Verbena II. Ruth Anne Byrne

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Verbena II - