Achtsamkeit, Meditation & Psychotherapie. Chogyam Trungpa

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Achtsamkeit, Meditation & Psychotherapie - Chogyam Trungpa

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Käse, und auch der Käse ist nur heiße Luft. Während dies bestimmten Ansichten im Westen fremd zu scheint, steht es doch mit verschiedenen psychologischen Ansätzen im Einklang, die den Wert von Verletzlichkeit, Flexibilität und Offenheit für Veränderungen betonen. Das Durchschauen des „Mythos Ego“ hat die Kehrseite, dass wir wieder in Kontakt kommen mit der grundlegenden offenen Weite und diesen Zustand der Egolosigkeit als grundlegende Gesundheit erkennen, als einen ursprünglichen Seinszustand, den wir alle besitzen.

      Hier findet sich auch Material über die verschiedenen Wissens- und Intelligenzfunktionen, die der Geist zeigt. Auf Tibetisch heißen sie sems, rikpa, lodrö und yi. Es sind Werkzeuge oder Wege des Erkennens, Aspekte unserer Intelligenz und wie wir sie anwenden, im Gegensatz zu den Aspekten oder Komponenten, den Skandhas, des Ego. Die Skandhas sind aufeinander aufbauende Schichten (skandha bedeutet wörtlich „Haufen“) von Komplikationen und Konfusion, die wir kreieren, um die grundlegende Offenheit und Weiträumigkeit des Seins zu übertünchen.

      Im Abschnitt „Geist“ präsentiert Chögyam Trungpa auch die sechs Welten der Existenz, die als fixe Ideen oder Halluzinationen beschrieben werden, die wir kreieren – auch wenn wir sie oft als von außen erzeugt oder aufgedrängt erleben. Chögyam Trungpa bezeichnet sie manchmal als „Stile der Gefangenschaft“. Die sechs Welten hängen traditionell mit den buddhistischen Lehren über das Rad des Lebens zusammen und werden beschrieben als tatsächliche Himmels- und Höllenwelten inklusive allem dazwischen – der Welt der eifersüchtigen Götter, der Welt der Menschen, der Welt der Tiere, der Welt der hungrigen Geister. Chögyam Trungpa macht dieses Material zugänglich und aufschlussreich, indem er diese Welten den emotionalen und psychischen Zuständen zuordnet, die wir alle täglich durchleben.

      Zum Schluss gibt es in Teil zwei ein Kapitel über verschiedene Stile der Wahrnehmung, die Chögyam Trungpa auch auf verschiedene Persönlichkeitstypen und Emotionen bezieht. Diese Darlegungen beruhen auf den tantrischen Lehren des tibetischen Buddhismus zu den „fünf Buddha-Familien“. Diese Lehren stellen eine Kategorisierung verschiedener Eigenschaften oder Stile dar, die für Verwirrung wie auch für Weisheit charakteristisch sind. Anders ausgedrückt, beschreiben die Buddha-Familien Energie, sowohl neurotische Energie als auch die erleuchtete Energie, die transformiert oder hinter jedem neurotischen Gefühlsausbruch entdeckt werden kann. Chögyam Trungpa war, glaube ich, der Erste, der die Lehren über die Buddha-Familien so direkt auf die Psychologie und Persönlichkeit des Menschen angewandt hat. Sowohl in seine eigene künstlerische Arbeit und in die mit anderen Künstlern wie auch bei seiner Arbeit mit Psychologen im Bereich der psychiatrischen Vorsorge brachte er dieses Material ein. Für ihn waren die fünf Buddha-Familien einer der Lehrinhalte aus der tantrisch-buddhistischen Tradition, mit dem die westliche Kultur und Denkweise sofort etwas anfangen konnte. Bis heute ist dies der Bereich, wo seine Leistungen am deutlichsten bahnbrechend sind.

      Psychologie

      Teil drei des Buches schließlich, „Psychologie“, präsentiert Schriften zur Umsetzung buddhistischer Psychologie und Meditation innerhalb der westlichen Psychologie, Psychotherapie und generell bei der Arbeit mit anderen im Rahmen einer heilenden Beziehung. Ein kurzer Abriss von Chögyam Trungpas Beschäftigung mit westlicher Psychologie soll hier als Grundlage dienen, um seine Thesen zu diesem Thema würdigen zu können.

      Nach seinem ersten Kontakt mit westlichen Ansichten über den Buddhismus, denen er in den sechziger Jahren in Indien und England begegnete, war Trungpa Rinpoche klar, dass im Westen eine gewisse Verwirrung herrschte, weil der Buddhismus für eine Religion gehalten und buddhistische Meditation irrigerweise oft als eine Form der Anbetung oder als ein Mittel, einen veränderten oder höheren Bewusstseinszustand zu erreichen, betrachtet wurde. Viele der Menschen, denen er im Westen als erste begegnete, verstanden Meditation nicht als Methode, die Natur des eigenen Geistes zu untersuchen.

