Der Weg des Psychonauten – Band 2. Stanislav Grof
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Weg des Psychonauten – Band 2 - Stanislav Grof страница 7
Der mexikanische Psychedelik-Pionier Salvador Roquet (1920–1995) und Stan Grof auf der Dritten Internationalen Transpersonalen Konferenz 1976 in Inari, Finnland.
Einige der Klienten erhielten Arzneipflanzen, zum Beispiel verschiedene psilocybinhaltige Pilze, Peyote sowie Datura ceratocaula, während andere psychedelische Substanzen wie LSD und Ketamin verabreicht bekamen. Der Zweck des Auswahlverfahrens bestand darin, ein breites Spektrum an Erfahrungen und Personen für Projektionen und imaginäre Rollen – Vaterfiguren, Ersatzgeschwister und sexuelle Objekte – verfügbar zu machen. Während der Sitzungen setzte Salvador die Teilnehmer einer emotionalen Überlastung aus, indem er verstörende, emotional aufwühlende Filme mit Bildern aus Nazideutschland sowie sexuellen, aggressiven und sadomasochistischen Szenen verwendete.
Salvadors Ziel war es, die Erfahrungen von Ego-Tod und Wiedergeburt zu ermöglichen. Er besaß eine exzentrische Persönlichkeit und war unter seinen Kollegen äußerst umstritten. Er lud eine Gruppe mexikanischer Psychiater und Psychologen zu einer Party in sein Haus ein und servierte ihnen ohne ihr Wissen Sandwiches mit psychedelischen Pilzen. Salvadors therapeutische Strategie war eng mit seiner Persönlichkeit verbunden und blieb eine Kuriosität in der Geschichte der Psychedelik.
Die Förderung der Projektion und die Verwendung äußerer Reize zur Durchsetzung einer bestimmten Art von Erfahrung lenkt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer von der fokussierten Innenschau ab, und dies beeinträchtigt die spontane Selbstheilungsintelligenz der Psyche. Das Unbewusste hat sicherlich die Fähigkeit, uns in die dunklen Tiefen unserer unterbewussten Seeleninhalte zu führen, einschließlich der Erfahrung von Vernichtung, Tod und Wiedergeburt, sofern dies ein natürlicher Verlauf des Heilungsprozesses ist. Versuche, einen »Bad Trip« zu erzeugen und die Selbstauflösung zu erleichtern, können jedoch abschreckend wirken und die Patienten von einer Fortsetzung der Therapie abhalten. Diese Strategie könnte auch den Verlauf einer Sitzung stören, die den Patienten andernfalls in eine zutiefst ekstatische und heilsame mystische Erfahrung führen würde (eher eine »neptunische« als eine »plutonische« Art transpersonaler Erfahrung).
Im Jahr 1974 wurde Roquet wegen Drogenhandels und Verbrechen gegen die Gesundheit seiner Patienten angeklagt. Die Anklagen wurden am 10. April 1975 nach einem Verfahren am Obersten Gerichtshof, in welchem er für nicht schuldig befunden wurde, fallen gelassen. Außerdem verbrachte er neun Monate im berüchtigten »Schwarzen Palast«, Palacio de Lecumberri, dem Gefängnis von Mexiko-Stadt, aus dem zu fliehen fast unmöglich war.
2. Psychedelische Rituale. Die zweite Möglichkeit, psychedelische Substanzen in Gruppen zu nutzen, besteht in der Form eines Rituals, wie es in vielen einheimischen Kulturen verwendet wird: die Verwendung von Peyote in der Native American Church und durch die Huichol-Indianer, die Verwendung von Psilocybe-Pilzen durch die Mazateken, von Ayahuasca durch Ayahuasqueros, Angehörige der Santo-Daime-Religion und der União do Vegetal in Brasilien oder von Iboga durch die Ureinwohner in Zentralafrika. Es handelt sich dabei in der Regel um strukturierte Rituale; sie können besondere Kleidung, die Aufrechterhaltung einer bestimmten Position, vorgeschriebene Verhaltensweisen, Gruppentanz oder Gesang usw. erfordern.
Der britische Anthropologe Victor Turner, der sein Leben der Erforschung indigener Rituale widmete, kam zu dem Schluss, dass Menschen, die an Ritualen mit holotropen Bewusstseinszuständen teilnehmen, dazu neigen, eine starke Bindung oder ein Gefühl der communitas (Gemeinschaftlichkeit) zu entwickeln (TURNER 1969). Aus diesem Grund könnte diese Form der Teilnahme für industrielle Zivilisationen von großer Bedeutung sein, da eines der hervorstechendsten Merkmale der modernen Gesellschaft die Entfremdung ist.
