Achtsamkeit, Meditation & Psychotherapie. Chogyam Trungpa

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Achtsamkeit, Meditation & Psychotherapie - Chogyam Trungpa

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des Geistes. Zuerst genügt es vielleicht, einfach zu sehen, dass wir einen Geist haben, dass wir Geist sind. Allmählich jedoch und in blitzartigen Momenten erkennen wir, dass wir nicht deckungsgleich sind mit den Gedanken und Gefühlen, die uns ständig beschäftigen, die uns scheinbar definiert haben. Um sie herum ist Platz; noch besser: wir sind dieser Raum, und Gedanken und Gefühle ereignen sich hier als unsere Gäste. Und eigentlich ist dieser Raum Weisheit an sich und unsere Gedanken und Gefühle sind seine greifbare Intelligenz. Wir können uns in diese vibrierende Leere entspannen. Das ist der ganze Weg: diese Entspannung, dieses Die-Seele-baumeln-Lassen in der grundlegenden geistigen Gesundheit.

      Meine Dankbarkeit an alle meine Lehrer, Eltern, Therapeuten und Freunde, an alle Wesen und Nicht-Wesen.

      Einleitung der Herausgeberin

      Achtsamkeit, Meditation und Psychotherapie – Einführung in die buddhistische Psychologie ist eine Auswahl von Schriften des buddhistischen Meditationsmeisters Chögyam Trungpa Rinpoche. Sie präsentiert Einblicke in die Themen Meditation, Geist und Psychologie, die er in den Siebzigern und Achtzigern in Amerika westlichen Psychologen, Psychotherapeuten und Schülern der buddhistischen Meditation vermittelte. Im Grunde ist es ein Buch darüber, wie jeder von uns, wir alle, mit uns und anderen auf vernünftige und freundliche Weise arbeiten können. Darüber hinaus spricht der Autor im Rahmen der Diskussion über buddhistische Psychologie auch die speziellen Probleme und Bedürfnisse von Menschen unter extremem seelischem Leidensdruck an. Und er greift die Anliegen von Psychotherapeuten und Angehörigen anderer Heilberufe auf, die am seelischen Wohlbefinden ihrer Klienten genauso arbeiten wie an ihrem körperlichen.

      Während der Autor anerkennt, dass viele Menschen professionelle psychologische Hilfe brauchen und dass es wichtig ist, für manche Patienten eine geeignete therapeutische Umgebung oder therapeutische Gruppe zu schaffen, besteht die Grundthese dieses Buches darin, dass alle Menschen in sich die Anlagen haben, um von Grund auf gesund zu werden. Immer wieder erklärt Trungpa Rinpoche, dass wir alle mit grundlegender geistiger Gesundheit geboren werden, die er auch als grundlegend Gutes, als Gesundheit oder Wachheit bezeichnet. Sich selbst und anderen zu helfen, auf diesen Boden der Klarheit und Gesundheit zurückzukommen, das ist der Weg und das Ziel der buddhistischen Psychologie, wie sie im hier vorliegenden Band präsentiert wird. Wie der Autor im Kapitel „Eine gesunde Umgebung schaffen“ formuliert:

      „Man sollte danach Ausschau halten, wo die Gesundheit des Patienten herkommt. … Jemand ist vielleicht paranoid und bedrohlich, aber wo kommt diese Genauigkeit her? Er oder sie ist vielleicht extrem neurotisch und destruktiv, aber wo ist der grundlegende Kristallisationspunkt dieser Energie? Wenn man die Menschen von diesem Standpunkt aus betrachtet, vom Standpunkt des grundlegend Guten, dann kann man anderen definitiv in irgendeiner Weise helfen“ (Seite 195/196).

      Chögyam Trungpa widmete sein ganzes Leben der Arbeit mit anderen, um ihnen zu helfen. Die Tradition des buddhistischen Mahayana, die Grundlage seiner Ausbildung, spricht von der Verantwortung, die letztendlich jeder von uns übernehmen muss, alle fühlenden Wesen zu befreien – wobei man bei sich selbst anfängt, um für andere von Nutzen zu sein. Das ist Arbeit für andere in großem Stil!

      Trungpa Rinpoche arbeitete tagaus, tagein mit anderen Menschen. Zehntausende führte er in die Praxis der Sitzmeditation ein und hielt Tausende von Einzel- und Gruppengesprächen ab. Die Leute suchten bei ihm Rat wegen ihrer Meditationspraxis, aber auch zu ihrer Lebensführung: wen sie heiraten, welchen Job sie annehmen, ob sie ein Geschäft gründen oder wieder die Schulbank drücken sollten. Rinpoche war bei ihnen, wenn sie starben, wenn sie Kinder zur Welt brachten, wenn sie meditierten, wenn sie heirateten und wenn sie krank waren. Die Leute kamen zu ihm, wenn sie deprimiert waren, wenn ihre Ehe zerbrach, wenn sie an Selbstmord dachten – in so ziemlich jeder Situation und jedem Gemütszustand. Wenn man auch nicht sagen würde, dass ein buddhistischer Lehrer dasselbe ist wie ein Psychologe, so erwartet man doch – vor allem in der westlichen Welt – von einem buddhistischen Lehrer, dass er sich mit vielen der Probleme befasst, mit denen es klinische Psychologen zu tun haben. Über diese Ähnlichkeit der beiden Tätigkeiten sagte Chögyam Trungpa: „Sie sollten das, was Sie tun, nicht als gewöhnliche medizinische Arbeit betrachten. Als Psychotherapeuten sollten Sie Ihren Patienten mehr Aufmerksamkeit widmen und an ihrem Leben Anteil nehmen. Diese Art der Freundschaft ist eine langfristige Verpflichtung. Sie ist fast wie die Lehrer-Schüler-Beziehung auf dem buddhistischen Weg. Sie sollten stolz darauf sein“ (Seite 187).

