schärfte.
Den hinteren Teil des langen, schmalen Dreiecks hatte er mit vier Lagen dünner Lederstreifen umwickelt.
So lag es gut in der Hand und tötete beim ersten Stich.
Nicht wie die normalen Faustkeile der Sippe, wo man fünf- oder sechsmal zuschlagen musste.