Wir sind von unseren Körpern, voneinander, von der Natur, vom Universum und vom Göttlichen entfremdet. Rituale mit Psychedelika oder anderen Formen holotroper Zustände könnten zu einem wirkungsvollen Weg werden, um die Entfremdung zu überwinden. Der holotrope Bewusstseinszustand, den die Ritualteilnehmer erleben, löst die Situation zudem aus dem alltäglichen Kontext. Er hebt die hierarchische Struktur der Gesellschaft zumindest für die Zeit des Rituals auf und schafft ein Gefühl der Gleichheit. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass indigene Gruppenrituale eine tiefgreifende soziale Dynamik aufweisen und aus anthropologischer Sicht interessant sind; aufgrund ihrer überwiegend extravertierten Ausrichtung sind sie jedoch gewöhnlich nicht förderlich für eine tief fokussierte Selbsterforschung.
Im Verlauf der oben beschriebenen komplizierten Geschichte entwickelten sich aus dem Einsatz von LSD zur Selbsterforschung und zur Psychotherapie zwei wesentliche Verfahren: die Psycholytische Therapie und die Psychedelische Therapie.
1. Psycholytische Therapie ist ein Begriff, der vom britischen Psychiater und Psychotherapeuten Ronald Sandison geprägt wurde. Es geht dabei um den Abbau von Spannungen und die Lösung von Konflikten in der Psyche. Diese Therapie wurde bisher vor allem von europäischen Therapeuten angewendet (Hanscarl Leuner, Wilhelm Arendsen Hein, John Buckman und Thomas M. Ling, Milan Hausner, Juraj und Sonia Styk, Peter Baumann, Peter Gasser und anderen). Sie basiert auf der psychoanalytischen Theorie, aber ohne die Prinzipien und Einschränkungen der Freudschen Praxis, wie die Position des Therapeuten, das Verbot des Ausagierens oder der Beantwortung von Fragen, die strategische Anwendung von Schweigen, das Nichtberühren usw.
Die psycholytische Behandlung besteht aus einer Serie von 15 bis 100 Sitzungen mit mittleren Dosierungen von LSD-25 in ein- bis zweiwöchigen Intervallen. Die Art und der Umfang der Unterstützung, die den Patienten während der Sitzungen gewährt wird, sind unterschiedlich. Ich selbst blieb fünf bis sechs Stunden bei meinen Patienten und gab sie dann in die Obhut der Pflegekräfte, die alle Schulungen mit LSD absolviert hatten, und anderer Patienten auf der Station, die selbst alle an der Forschung teilnahmen und ebenfalls persönliche Erfahrungen mit LSD vorweisen konnten.
Hanscarl Leuner (1919–1996), deutscher Psychiater und Psychedelik-Pionier, Begründer der Katathym-Imaginativen Psychotherapie (K.I.P.).
Das System von Hanscarl Leuner verfolgte einen anderen Ansatz. Seine Patienten wurden in der Regel allein gelassen und konnten das Pflegepersonal mit einer Klingel rufen, wenn sie Hilfe benötigten. Der Rest der Therapeuten, die ich persönlich kannte, lag irgendwo dazwischen; sie verbrachten einen Teil der Sitzungen mit den Klienten und setzten Pfleger und Studenten als Sitter ein.
Viele der psycholytischen Therapeuten hielten den verbalen Kontakt zu den Patienten aufrecht; sie erwarteten von ihnen einen Bericht über ihre Erfahrungen und machten gelegentlich Kommentare oder versuchten sogar, Interpretationen anzubieten. Den Patienten war es erlaubt, die Augen offenzuhalten, Augenkontakt mit dem Therapeuten aufzunehmen und sich umzusehen. Sie wurden ermutigt, zu beschreiben, was sie sahen und wie ihre Wahrnehmung der Welt beeinflusst wurde. Viele Therapeuten baten die Patienten außerdem, Fotos ihrer Ehepartner, Partner und Familienmitglieder zu den Sitzungen mitzubringen und diese in den späteren Phasen ihrer Erfahrung zu betrachten.
Die psycholytische Strategie hatte ihre Vor- und Nachteile. Sie war ideal für die Erforschung der Dynamik der Psyche. Als ich sie in der frühen Phase meiner Forschung benutzte, machte sie es mir möglich, nacheinander verschiedene