Namen machen Leute. Gabriele Rodríguez
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Auch die weiblichen Formen Frieda, Ida und Wilhelmine sind heute wieder beliebt. Der weibliche Name Ida etwa ist schon seit über 1400 Jahren bezeugt. Ida war die Gattin Pipins I. im 7. Jahrhundert. Er wirkt heute wieder wegen seiner Lautstruktur sehr weiblich und modern.
Bereits vor etwas mehr als Hundert Jahren gab es so eine Rückbesinnung auf altdeutsch-germanische Rufnamen.
Im Jahr 1846 lobte die »Berliner Akademie der Wissenschaften« einen Preis für denjenigen aus, dem es gelang, ein Wörterbuch der alten deutschen Namen bis zum Jahre 1100 zu erstellen. Lediglich einer, der Historiker und Bibliothekar Ernst Förstemann (1822–1906), stellte sich dieser Herausforderung. Er bekam den Preis aber nicht und musste sich viel Kritik anhören, aber sein monumentales Werk »Altdeutsches Namenbuch« aus dem Jahr 1857 ist trotz einiger Mängel bis heute für Namenforscher ein Standardwerk. Und auch viele Eltern, die heute nach einem besonders ungewöhnlichen Vornamen fahnden, entdecken irgendwann dieses Nachschlagewerk – mit Namen, die mehr als Tausend Jahre alt sind. Wenn sie sich zudem für die germanische Geschichte interessieren, ist dieses Werk eine wahre Fundgrube.
So baten mich Eltern einmal um die Bestätigung des weiblichen Vornamens Isika. Er klang für mich recht modern, und ich hatte ihn vorher noch nicht gehört. Sie hatten aber eben in diesem »Altdeutschen Namenbuch« den männlichen Namen Isiko entdeckt, der im 10. Jahrhundert belegt ist und eine Kurzform eines zweigliedrigen Namens mit dem althochdeutschen Element »īs« für »Eisen, Waffe« ist. Er gefiel ihnen und deshalb bildeten sie kurzerhand die weibliche Form »Isika« dazu. In altdeutschen Rufnamen erscheint übrigens »Isan-« oder »Isen-« (also »Eisen«) oft als Erstelement in zweigliedrigen männlichen Namen wie Isenbert oder Isenhard.
Auch wieder sehr populär bei Eltern des 21. Jahrhunderts sind die männlichen Vornamen Eisenherz, Eisenhard, Eisenhans sowie Frowin. Da sie aber bei den Behörden heute überhaupt nicht mehr bekannt sind, müssen sie oft von uns bestätigt werden. Auch Löwenherz wird als eine Neubildung und in Anlehnung an Richard Löwenherz als männlicher Vorname eingetragen.
Manche Eltern graben regelrecht in Geschichtsbüchern auf der Suche nach alten vergessenen Namen und historischen Gestalten. Ich kenne eine kinderreiche Familie in Brandenburg, in der alle Kinder mehrere germanische Namen erhielten. Unter anderem sind dort zu finden: Rikimer, Nestika, Svanhild, Vitigis, Sigisleif, Leovigild, Alarich, Dagaleif, Vidukind, Irmelin, Hildigis, Heilika und Godelinda. Auch Namen wie Erelive (das war der Name der Mutter des Ostgotenkönigs Theodorichs des Großen im 5. Jahrhundert), Hludana (eine nordgermanische Göttin), Hoamer (Name eines ostgermanischen Wandalen- Königs) und Hengist (er war der zweite Heerführer der Angelsachsen im 5. Jahrhundert) finden sich in dieser Familie.
Eine andere Familie nannte ihren Sohn Thumelikar. Der war der im Jahr 15 nach Christus geborene Sohn des Cherusker-Fürsten Arminius (auch bekannt als Hermann der Cherusker) und seiner Gattin Thusnelda (der Tochter des Cherusker-Fürsten Segestes). Die erste Silbe des Namens stammt von der Mutter.
TUSSI MIT NIVEAU
Apropos Thusnelda: Letztens rief mich eine ältere Dame an und wollte ein paar Dinge zu ihrem Familiennamen wissen. Nachdem ich ihr einige Auskünfte dazu erteilt hatte, erzählte sie mir, dass sie Thusnelda hieße und meist »Tussi« gerufen würde. Sie war stolz auf ihren Vornamen, und sie störte sich nicht daran, dass er eher negativ assoziiert wird. Dies war aber nicht immer so. Erst im Alter konnte sie sich mit ihrem Namen versöhnen. Erstaunlich finde ich, dass es diesen Namen heute nur noch höchstens 65-mal in Deutschland gibt. Früher was Thusnelda ein gängiger Mädchenname. Seine Bedeutung ist aber nicht eindeutig geklärt. Der vordere Namensteil kann »þūs« (»Kraft«), oder auch »thursa« (»groß, gewaltig«) bedeuten. Der zweite Teil kann sich aus »hildjō« (»Kampf, Schlacht«) oder aus dem althochdeutschen »snel« für »schnell, tapfer« herleiten. Wie auch immer: Heute wird dieser Name nicht mehr eingetragen. Anders als die Kurzform Nelda, die aber nicht mit Thusnelda in Verbindung gebracht wird.
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