      Für Chögyam Trungpa ging es in der Spiritualität, in der Psychotherapie und im Leben überhaupt darum, so vollständig wie möglich Mensch zu werden, statt sich in etwas ganz anderes verwandeln zu wollen. Er schrieb, dass der „Geist nicht verändert oder ausgewechselt werden kann, nur ein Stück weit geklärt. Man muss zurückkommen auf das, was man ist, statt sich zu etwas anderem bekehren zu wollen“ (Seite 225). Es ist diese Weisheit – die Weisheit, wer wir sind –, die er leidenschaftlich vertrat und die hier als Grundlage für die Arbeit mit uns selbst und anderen präsentiert wird.

      Meditation, Geist und Psychologie

      Dieses Buch zerfällt grob in drei Teile: Meditation, Geist und Psychologie. (Ich sage „grob“, weil Chögyam Trungpa oft über die Natur des Geistes spricht, wenn er die Meditation behandelt, und in vielen seiner Beiträge über Geist und Psychologie bezieht er sich wiederum auf die Meditation.) Das Buch beginnt mit dem Prolog „Die Begegnung von buddhistischer und westlicher Psychologie“, in dem die grundlegende Logik dargestellt wird, die das gesamte Material dieses Buches verbindet. Trungpa Rinpoche definiert hier ursprüngliche Gesundheit und erläutert, warum Meditation und die Untersuchung des eigenen Geistes als Grundlage für das Verständnis von anderen und die Arbeit mit ihnen wichtig ist. Teil eins, „Meditation“, stellt dann sowohl die Technik der Meditation vor als auch, was sie für das Verständnis der Natur des Geistes und für die Anwendung der gewonnenen Einsichten in unseren Beziehungen zu anderen bedeutet. Teil zwei, „Geist“, präsentiert Material zur Entwicklung des Ego aus buddhistischer Perspektive und behandelt Aspekte menschlicher Intelligenz, Wahrnehmung und Kognition. In diesem Abschnitt behandelt der Autor auch die Energie von Emotionen und die komplexen Gemütszustände, die wir kreieren. Teil drei, „Psychologie“, beleuchtet speziell die Arbeit mit anderen in einem therapeutischen Rahmen. Der kontemplative Ansatz, den Trungpa Rinpoche empfiehlt, beruht auf der Praxis der Meditation und den Einsichten, die aus dieser Praxis erwachsen. Wie der Autor sagt:

      „Wenn Psychologen aus dem Westen den Buddhismus zu studieren beginnen, taucht fast immer eine wichtige Frage auf: Muss man Buddhist werden, um etwas über den Buddhismus zu lernen? Die Antwort ist natürlich nein, aber es muss zurückgefragt werden: Was wollen wir denn lernen? Das Wichtigste, was der Buddhismus einem Psychologen aus dem Westen zu sagen hat, ist, wie man sich direkter auf das eigene Erleben einlässt, seine Frische, seine Fülle, seine Unmittelbarkeit. Dazu braucht man kein Buddhist zu werden, aber man muss Meditation praktizieren. … Eine ordentliche Portion Meditation ist für die Arbeit mit uns selbst und anderen wirklich notwendig“ (Seite 35/36).

      Meditation

      Wer bin ich? Was bin ich? Warum bin ich? Seit vielen tausenden von Jahren stellt sich der Mensch diese Fragen. Im Lauf der Zeit hat unsere Spezies viele Antworten formuliert, aber auch individuell ringt jeder Mensch mit diesen Problemen. Vorformulierte Antworten befriedigen uns irgendwie nicht, so entscheidend sind diese Fragen für das menschliche Dilemma. In der buddhistischen Tradition ermöglicht uns die Praxis der Meditation, diese Fragen auf eine direkte, empirische Weise zu untersuchen, statt uns irgendwelche Dogmen anzubieten.

      Meditation ist eine uralte Methode, und doch ist sie für die Arbeit mit unserer gegenwärtigen Situation erstaunlich gut geeignet und anwendbar. Sie steht im Einklang mit vielen Entdeckungen, die westliche Psychologen im Lauf der letzten hundert Jahre gemacht haben. Buddhistische Meditation ermutigt uns, mit dem Erleben unseres eigenen

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