Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett
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Gehetzt schaute er sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich zur Wehr setzen konnte. Es gab nichts! Und Boynton hielt noch immer den schussbereiten Colt in der Faust!
Der Bandit kam tiefer in den Raum herein.
„Das war nur ein Aufschub, du Ratte! Hier kommst du nicht lebend heraus!“
Die Dielen knarrten unter seinen Stiefeln. Ohne Eile schob er sich, den Oberkörper nach vorne geneigt, an den Tisch heran, hinter dem Tonto kauerte.
„Verkriech dich nur! Jetzt wird dir nichts mehr helfen!“
Tonto hatte beide Fäuste um die Tischbeine gekrampft. Mit einem jähen Ruck schnellte er hoch und schleuderte den Tisch gegen den Angreifer.
Boynton duckte sich blitzschnell zur Seite. Seine Kugel klatschte wuchtig in die dicke Holzplatte. Tonto wollte an ihm vorbei zur Tür, aber da war Boynton schon wieder herumgewirbelt und schlug die Waffe auf Tonto an.
„Lass fallen, Hugh!“, kam da eine schneidende Stimme von der offenen Tür.
Boyntons Gesicht verzerrte sich vor Erschrecken und Hass. Er warf sich herum und wollte abdrücken.
*
Da fuhr ihm die Kugel mitten in die Brust, stieß ihn in die Blockhütte zurück und warf ihn zu Boden. Boynton regte sich nicht mehr.
Den rauchenden 45er in der Rechten, stand Gray Baxter groß und breitschultrig auf der Schwelle. Die Anstrengung schien die Falten in seinem braunen Gesicht noch zu vertiefen. Der Sonnenschein verlieh seinem vollen grauen Haar einen silbernen Schimmer. Die Linke war so fest um einen knorrigen Krückstock gekrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.
„Das war knapp, Tonto, wie?“, sagte er heiser.
Tonto Jim Trafford schluckte trocken. Er wusste, dass er dem Tod kaum jemals zuvor näher gewesen war.
„Ich danke Ihnen, Baxter!“, brachte er rau hervor.
„Diese Worte habe ich schon lange nicht mehr gehört!“ Gray Baxter lächelte mühsam.
Er musste sich gegen den Türrahmen lehnen, um sich auf seinen kranken Beinen halten zu können. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
Dann wurde sein Blick wieder kalt.
„Aber vielleicht haben Sie mir zu früh gedankt, Tonto! Ich werde Sie jetzt nämlich hier einschließen!“
„Aber erst, nachdem ich Boynton hinausgeschafft habe, wie?“
„Einverstanden! Machen Sie schnell, Tonto!“
Es fiel ihm immer schwerer, sich auf den Füßen zu halten. Seine Stimme kratzte vor Anstrengung. Der Schweiß auf seiner Stirn wurde dichter.
Tonto bückte sich schweigend nach dem toten Desperado und zerrte ihn zur Schwelle. Baxter wollte aus dem Türrahmen ins Freie treten. Er wankte etwas. Tonto war dicht neben ihm und rammte heftig mit dem linken Fuß gegen den knorrigen Krückstock. Gleichzeitig ließ er Boynton los und schnellte schräg in die Höhe.
Baxter verlor das Gleichgewicht und versuchte sich an die Hüttenwand zu stützen. Dicht vor ihm kam Tonto empor. Baxters Coltlauf ruckte herum – und für einen schrecklichen Moment glaubte Tonto, die Kugel würde ihn mitten in den Kopf treffen.
Doch Baxter zögerte einen Moment mit dem Abdrücken, und das war Tontos große Chance!
Seine geballte Rechte landete knallhart an Gray Baxters Kinnwinkel.
Die Gestalt des großen Mannes erschlaffte jäh. Der Revolver fiel zu Boden, ohne dass die Kugel den Lauf verlassen hätte.
Tonto fing den Zusammenbrechenden auf und ließ ihn behutsam zu Boden gleiten. Er lehnte ihn mit dem Rücken gegen die Blockhauswand und legte ihm den Krückstock quer über die Knie. Benommen bewegte Baxter den Kopf.
„Tut mir leid!“ murmelte Tonto gepresst. „Ich musste es tun! Ich hatte wirklich keine andere Wahl!“
Dann drehte er sich ab und rannte zum Korral hinüber. Seine Gedanken waren schon wieder bei Sally und ihrem Bruder. Er wusste, wie viel Zeit verlorengegangen war, und die Sorge wühlte heiß in ihm.
Der Kentucky Fuchs war noch gesattelt, und im Scabbard steckte das Henry Gewehr. Als Tonto das Gatter öffnete, kam ihm Red Blizzard leise wiehernd entgegen.
Sekunden später saß Tonto im Sattel und trieb den Hengst auf den engen Schluchtausgang zu. Ein letzter Blick über die Schulter zeigte ihm, dass sich Gray Baxter bereits wieder hochgerichtet hatte. An die Balkenwand der Blockhütte gelehnt, spähte er, eine Hand über die Augen gelegt, hinter Tonto her …
*
Cleve Milburn fuhr mit der Zungenspitze nervös über die ausgetrockneten Lippen. Ein Flackern war in seinen dunklen Augen.
„Da! Da hinter dem Felsen hat sich etwas bewegt!“, flüsterte er.
Schon ruckte sein Revolver in die Höhe.
„Nicht, Cleve!“, raunte ihm Sally zu. „Denk daran, dass wir mit der Munition sparsam sein müssen.“
Ihr Bruder schluckte. Verzweifelt schaute er sich um.
„Sie erwischen uns!“, keuchte er. „Sie erwischen uns todsicher!“
„Du darfst nicht die Nerven verlieren, Cleve!“, sagte Sally fest. Ihre feingliedrigen Hände umklammerten den Schaft der Winchester 73.
Ihre roten Lippen zuckten. Sie war alles andere als ruhig. Aber sie wusste, dass die Panik ihren jungen Bruder überwältigen würde, wenn auch sie ihre Furcht offen zeigte. Ihr Herz hämmerte wie rasend, während auch sie die schattenhaften Bewegungen hinter dem Geröll und den Felsklötzen hangabwärts erkannte. Ihre Bluse war staub- und schweißverschmiert. Eine kupferfarbene Haarsträhne hing ihr in die Stirn.
„Na, ihr beiden da oben?“, tönte eine höhnische Stimme den Hang herauf. „Könnt ihr es noch erwarten? Immer mit der Ruhe! Bald sagen wir euch auf unsere Art, guten Tag!“
Zu Fuß besaßen die Banditen ausreichende Deckung, um das Plateau zu erreichen, ohne von den Kugeln der verzweifelten Verteidiger erwischt zu werden. Sie ließen sich Zeit, sie waren sich ihrer Sache vollkommen sicher. Ein gelegentliches Huschen, Kollern von Steinen, Schaben von Stoff gegen Fels – das war alles, was Sally und Cleve von den Gegnern wahrnahmen.
Cleve Milburn bewegte unbehaglich die Schultern.
„Sally! Wir müssen etwas unternehmen! Dieses Warten macht mich noch verrückt! Sally, wir müssen auf die Pferde! Wir müssen einen Durchbruch versuchen!“
Sie wusste, dass dieser Durchbruch im Kugelhagel der Verbrecher enden würde. Aber vielleicht war das wirklich besser, als noch länger untätig auf den sicheren Tod zu warten. Die Übermacht der Baxter Bande