Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

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Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett

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      „Tonto, aufhören, wir geben auf!“

      Er schleuderte den Revolver weg, als habe sich dieser in glühendes Eisen verwandelt. Der andere ließ ebenfalls die Waffe fallen. Tonto war nicht anzumerken, wie groß seine Erleichterung war.

      Die Banditen hoben schweigend die Arme. Auf Tontos Befehl drehten sie sich um. Oben am Plateaurand bewegte sich jemand. Der Schuss von vorhin musste da oben gehört worden sein. Ohne die Desperados einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen, rief Tonto: „Miss Sally, sind Sie da oben? Hören Sie mich?“

      Sekundenlang war es totenstill, dann kam Sally Milburns aufgeregter Ruf.

      „Tonto! Tonto! Sind Sie es?“

      „Yeah! Es ist alles in Ordnung! Kommen Sie schnell herab, ehe Denrick mit der übrigen Bande zurückkommt!“

      Der verwundete narbengesichtige Bandit fluchte unterdrückt. Aber keiner wagte eine Bewegung. Die Mündung des schussbereiten Gewehrs bannte alle drei zu absoluter Reglosigkeit.

      Hufe klapperten auf Felsengestein, Steine rollten die gewundene Rinne herab. Schließlich tauchten die Milburn Geschwister am Fuß des Hanges auf. Sie führten ihre Pferde hinter sich. Als Sally Tonto sah, ließ sie die Zügel fallen und eilte auf ihn zu.

      „Tonto! Wie sind Sie ihnen nur entkommen!“

      „Ein Trick! Ich erzähle es Ihnen später!“ Er lächelte karg. „Jetzt müssen wir reiten!“

      Er pfiff leise, und sofort kam Red Blizzard hinter den Felsen hervor auf ihn zugetrabt.

      „Milburn“, sagte Tonto zu Sallys Bruder, „es ist besser, wenn Sie die Schießeisen dieser Gents an sich nehmen. Ich möchte beim Fortreiten keine Kugel in den Rücken bekommen.“

      Cleve hob die Revolver auf und verstaute sie in den Packtaschen seines Braunen. Dann saßen sie alle drei auf.

      „Tonto“, knurrte der Narbengesichtige. „So wie ich Sol Denrick kenne, wird der nicht eher ruhen, bis er dich auf den langen Trail geschickt hat. Freu dich also bloß nicht zu früh!“

      „Danke für den Tipp!“, lächelte Tonto grimmig.

      Er zog seinen Fuchshengst herum, nickte den Milburns zu, und gemeinsam trieben sie die Gäule an und jagten im Galopp davon, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren.

      Erst eine halbe Stunde später zügelte Tonto auf einer mit hohem gelbem Rispengras bestandenen Lichtung in einem Kieferngehölz sein Pferd.

      „Ich schätze, wir haben uns eine Verschnaufpause verdient!“, sagte er und schwang sich aus dem Sattel.

      Sally saß sofort ebenfalls ab. Nur Cleve blieb noch auf seinem Pferd, die Hände aufs Sattelhorn gestützt, düstere Nachdenklichkeit auf seiner Miene.

      Tonto setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm am Waldrand, und Sally nahm neben ihm Platz. Die Luft war warm und voller Harzgeruch. Irgendwo summten Bienen. Das wirre Zweigwerk legte groteske Schattenmuster auf das hohe Gras.

      „Ich hatte schreckliche Angst um Sie, Tonto!“, sagte Sally offen heraus.

      Er war sich wieder ganz ihrer berückenden Nähe bewusst. Ein Strom von Frische und Fraulichkeit umfing ihn. Sie saß dicht neben ihm, sie schmiegte sich beinahe an ihn. Er hätte gern eine Hand auf ihre Schulter gelegt, nur um die warme Haut unter dem dünnen Stoff der Bluse zu fühlen.

      Heiser sagte er: „Ich verstehe nicht, warum Sie und Ihr Bruder hier in den Bergen unterwegs waren. Sie wussten doch, dass Sie sich in der Nähe des Baxter Camps befanden, oder?“

      Sally zögerte mit der Antwort.

      Tonto sagte rasch: „Ich will natürlich nicht in Sie dringen, wenn Sie Geheimnisse haben …"

      „Nein, Tonto, nein!“

      Jetzt legte sie ihm die Hand auf die Schulter, und diese Berührung ließ ihn erschauern.

      „Sie sollen alles wissen!“

      „Sally!“, rief Cleve und sprang jetzt ebenfalls aus dem Sattel. „Es ist besser …“

      „Lass mich nur, Cleve! Tonto hat uns jetzt schon zweimal geholfen, nicht wahr? Es ist nur recht, wenn er endlich Bescheid weiß.“

      „Es muss nicht sein!“, winkte Tonto ab, der Cleves finstere Miene bemerkt hatte.

      „Ich will es aber!“ Die Worte der jungen Frau klangen heftig.

      „Hören Sie zu, Tonto! Monroe hat meinen Bruder in der Hand. Cleve hat drüben in Denver einen Mann niedergeschossen, der mich belästigte. Der andere langte zuerst zum Colt, es war Notwehr. Aber dafür besaß Cleve keinen Zeugen. Wir mussten Denver verlassen. Durch Zufall kamen wir nach Silverrock. Cleve fand bei Monroe Arbeit. Und dann tauchte eines Tages bei Monroe Cleves Steckbrief auf. Seitdem …“

      „Ich verstehe!“, nickte Tonto grimmig.

      „Als dann Cleve den Silberraub vor zwei Wochen nicht verhindern konnte, ließ ihm Monroe nur zwei Möglichkeiten. Entweder Cleve fand das Bandenversteck – darum ritten wir hierher in die Berge –, oder er half Monroe einen Feind beseitigen, einen Mann namens Jim Trafford!“

      „Interessant!“, sagte Tonto gepresst. „Wissen Sie auch, dass ich dieser Jim Trafford bin?“

      „Sie?“ Sally starrte ihn bestürzt an. „Hasst Monroe Sie so sehr?“

      Ehe Tonto antworten konnte, sagte hinter ihnen Cleve Milburn: „Sie hätten Ihren wahren Namen besser für sich behalten, Tonto!“

      Sally und Tonto wandten gleichzeitig die Köpfe.

      Da stand Cleve im Schatten der windzerzausten Kiefern und hielt seinen Revolver im Anschlag. Sofort nahm Tontos bärtiges Gesicht den alten steinernen Ausdruck an.

      „Cleve!“, schrie Sally verwirrt. „Cleve, was soll das?“

      „Bleib ganz ruhig, Schwester! Und Sie, Tonto, stehen jetzt langsam auf!“ Tonto gehorchte.

      „Es tut mir wirklich leid!“, presste Milburn heiser hervor. „Aber ich muss es tun! Sie kennen jetzt meine Geschichte! Sie wissen, was mir droht, wenn ich unverrichteter Dinge nach Silverrock zurückkehre! Das Bandenversteck habe ich nicht gefunden …“

      „Also müssen Sie mich bei Monroe abliefern!“, beendete Tonto eisig den Satz.

      „Tot oder lebendig, wie?“

      „Tot oder lebendig!“, wiederholte Cleve Milburn erstickt.

      Sally war aufgesprungen. Fassungslosigkeit und Entsetzen vermischten sich auf ihrem Gesicht. Aus ihren Wangen war alle Farbe gewichen.

      „Cleve, das kann doch nicht dein Ernst sein! Das …“

      „Aus der Schusslinie!“, brüllte Milburn.

      Da befand sich Sally bereits zwischen ihm und Tonto.

      Tonto machte sofort einen tigerhaften

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