Der Weg des Psychonauten – Band 2. Stanislav Grof

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Der Weg des Psychonauten – Band 2 - Stanislav  Grof

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der Kriminalisierung aller Psychedelika in den Vereinigten Staaten im Jahr 1970 und dem Entzug der Genehmigungen für die psychedelische Forschung wussten zu dieser Zeit einige Menschen Psychedelika immer noch zu schätzen – als legitime Werkzeuge, um persönliches Wachstum zu ermöglichen und damit intellektuelles Wissen mit emotionaler und spiritueller Entwicklung auszugleichen. Am New College konnte ich offen mit meinem College-Berater sprechen, und er übergab mir ein Buch, das mein Leben völlig verändern sollte.

      Topographie des Unbewussten war meine erste Einführung in die psychedelische Forschung. Zuvor war mir nicht bewusst gewesen, wie viel psychedelische Forschungsarbeit auf der ganzen Welt bereits seit mehreren Jahrzehnten betrieben worden war, bevor sie aus politischen Gründen gestoppt wurde. Was ich an Stans Buch so inspirierend fand, war die Art, wie er zeigte, dass – in seinen Worten – «Psychedelika für die Erforschung des Geistes das sind, was das Teleskop für die Astronomie und das Mikroskop für die Biologie ist». Stans Kartographie des Unbewussten war ein Meisterwerk der Gelehrsamkeit, das ihn in eine Reihe mit Freud und Jung und weiteren bahnbrechenden, historischen Pionieren auf anderen Gebieten rückte.

      Stan benutzte die Linse der Wissenschaft, um auf rationale und tiefgründige Weise Bereiche der menschlichen Erfahrung zu untersuchen, die normalerweise dem Gebiet der Religion zugerechnet werden. Stans breit gefächertes Wissen über Medizin, Wissenschaft, Kultur, Religion, Mythologie, Kunst und Symbolik befähigte ihn, die direkte Erfahrung, die er aus der Begleitung und dem Beobachten vieler tausend LSD-Erfahrungen gewonnen hatte, in eine neue Landkarte des menschlichen Unbewussten zu verwandeln. Ohne Dogma und mit einer leidenschaftlichen Hingabe an die wissenschaftliche Methode erhellte Stan grundlegende Aspekte der menschlichen Erfahrung, einschließlich der mystischen Einheitserfahrung – dem Gefühl, in tiefer Verbindung mit etwas zu existieren, das viel größer ist als wir selbst.

      Das neue Verständnis der Realität und Gültigkeit der mystischen Einheitserfahrung, das ich durch Stan erlangte, gab mir, einem politisch denkenden 18-jährigen Vietnamkriegsverweigerer, der indirekt durch den Holocaust und die Bedrohung durch einen global verheerenden Atomkrieg traumatisiert war, neue Hoffnung. So gelangte ich zu der Überzeugung, dass die Unterschiede zwischen uns in Bezug auf Religion, Ethnie, Nationalität, Kultur, Geschlecht, Klasse und so weiter eher zelebriert als gefürchtet werden könnten, und dass Empathie und Mitgefühl für andere zunehmen würden, wenn Millionen oder Milliarden von Menschen eine solche Erfahrung machen könnten, deren Essenz die Anerkennung unserer gemeinsamen Menschlichkeit und unserer Einheit mit allem Leben, der Natur und der Materie bildete.

      Doch was mich an Stans erstem Buch, und überhaupt an seinem ganzen Lebenswerk, am meisten motivierte, war sein Fokus auf Heilung, auf die Bedeutung von Psychotherapie. Der Realitätscheck für all die Theorien und Kartographien, die Stan geschaffen hat, ist, ob sie effektiv genutzt werden können, um Menschen zu helfen, ein erfüllteres und liebevolleres Leben in dieser Welt zu führen. Allzu oft sind spirituelle und religiöse Ideen auf etwas anderes als auf dieses Erdendasein ausgerichtet. Die psychiatrische Ausrichtung von Stan bestärkte ihn darin, sein Wissen und seine Erfahrung zu nutzen, um menschliches Leid zu verringern und Freude und Liebe zu vergrößern. Die Lektüre von Stans Werk vermittelte mir die tragischen Konsequenzen der politischen Unterdrückung der psychedelischen Forschung. Sie führte mich auch von der Verzweiflung zur Hoffnung, von der Ungewissheit über meinen Lebensweg zur Gewissheit, zum Entschluss, mein Leben der Wiederbelebung der psychedelischen Forschung zu widmen, meine eigene psychedelische Psychotherapiearbeit weiter zu vertiefen, ein psychedelischer Forscher zu werden und ein legal arbeitender psychedelischer Therapeut zu werden.

