Der Weg des Psychonauten – Band 2. Stanislav Grof

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Der Weg des Psychonauten – Band 2 - Stanislav  Grof

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der Schweiz entdeckt werden würde, und die Art und Weise beschrieb, wie sie verwendet werden sollte.

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      Myron Stolaroff (1920–2013), ein psychedelischer Pionier, erforschte die Auswirkungen von LSD und Meskalin auf die Kreativität.

      Während meines Besuchs im kalifornischen Palo Alto im Sommer 1967 lud mich der psychedelische Pionier Myron Stolaroff ein, ihn in seinem viersitzigen Cessna-Flugzeug auf einer Reise zu seinem engen Freund Al Hubbard zu begleiten. Wir flogen über die Gebirgskette der Sierra Nevada und besuchten Al in seinem felsigen Refugium im Onion Valley. Nachmittags unternahmen wir drei eine Wanderung in den Bergen, bei der Myron mir immer wieder phantastische Geschichten über Als Leben und seine Fähigkeiten erzählte. Einmal erklärte er mir zu meiner Verwunderung, dass er ihn als ein bedeutendes spirituelles Wesen betrachtete, das Jesus Christus gleichgestellt sei.

      Die allgemeine Schlussfolgerung aus den frühen therapeutischen Experimenten mit LSD war, dass diese Substanz nicht per se ein chemisches Therapeutikum ist. Um wirksam zu sein, muss sie in Verbindung mit einer Psychotherapie und in einem speziell gestalteten Umfeld verabreicht werden. Aber auch hier setzte sich die Geschichte der Versuche und Irrtümer fort. Wenn LSD in kleinen Dosen als Ergänzung zur Psychotherapie in einer Reihe von Sitzungen verabreicht wurde, führte es nicht zu einer merklichen Verbesserung des therapeutischen Prozesses. Stattdessen verlängerte es die Sitzungen erheblich, und gelegentlich verstärkte es sogar die Symptome. Es war definitiv besser, den Schwerpunkt umzukehren – die LSD-Dosis zu erhöhen und Psychotherapie zur Verarbeitung und Integration der Erfahrung zu verwenden.

      Ein weiterer erfolgloser therapeutischer Versuch war die hypnodelische Therapie, ein von Levine und Ludwig entwickeltes Verfahren zur Behandlung von Alkoholikern und Drogenabhängigen; dabei handelte es sich um eine Kombination aus der Verabreichung von LSD und Hypnose (LEVINE & LUDWIG 1967). Die Patienten wurden als Probanden für die Hypnose geschult, und man nutzte die Latenzzeit des psychedelischen Effekts zur Einleitung der Hypnose. Die Idee war, dass sich die Patienten zum Zeitpunkt des Wirkungseintritts der Substanz in einer hypnotischen Trance befinden würden. Hypnotische Suggestionen könnten dann verwendet werden, um sie zu ermutigen loszulassen, sich der Erfahrung hinzugeben, Angstgefühle zu überwinden und sie auf bestimmte Aspekte ihrer Biografie zu lenken. Das Verfahren war komplex und zeitaufwendig; es erforderte ein hypnotisches Training sowohl der Klienten als auch der Experimentatoren, und es brachte nicht die erwarteten günstigen Effekte.

      Eine ehrgeizige, wenn auch unausgereifte Studie, in der die Ergebnisse der hypnodelischen Therapie getestet wurden, lieferte verheerende Resultate. Die Autoren ordneten 176 Patienten einer von vier Gruppen zu:

      1. »Psychedelische Therapie« mit LSD

      2. Hypnodelische Therapie

      3. Ausschließliche Verabreichung mittlerer LSD-Dosierungen

      4. Keine spezifische Therapie (nur »Milieutherapie«)

      Darüber hinaus erhielt die Hälfte jeder Gruppe nach Beendigung der Behandlung das Medikament Antabus. Die Autoren fanden keinen Unterschied in den therapeutischen Ergebnissen zwischen den Gruppen, und die Gesamtremissionsrate war extrem niedrig. In einer Folgeuntersuchung nach sechs Monaten tranken noch zwischen 70 und 80 Prozent der Patienten, und in der Folgeuntersuchung nach einem Jahr stieg diese Zahl auf 80 bis 90 Prozent (LUDWIG, LEVINE & STARK 1970). Die Therapeuten in dieser Studie waren meist unmotivierte Assistenzärzte, die in keiner der verwendeten Methoden ausreichend geschult waren. Eine scharfe Kritik an dieser Studie von Charles Savage findet sich in meinem Buch LSD-Psychotherapie (GROF 2001).

      Einige Therapeuten, die von den frühen Arbeiten von Sigmund Freud und Joseph Breuer inspiriert waren (FREUD & BREUER 1936), untersuchten die Möglichkeit, LSD als Mittel zur Abreaktion einzusetzen; dies fand jedoch keine Akzeptanz als spezialisierte Form der LSD-Therapie (ROBINSON 1963). Die Abreaktion wurde im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung von traumatischen Kriegsneurosen sehr populär, wurde aber bei der Therapie von Psychoneurosen für wirkungslos erklärt (FENICHEL 1945). LSD brachte die Abreaktion als wichtigen therapeutischen Mechanismus in die Therapie zurück, jedoch nicht als primäres Ziel oder als spezifische Behandlungsmethode.

