Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

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Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett

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müsste mich doch sehr täuschen, wenn Sie nicht schon früher als Cowboy gearbeitet hätten.“

      „Das stimmt! Trotzdem …“

      „Also!“, unterbrach sie ihn entschieden. „Sie können mit Revolver und Lasso umgehen! Sie sind der richtige Mann für meine Crew!“

      „Hören Sie, Miss Lockwood …“

      „Mary!“, sagte sie und lächelte zum ersten Mal. „Sie sollen mich ruhig Mary nennen!“

      Er schluckte, merkte, dass er rot wurde, und stieß heftig hervor: „Meinetwegen! Also, hören Sie zu, Miss Mary, ich habe bisher überhaupt nicht daran gedacht, in einer Herdentreibermannschaft zu arbeiten! Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie und Mike mich in der Stadt aus dieser Klemme holten – aber wenn Sie das nur taten, um einen neuen Reiter für Ihre Crew zu bekommen, dann muss ich Sie enttäuschen.“

      „Ich bin anderer Meinung!“ Mary behielt ihre Ruhe. „Sehen Sie, Williams, ich gebe ehrlich zu, dass diese Sache ein Geschäft für mich ist …“

      „Bei dem Sie mit meiner Dankbarkeit rechnen, wie?“

      „Nein, Williams, nein, damit schätzen Sie mich verkehrt ein. Die Rechnung ist doch ganz einfach. Ich appelliere nicht an Ihre Dankbarkeit, sondern an Ihre Vernunft! Die Möglichkeit, für mich zu arbeiten, ist Ihre einzige Chance, Ihren Gegnern zu entkommen!“

      „Kinross wird nicht aufgeben.“

      „Hasst er Sie so sehr?“

      Greg überlegte kurz, ob er dem Mädchen die Wahrheit sagen sollte. Er entschied sich dagegen. Er hatte schon zu oft die bittere Erfahrung gemacht, dass man nicht an seine Unschuld glaubte, sobald er die alte Geschichte von jenem Revolverkampf im Big Bend erzählte!

      „Yeah!“, antwortete er. „Kinross wird alles tun, um mich zu erwischen.“

      „Wenn Sie für mich reiten, wird meine Crew für Sie einstehen. Ich glaube nicht, dass sich Kinross dann so leicht an Sie heranwagt. Außerdem – der Trail nach Dodge City ist sehr lang. Ich zweifle daran, ob Kinross all diese Meilen zurücklegen wird, nur um Sie vor seinen Revolver zu bekommen.“

      „Vielleicht!“, murmelte Greg.

      „Das Wort vielleicht bedeutet immerhin eine Chance, nicht wahr?“, sagte Mary Lockwood. „Also?“

      „Ehrlich gestanden“, gab Greg zu, „überrascht mich die Art, wie Sie Geschäfte abwickeln.“

      Sie schaute ihm in die Augen. „Diese Art gefällt Ihnen nicht, wie?“ Zum ersten Mal fehlte ihrer Stimme die Kälte. Er glaubte einen bitteren Unterton aus ihren Worten zu hören. „Aber es bleibt mir nun mal keine andere Wahl. Diese Herde ist das ganze Besitztum der Lockwood Ranch. Wenn wir sie verlieren, ist auch die Ranch verloren, verstehen Sie? Und das will ich meinem Vater nicht antun. Er hat sein ganzes Leben dem Aufbau dieser Ranch gewidmet. Und als er starb …“

      Sie brach ab. Ihre Schultern strafften sich, ihre Stimme wurde sachlich.

      „Entschuldigen Sie, wenn ich vom Thema abkam. Ich wollte nur erklären, wie viel mir daran liegt, die Herde ans Ziel zu bringen. Ich kann mir keine Halbheiten leisten, Williams, das ist es. Und deshalb“ – sie zögerte – „deshalb muss ich Sie daran erinnern, dass Sie auf einem Gaul sitzen, der das Brandzeichen der Lockwood Ranch trägt.“

      „Ich verstehe. Wenn ich auf Ihr Angebot nicht eingehe, würden Sie das Tier zurückverlangen, wie? Und zu Fuß hätte ich keine Chance, meinen Verfolgern zu entkommen. Sie sind wirklich eine ausgezeichnete Rechnerin!“ Sein Tonfall war beißend.

