Der Weg des Psychonauten – Band 2. Stanislav Grof
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8.
Synchronizität:
C. G. Jungs »akausales Verbindungsprinzip«
Viele von uns haben schon Situationen erlebt, in denen das vermeintlich vorhersagbare Gefüge der Alltagsrealität, das aus komplexen Ursachen- und Wirkungsketten geknüpft ist, zu zerreißen scheint und in denen wir verblüffende und höchst unwahrscheinliche Koinzidenzen erleben. Während Episoden holotroper Bewusstseinszustände treten jedoch sehr häufig verblüffende Koinzidenzen auf, die bedeutungsvoll erscheinen. Die Anhäufung außergewöhnlicher Koinzidenzen kann die Elemente der Magie, des Numinosen und der kosmischen Kunst in die Alltagswirklichkeit transportieren und eine wichtige Rolle im Prozess der spirituellen Öffnung spielen.
Erfahrung von Zufallsketten kann jedoch auch zu ernsthaften Problemen im Leben führen und zu einer gefährlichen Falle werden. Manchmal können diese Zufälle sehr schmeichelhaft, vielversprechend und bestärkend sein und den Einzelnen davon überzeugen, dass er oder sie etwas Besonderes sei und für eine wichtige Rolle in der Welt auserwählt worden sei: ein Heiliger, Prophet, Retter, Führer oder spiritueller Lehrer. Diese Situation – eine gefährliche Aufblähung des Egos – kann irrationales Verhalten auslösen und zu einer Einweisung in die Psychiatrie führen. In anderen Fällen sind diese Koinzidenzen vom Inhalt her bedrohlich und scheinen eine Gefahr oder Katastrophe anzudeuten. Der Betroffene nimmt einen sich rasch schließenden Teufelskreis aus bedrohlichen Situationen wahr und wird ängstlich und paranoid.
Die traditionelle Psychiatrie erkennt das Konzept persönlich bedeutsamer Koinzidenzen nicht an und stempelt alle Patienten, die darüber sprechen, als Patienten ab, die unter »Beziehungswahn« leiden. Der materialistischen Wissenschaft zufolge gibt es keine dem Universum innewohnende Bedeutung, und in einer Welt, die zufällig und entzaubert ist, muss jeder Anschein einer tieferen persönlichen Bedeutung von Ereignissen eine Illusion sein, die durch menschliche Projektion in sie hineingetragen wird. Wie auch immer, jeder, der aufgeschlossen und bereit ist, zuzuhören und etwas über diese Ereignisse zu lernen, muss zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei nur um Zufallsereignisse handelt, astronomisch gering ist.
Solche Verstöße gegen die lineare Kausalität können so häufig auftreten, dass sie ernsthafte Fragen über die Natur der Wirklichkeit und die Weltanschauung aufwerfen, in der wir alle aufgewachsen sind. Dies kann sehr beunruhigend für Menschen sein, die aus dem Glauben, in einer gesetzmäßigen und vorhersehbaren Welt zu leben, ein starkes Gefühl der Behaglichkeit und der Sicherheit schöpfen; jegliche Erfahrungen, die dies in Frage stellen, können die Angst vor Wahnsinn auslösen. Das Phänomen der bedeutungsvollen Koinzidenzen zu verstehen, ist daher für eine sichere Navigation durch außergewöhnliche Realitäten unerlässlich und ist eine unabdingbare Voraussetzung für Psychonauten, die mit psychedelischen Substanzen experimentieren oder sich in einer spirituellen Krise befinden. Wenn man solche Erfahrungen unüberlegt mit den falschen Personen teilt und unter ihrem Einfluss handelt, kann dies der Grund für psychiatrische Diagnosen und Klinikeinweisungen sein.
Carl Gustav Jung (1875–1961), Schweizer Psychiater und Pionier der Tiefenpsychologie.
Der Schweizer Psychiater C. G. Jung war derjenige Wissenschaftler, der das Problem der bedeutsamen Koinzidenzen, die sich einer rationalen Erklärung entziehen, in akademischen Kreisen zur Sprache brachte. Da er sich der Tatsache