4 Portraits (Pauli, Einstein, Planck und Heisenberg). Ernst Peter Fischer

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4 Portraits (Pauli, Einstein, Planck und Heisenberg) - Ernst Peter Fischer

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vor uns haben, für die wir nur Symbole haben. Das ist sozusagen ein Schritt in die Abstraktion hinein. Das erkennt Planck, aber es bleibt ein Determinismus. Nur ist es nicht der Determinismus, an den wir von Hause aus gewöhnt sind.

      Das ist für ihn alles ganz klar. Das ist beruhigend für ihn. Aber das eigentliche Problem, das dahinter steckt, das zum Menschen hinführt, geht aus den Schlussbemerkungen hervor, die wir jetzt noch hören:

      „Wie steht es dann aber mit der Freiheit des menschlichen Willens? Wird dieser nicht durch die geschilderte Anschauung aufgehoben und damit der Mensch zu einem blutlosen Automaten degradiert? Diese Frage ist zu naheliegend und zu wichtig, als dass ich – obwohl mir schon öfter Veranlas-sung gegeben war, zu ihr Stellung zu nehmen – hier darauf verzichten möchte, mit einigen Worten auf sie einzugehen.

      Nach meiner Meinung besteht nicht der geringste Wider-spruch zwischen dem Walten einer strengen Kausalität in dem hier behandelten Sinne und der Freiheit des mensch-lichen Willens. Denn das Kausalgesetz einerseits und die Willensfreiheit andererseits, beziehen sich auf ganz verschiedenartige Fragen. Während man, wie wir gesehen haben, zum Verständnis einer strengen Kausalität im Weltgeschehen der Annahme eines idealen, alles durchschauenden Geistes bedarf, ist die Frage, ob der Wille frei ist oder nicht, lediglich eine Angelegenheit des Selbstbewusstseins. Sie kann also nur durch das eigene Ich entschieden werden. Der Begriff der menschlichen Willensfreiheit hat nur den Sinn, dass der Mensch sich selbst innerlich frei fühlt – und ob das der Fall ist, kann nur er selber wissen.

      Damit steht nicht im Widerspruch, dass seine Willensmotive von einem idealen Geiste vollständig durchschaut werden können. Wer sich durch eine solche Vorstellung in seiner sittlichen Würde geschmälert fühlt, der vergisst die himmelhohe Erhabenheit des idealen Geistes über seine eigene Intelligenz. Der eindruckvollste Beweis für die Unabhängigkeit des eigenen Willens vom Kausalgesetz ergibt sich wohl dann, wenn man einmal den Versuch macht, auf dem Wege gesteigerter Selbsterkenntnis, nur mit Hilfe des Kausalgesetzes, die eigenen Willensmotive und Handlungen vorauszubestimmen. Ein solcher Versuch ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, weil jede Anwendung des Kausalgesetzes auf den eigenen Willen und jede daraus gewonnene Erkenntnis selber als Willensmotiv wirkt und dadurch das gesuchte Resultat immer wieder von neuem verändert.

      Es ist daher auch durchaus falsch, die Unmöglichkeit der rein kausalen Vorausbestimmungen eigener Handlungen einem Mangel an Einsicht zuzuschreiben, der vielleicht später einmal, bei gehöriger Steigerung der Intelligenz, behoben werden könnte. Das wäre ebenso, als wenn man in der Physik die Unmöglichkeit, die Lage und die Geschwindigkeit eines Elektrons gleichzeitig genau zu bestimmen, einer Unvollkommenheit der Messungsmethoden zuschreiben wollte. Nein, die Unmöglichkeit, eigene zukünftige Handlungen rein kausal abzuleiten, beruht nicht auf einem Mangel an Einsicht, sondern auf dem einfachen Satz, dass zur Untersuchung eines Objekts keine Methode tauglich ist, durch deren Anwendung das Objekt wesentlich verändert wird.

      Daher kann sich der denkende Mensch endgültig die maßgebende Entscheidung für seine Willenshandlugen niemals aus dem Kausalgesetz holen, sondern immer nur aus einem ganz anderen Gesetz, dem Sittengesetz, welches auf einem besonderen Boden erwächst und welches mit wissenschaftlichen Methoden allein überhaupt nicht zu fassen ist.“

      Ich glaube, dass diese Sätze von Planck jeder Neurobiologe, der heute noch einmal die Frage zwischen Determiniertheit und Willensfreiheit diskutiert, lesen sollten. Dann würden 99,9 Prozent der Diskussionen, die wir heute zu diesem Thema führen, überflüssig. Planck hat das alles schon gesagt. Planck hat das wunderbar gesagt und wir sollten von Planck lernen. Es lohnt sich, von Planck zu lernen.

      Planck verbindet so viele verschiedene Welten: die aristokratische Zeit des Wilhelminismus, die demokratische Zeit der Weimarer Republik, die traditionelle Sicht der Physik, die kreative, konstruktive Physik der Quantenmechanik. Er verbindet auch eine kausale Ordnung, die er aus seiner physikalischen Welt übernommen hat und die Möglichkeit, sein Leben selbst zu bestimmen.

      Planck ist eigentlich ein großes Vorbild für uns als Physiker, als Politiker, als ein Denker, meinetwegen auch als Pädagoge und vor allen Dingen als Mensch. Wir können viel von ihm lernen. Ich möchte mich immer noch vor ihm verneigen.

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