      Von allen Schulen des buddhistischen Denkens war der tibetische Buddhismus, wegen der Komplexität seiner Rituale und Symbolik und wegen seiner Darstellungen tantrischer „Gottheiten“ wahrscheinlich die am meisten missverstandene. Vielen Beobachtern im Westen schien der tibetische Buddhismus ein System der Anbetung oder der Vereinigung mit den Göttern zu sein, ein Versuch, in den Besitz göttlicher oder gar schwarzmagischer Kräfte zu gelangen.4 Ohne ein Verständnis der im tibetischen Buddhismus verwendeten Symbolik war es schwer zu begreifen, dass die abgebildeten Gottheiten eigentlich Darstellungen der vielen Facetten des menschlichen Geistes und seiner Myriaden von Gedanken und Gefühlen waren.

      Als er Anfang der Sechziger in den Westen kam, um in Oxford zu studieren, erkannte Chögyam Trungpa bald, dass in der Sprache der Psychologie die buddhistischen Lehren besser zu vermitteln sein würden, als das in der Sprache westlicher Religion bisher gelungen war. Sehr früh wählte er den westlichen Fachausdruck „Ego“ als Bezeichnung für die Erfahrung quälender Selbstbezogenheit5 und prägte den Ausdruck „Egolosigkeit“ als Bezeichnung für die in der Meditation gewonnene Einsicht in die nichtige oder illusorische Qualität des Selbst und seiner Gewohnheitsmuster. Dies dürfte wahrscheinlich als sein wichtigster Beitrag zum Verständnis des Buddhismus im Westen gelten. Sogar das Oxford English Dictionary führte in seiner zweiten Auflage unter dem Stichwort „Ego“ Trungpas Gebrauch des Wortes „Egolosigkeit“ auf.6 Er benutzte auch das Wort „Neurose“, aber nicht in erster Linie als Diagnose für eine Geisteskrankheit. Neurotischer Geist war vielmehr die Verzerrung, die aus der allgemeinmenschlichen Erfahrung entsteht, aus Gewohnheit am Glauben an ein feststehendes und separates Selbst festzuhalten. Ab den siebziger Jahren wählte er Ausdrücke und Formulierungen wie „Angst“, „Depression“, „Schuldgefühle“, „neurotische Denkmuster“ oder „unbewusste Tendenzen“ und beschrieb damit verwirrte und schmerzvolle Erfahrungen, die uns allen vertraut sind und durch die Praxis der Meditation angegangen werden können. Dieses psychologische Vokabular im Zusammenhang mit buddhistischer Praxis zu gebrauchen kommt uns heute völlig normal vor, war aber in den Siebzigern eine Pioniertat.

      In England machte Chögyam Trungpa in den sechziger Jahren die Bekanntschaft des englischen Psychoanalytikers R. D. Laing, der ihn in einige der radikaleren Ansätze westlicher Psychologie einführte. In Amerika sprachen er und der Zen-Meister Shunryu Suzuki Roshi zu Anfang der Siebziger oft über den Aufbau einer therapeutischen Wohngemeinschaft für die Arbeit mit geistig verwirrten Menschen. Leider starb Suzuki Roshi Ende 1971 an Krebs. Chögyam Trungpa arbeitete jedoch weiter an diesen Plänen, und 1972 gründeten er und eine Gruppe seiner Schüler, die seine Ausführungen zum Thema Psychologie wie auch die Arbeit einiger westlicher Psychologen studiert hatten, im Norden des US-Staates New York eine therapeutische Gemeinschaft, um dort Klienten mit schweren psychischen Problemen zu behandeln. Chögyam Trungpa hatte eine auf konkreten Erfahrungen basierende Methode namens „Maitri Space Awareness“ entwickelt, bei der eine Reihe speziell entworfener Räume und Körperhaltungen zum Einsatz kam, die die Neurose schärfer akzentuierten, so dass sie klar erkannt und direkt bearbeitet werden konnte. Er entwickelte „Maitri Space Awareness“ gemäß seinem psychologischen Verständnis der fünf Buddha-Familien, die in Teil zwei beschrieben werden. Seine frühen Gedanken zum Thema „Space Awareness“ werden in Teil drei dieses Buches vorgestellt, im Kapitel „‚Maitri Space Awareness‘ in einer buddhistisch-therapeutischen Gruppe“.

      Als sich herausstellte, dass sie für die Behandlung schwerer geistiger Krankheit unzureichend ausgebildet waren, begannen die Schüler, die das „Maitri“-Team bildeten, sich mit Hilfe der von Chögyam Trungpa entwickelten Techniken weiterzubilden und ihre eigene Psychologie zu studieren. Diese kombinierte Form der Arbeit mit „Maitri Space Awareness“ hat sich bis heute fortgesetzt.

      1974 gründete Chögyam Trungpa das „Naropa-Institut“ (mittlerweile „Naropa-Universität“) in Boulder, Colorado. Von Beginn an umfasste diese vom Buddhismus inspirierte weiterführende Bildungseinrichtung das Studium kontemplativer Psychologie. Viele von Chögyam Trungpas Ansichten und Einsichten psychologischer Art wurden in das Programm integriert. Noch heute ist „Maitri Space Awareness“ ein Teil der Naropa-Ausbildung in kontemplativer Psychologie.

      Trungpa

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