Verbena II. Ruth Anne Byrne

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Verbena II - Ruth Anne Byrne Verbena

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er das Band durchtrennt?

      Hatte sich der Knoten gelöst?

      In mir schnürte sich alles zusammen. Mein Amulett … in der Nebelschlucht!

      Alraune warf mir einen beschwörenden Blick zu. »Bleib ruhig!« Sie griff nach der Schnapsflasche: »Jetzt brennt es gleich ein bisschen.«

      Und wie es brannte – die Blicke der anderen, die alte Angst, Malve ohne das Ebereschenholz, meine Verbindung zu Alvar, nicht unter Kontrolle zu haben. Am liebsten hätte ich aufgeschrien!

      Alraune legte ihre Hand auf meine Schulter. »Schon vorbei. Bin gleich fertig.« Sie schmierte Pechsalbe auf die Wunden.

      Was sollte ich nur tun ohne Alvars Hilfe? Ich brauchte den Geist der Magie immer in meiner Nähe! Es war die einzige Möglichkeit, meine Gabe geheim zu halten.

      Alraune drückte mir die Schüssel mit dem rötlich gefärbten Wasser in die Hand. »Hier, Eschas Opfer!«

      Wie gelähmt stand ich da, konnte meinen Verlust nicht fassen.

      Alraune schubste mich Richtung Tür. »Geh. Zieh dich um und bitte Escha.«

      Auf der kleinen Brücke hielt ich inne und sah dem Moosbach beim Fließen zu. Ich schüttete das rötliche Wasser aus der Schüssel in die Fluten. »Escha, ich bitte dich, schicke deine Kraft, um meine Wunden zu heilen! Hier, nimm mein Blut, lass es fließen in deinem ewigen Fluss!«

      Das Leben war wirklich ein ewiger Fluss. Wie schnell manche Dinge davontrieben, die einem wichtig waren. Zuerst Valerian, dann das Amulett. Ihn hatte ich ziehen lassen müssen – unfreiwillig und schweren Herzens. Aber diesen Anhänger brauchte ich! Die Hüter nahmen ihre Arbeit ernster denn je. Die Kreuzdorner Hexe war letztes Jahr nur der Anfang gewesen. Nichts im Vergleich zu dem, was sich jetzt in Kronenburg und den umliegenden Baronien abspielte.

      Auch wenn sich in mir alles sträubte: Ich musste noch einmal in die Nebelschlucht, musste zumindest versuchen, das Amulett zu finden – und zwar so schnell wie möglich. Die Sonne war schon über Mittag und es zogen dichte Wolken hinter den Hügeln im Westen auf. Malve schlief wieder friedlich in seinem geheimen Fach meiner Tasche, als wäre nichts passiert. Ich ließ ihn zurück und nahm nur den Korb mit.

      Bei der Wegkreuzung Richtung Dorf blieb ich stehen. Wenn ich wenigstens Begleitung hätte … Wen konnte ich fragen? Ludek oder einen der anderen Jungs? Nein, das würde Finn sofort erfahren und sich dann aufdrängen.

      Fria? Sie redete immer davon, mehr erleben, aus unserem kleinen Dorf ausbrechen zu wollen. Aber sie meinte sicher eher ein Abenteuer mit einem Adeligen, der sie dann zu einer der Tanznächte nach Kronenburg mitnahm. Trotzdem gingen meine Beine wie von selbst Richtung Dorf.

      Zwischen zwei Häusern lugte ich zum Dorfplatz hinüber. Die Jungs saßen beim Brunnen und natürlich war Finn mitten unter ihnen. Was machte er hier? Sollte er nicht auf der Burg sitzen und studieren? Korvinus wollte ihm doch alles beibringen, was ein guter Hüter brauchte. Wie man Begabte fing und mit welchem Holz der Scheiterhaufen am besten brannte. Na ja, viel wissen musste man dafür sicher nicht.

      Konnte Finn nicht endlich das Interesse an mir verlieren?