      Die Londoner Psychoanalytikerinnen Joyce Martin und Pauline McCririck entwickelten ein sehr interessantes Verfahren, das sie Fusionstherapie nannten. Es wurde für die Behandlung von Patienten entwickelt, die in ihrer Kindheit unter Verlassenheitsgefühlen und emotionaler Deprivation litten. Joyce und Pauline verabreichten ihren Klienten mittlere Dosen LSD und ließen sie mit einer Decke zugedeckt in einem halb abgedunkelten Raum auf einer Couch liegen. Anschließend legten sie sich neben die Klienten und hielten sie in einer engen Umarmung, wie es eine gute Mutter mit ihrem Kind tun würde.

      Der Vortrag von Pauline und Joyce 1965 auf der Konferenz über LSD-Psychotherapie in Amityville führte effektiv zu einer Spaltung der Therapeuten im Publikum, die ihren Vortrag hörten und sich ihr Video anschauten. Einige unter ihnen betrachteten die Fusionstherapie als einen höchst logischen Ansatz für ein schwerwiegendes klinisches Problem, das außerhalb der Reichweite der verbalen Therapie liegt; anderen grauste vor der Gefahr, die ein derart enger Kontakt zwischen Therapeuten und Klienten für die Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung bedeuten würde. Die Fusionstherapie wurde nicht zum therapeutischen Trend und blieb ein einzigartiges Experiment zweier Frauen, das eng mit ihren außergewöhnlichen Persönlichkeiten verbunden war. Die Therapeuten, insbesondere die Männer, fühlten sich nicht wohl dabei, sich hinter den verschlossenen Türen ihrer privaten Praxen in dieses neue, riskante Gebiet vorzuwagen.

      Ich hatte die Gelegenheit, eine Woche in London mit Pauline und Joyce in ihrer Klinik in der Welbeck Street zu verbringen und die Chance, zwei Sitzungen der Fusionstherapie mit Pauline zu erleben, eine in London, die andere in Amsterdam. Meine eigenen Erfahrungen und Interviews mit ihren Patienten überzeugten mich, dass dies ein sehr wirkungsvoller Weg zur Heilung des Traumas ist, das durch anaklitische Deprivation oder das, was ich als »Traumata durch Unterlassung« bezeichne, verursacht wird. Ich habe die Fusionstherapie in unsere Arbeit mit Psychedelika sowie in Workshops und Schulungen in Holotropem Atmen eingeführt und fand sie bemerkenswert effektiv und hilfreich. Meine Erfahrungen und Abenteuer mit Pauline sind im Kapitel »Die sterbende Königin« in meinem Buch Impossible – Wenn Unglaubliches passiert (GROF 2006) beschrieben.

      Die anfänglichen Versuche, LSD in der Gruppentherapie einzusetzen, blieben ebenfalls erfolglos. Kleine Dosierungen, die den Patienten in der Transaktionsanalyse nach Eric Berne gegeben wurden, schienen die Gruppendynamik nicht signifikant zu verbessern. Wenn die Dosierungen erhöht wurden, neigten die Patienten dazu, sich auf ihre eigenen Erfahrungen zu fokussieren, sie verloren das Interesse an konzentrierter Gruppenarbeit, und viele von ihnen verschwanden in ihrer eigenen inneren Welt. Letztendlich entwickelte sich die Gruppentherapie mit Psychedelika in zwei Richtungen:

      1. Aggregierte psychedelische Therapie, bei der eine größere Anzahl Menschen gemeinsam psychedelische Substanzen einnahm, aber es wurden während der Sitzungen keine Anstrengungen unternommen, mit der gesamten Gruppe zusammenzuarbeiten. Der hauptsächliche Vorteil dieses Ansatzes ist ökonomischer Natur, wenn man den Unterschied zwischen der Anzahl der Therapeuten oder Facilitatoren und der Anzahl der Gruppenteilnehmer berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist besonders nützlich bei Gruppen mit erfahrenen Teilnehmern, die nicht viel Unterstützung benötigen und in der Lage sind, die Geräusche der anderen Teilnehmer zu tolerieren und sie in ihre eigene Erfahrung zu integrieren. Unter diesen Umständen konnten Teams aus zwei qualifizierten Facilitatoren mit Gruppen aus 14 bis 16 Personen arbeiten, insbesondere wenn diese Gruppen wiederholt zusammenkamen und ihre Mitglieder Gemeinschaftsgefühl und ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt hatten. Die Effizienz dieser Art von Arbeit kann verbessert werden, wenn sie nach der Sitzung durch den Austausch und die Aufarbeitung in der Gruppe ergänzt wird.

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