      „Was Sie denken, muss mir gleichgültig sein. Wichtig ist für mich allein, dass Sie mitkommen. Obwohl“, fügte sie leise hinzu, „ich wünschte, dass Sie mich verstehen.“

      „Was Sie einem allerdings gewiss nicht leichtmachen!“, erwiderte Greg trocken.

      Sie hatte seine Worte nicht gehört und sich in den Steigbügeln aufgerichtet. Mit ausgestreckter Hand wies sie über den Wasserlauf in die Ebene hinein. In der Ferne zeichnete sich eine hohe Staubwolke ab, vom roten Licht der sinkenden Sonne durchtränkt.

      „Die Herde! Wenn wir sie vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen, müssen wir losreiten. Haben Sie sich entschieden, Williams?“

      „Entschieden?“, wiederholte er grimmig. „Ich denke, Sie haben mir die Entscheidung längst abgenommen. Reiten wir!“

      Nebeneinander trieben sie ihre Pferde durch den Wasserlauf der Herde entgegen.

      *

      Der letzte rote Schimmer, der sich über dem westlichen Horizont hielt, verblasste. Die Dämmerung schlich grau von Osten heran. Am Firmament erschienen die ersten Sterne.

      Die Longhorn Herde war zum Stehen gekommen. Rücken an Rücken hatten die Rinder müde zu grasen begonnen. Hörner klapperten gegeneinander. Gelegentlich war ein dumpfes schläfriges Muhen zu hören.

      Greg und das Mädchen erreichten das Herdencamp, als die Cowboys bereits mit ihrer Abendmahlzeit fertig waren. Zwei Männer saßen am niedrig brennenden Feuer, ein langer knochendürrer Schwarzer räumte eben das Geschirr von einer umgestürzten Kiste, drüben beim planüberdachten Küchenwagen stand der alte Tipstone und sattelte eben ein frisches Pferd, das er sich aus der Remuda geholt hatte.

      Er winkte erleichtert, als die beiden Reitergestalten in den Lichtkreis des Feuers kamen.

      „Alles glattgegangen?“

      „Man kann es so nennen!“, brummte Greg und warf Mary einen skeptischen Seitenblick zu.

      „Ich wusste es ja!“, grinste Mike Tipstone. „Damals in Missouri habe ich auch die rauesten Sachen mit heiler Haut überstanden. Ich wette, Greg, dass Sie Kinross los sind!“

      Greg zuckte stumm die Achseln. Mary schwang sich elastisch aus dem Sattel. Er folgte ihrem Beispiel. Die beiden Männer am Feuer erhoben sich und drehten sich ihm zu. Ihre forschenden Blicke tasteten ihn ab.

      „Das ist Greg Williams“, erklärte Mary kurz, „er wird ab heute in unserer Mannschaft reiten. Williams, das sind Clay Dillon und Rick Carney.“

      Die beiden Weidereiter nickten Greg wortlos zu. Dillon war ein kräftiger untersetzter Mann mit einem eckigen Gesicht und angegrauten Schläfen. Er besaß harte graue Augen und wirkte, als ob er niemals lächelte. Carney war ein junger Cowboy, schlank, drahtig und mit flachsblondem Haar.

      Mit einer Kopfbewegung wies Mary auf den langen, dürren Schwarzen, der mit einem Arm voll Blechbecher und Teller dastand und Greg mit aufgerissenen Augen anstarrte. „Und das ist Noel, unser Koch. Der beste Koch im San Antonio County.“ Zum zweiten Mal, seit Greg Mary kannte, sah er sie lächeln – ein flüchtiges Lächeln, das ihre Miene warm und fraulich machte.

      Der Schwarze rollte mit den Augen. „Danke, Miss Mary, danke!“ Seine Stimme schien aus einem tiefen Brunnenschacht zu kommen.

      Er machte eifrig ein paar Schritte näher. „Wollen Sie gleich essen, Miss? Gute Pfannkuchen mit Ahornsirup! Sie schmecken Ihnen bestimmt.“ Er schnalzte mit der Zunge.

      „In Ordnung, Noel. Zwei

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