      Letztes Jahr in der Mittsommernacht hatte ich ihn wieder ermutigt, notgedrungen, damit Valerian fliehen konnte. Und in den Wochen danach war mir nichts anderes übriggeblieben, als auf Finns Werbung einzugehen. Sonst hätte er Nachforschungen angestellt. Aber inzwischen … es waren doch nun schon neun Monde vergangen, in denen ich mich ihm immer mehr entzog. Wie blind war er? Noch viel blinder als Valerian jedenfalls!

      Ich konnte kaum erwarten, dass Korvinus Finn endlich mit nach Kronenburg in das Konvent der Hüter nahm. Dann hatte dieser Spuk endlich ein Ende. Zu schade, dass sie erst in einem Mond aufbrechen wollten.

      Um der Gruppe nicht aufzufallen, lief ich hinten herum über die Wiese zum Gasthof Drei Linden. Fria war meistens in der Küche anzutreffen.

      Ich klopfte an und trat ein.

      »Verbena!« Fria saß am großen Küchentisch neben zwei Köchinnen und schälte Rüben. Sobald sie mich sah, ließ sie ihr Messer fallen. Die anderen beiden betrachteten mich argwöhnisch.

      Ich begrüßte sie freundlich, aber auch das schien nicht zu helfen. Danke Korvinus! Vor seiner Hetzrede letztes Jahr waren Alraune und ich im Dorf gerne gesehen gewesen. Jetzt glaubten alle, wir wären Begabte, Hexen, und senkten ihre Blicke, sobald sie unsere Heilerhaare sahen – obgleich der alte Baron seinen Sohn in die Schranken gewiesen hatte.

      Aber es gab auch Freunde, die sich davon nicht anstecken ließen. Fria fiel mir um den Hals. »Schön, dass du vorbeikommst! Wäh, wonach riechst du denn?« Sie schob mich wieder hinaus.

      Ich ließ sie gewähren – draußen zu reden, war mir nur recht. In der Küche von der Nebelschlucht zu erzählen, half meinem Ruf sicher nicht.

      »Brauche deine Hilfe!«, murmelte ich.

      »Was ist los? Warum stinkst du nach …« Sie schnupperte noch einmal und verzog das Gesicht. »… faulen Eiern?«

      Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. »Wicke hat eine Warze«, sagte ich.

      Fria prustete los. »Sonst noch Neuigkeiten?«

      Sie war so ansteckend, dass ich mitlachte. Ernster fuhr ich fort: »Weißt du, Warzen behandeln wir mit dem Schleim der Nebelkröten.« Ich bohrte meinen Fuß in den Boden. »Und so eine brauche ich jetzt.«

      »Aus der Nebelschlucht?«

      »Ja … könntest du mich begleiten, bitte?« Hoffentlich, hoffentlich.

      »In die NEBELSCHLUCHT?!«

      Ich kaute auf der Unterlippe. Das hier war eine schlechte Idee gewesen.

      »Vergiss es, wird schon gehen.« Ich wandte mich ab.

      »Verbena, warte!« Sie hielt mich an der Schulter fest. »Natürlich komme ich mit, wenn du mich brauchst.«

       TROPFENTRÄNEN

      »Sag, schickt der Baron immer noch so oft Kutschen, um Alraune abholen zu lassen?«, fragte Fria, als wir die Landstraße unter den Felsen, auf denen Burg Seggensee gebaut war, entlang gingen.

      »Zu Fuß schafft sie den Weg nicht mehr.«

      »Wird das wieder?«

      »Glaube nicht. Der Bruch ist nicht gut verheilt.«

      »Kannst nicht du das übernehmen? Morgen wirst du volljährig!« Sie stieß ihren Ellenbogen in meine Seite.

      Ich grinste in mich hinein. Morgen war mein Geburtstag! Aber warum Alraune mich nicht zum Baron schickte, das hatte ich mich auch schon oft gefragt. Mehr, als ihm einen Magenbitter zu bringen, tat sie ja nicht. Außerdem, was für einen unglaublichen Aufwand der Baron betrieb, um seine Heilerin zu sehen. Direkt nach Alraunes Unfall war er sogar das eine oder andere Mal in die Heilerei gekommen und hatte sich hinter verschlossener Tür mit ihr besprochen. Seit sie wieder halbwegs gehen konnte, ließ er sie für Hausbesuche mit der Kutsche abholen, mindestens einmal jeden Viertelmond.

      »Ich

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