      Mein Leben ist nur eines von vielen, die von Stanislav Grofs Arbeit tief beeinflusst wurden. Es ist, als würde sich der Kreis schließen, wenn die Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies (MAPS) – die Non-Profit-Organisation, die ich 1986 gegründet habe – jetzt Der Weg des Psychonauten: Eine Enzyklopädie für Reisen in innere Welten veröffentlicht, vielleicht (hoffentlich jedoch nicht) sein letztes Buch. Mit diesem neuen Buch, das sein Lebenswerk zusammenfasst, inspiriert Stan 44 Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Buches neue Generationen dazu, die Reise der Erforschung und Heilung fortzusetzen, für die er Pionierarbeit geleistet hat. Stans neuestes Buch ist ein Geschenk der Weisheit und Führung in einer Zeit der globalen Krise, einer Zeit der Gefahr und der Chance. Die Menschheit befindet sich in einem Wettlauf zwischen Katastrophe und Bewusstsein. Der Weg des Psychonauten ist ein Werkzeug von unschätzbarem Wert, welches das Potenzial hat, dem Bewusstsein zum Sieg zu verhelfen.

      Rick Doblin

      7.

       Selbsterforschung und Therapie mit Psychedelika

       Die Bedeutung von Set und Setting

      Die Geschichte des Bestrebens, LSD und andere Psychedelika als therapeutische Mittel zu verwenden, ist geprägt von Versuch und Irrtum. Obwohl Psychedelika auf verschiedenste Art und Weise eingesetzt wurden, waren diese Bemühungen zunächst nur sehr wenig erfolgreich. Ein entscheidender Wendepunkt in dieser Entwicklung war jedoch die Entdeckung, dass der Erfolg oder Misserfolg des therapeutischen Experiments maßgeblich von nicht-pharmakologischen Faktoren abhängt, die man als Set und Setting bezeichnet. Dazu gehören derjenige, der die Substanz verabreicht, die Persönlichkeit der Versuchsperson, die Absicht und der Zweck des Experiments, die zwischenmenschliche und physische Umgebung und sogar die kollektiven astrologischen Transite und die persönlichen Transite der beteiligten Personen.

      Ein Großteil dieser Verwirrung wurde durch das altmodische Verständnis einer Substanz verursacht, die, richtig verstanden und angewendet, beispiellose und revolutionäre Alternativen zu herkömmlichen Therapiemethoden und -strategien bietet. Der erste Hinweis darauf, dass LSD therapeutisches Potenzial haben könnte, findet sich in Werner Stolls historischem Aufsatz LSD-25: Ein Phantasticum aus der Mutterkorngruppe (STOLL 1947). In Stolls Text erschien die Anregung, diese Substanz als therapeutisches Mittel zu erproben, nur als flüchtiger Kommentar ohne weitere Präzisierung.

      Über das erste tatsächliche therapeutische Experiment berichtete zwei Jahre später der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Gion Condrau. Er untersuchte die Möglichkeit, dass LSD ein Antidepressivum sein könnte, und verwendete die Methode zur Behandlung von Depressionen mit Opiumtinktur: Er verabreichte immer höhere und dann immer niedrigere Dosen der Substanz (CONDRAU 1949). Die Ergebnisse waren sehr enttäuschend. Condrau beschrieb sogar eher eine punktuelle Verstärkung als eine Linderung der Symptome. Dies ist verständlich, da LSD bei korrekter Anwendung homöopathisch heilt – durch eine vorübergehende Verstärkung der Symptome.

      Ebenso enttäuschend waren die Versuche anderer Forscher, diesem Ansatz zu folgen oder LSD in vereinzelten, mittleren Dosierungen zu verwenden, um seine Wirkung als chemisches Antidepressivum zu testen. Zwei therapeutische Experimente beruhten auf der klinischen Beobachtung, dass akute psychotische Episoden besser auf die Therapie ansprechen als sich langsam entwickelnde Episoden mit wenigen Symptomen. Die Idee war hier, LSD als Agens zu verwenden, das die Symptome aktiviert, und dann eine »echte Therapie« anzuwenden. Aus diesem Grund erscheint Josts und Vicaris gescheiterter Versuch, LSD zu verwenden, denjenigen unter uns, die persönliche Erfahrungen mit der Substanz gemacht haben, im Nachhinein als ungeheuerlich und sträflich. Diese Autoren aktivierten die Symptome der Patienten mit LSD und setzten dann in der Mitte der Sitzungen Elektroschocks ein (JOST 1957, JOST & VICARI 1958). Sandison, Spencer und Whitelaw verfolgten dieselbe Strategie, verabreichten jedoch Thorazin anstelle von Elektroschocks (SANDISON, SPENCER & WHITELAW 1954).

      Ein weiteres extremes Beispiel für den Gebrauch von LSD im Sinne des alten Paradigmas war seine Anwendung als Schocktherapie, ähnlich wie bei der Elektrokonvulsionstherapie und bei Insulinkomata, die Verabreichung als »einzelne überwältigende Dosis« ohne jegliche Vorbereitung oder Psychotherapie. Das schlimmste Experiment dieser Art wurde

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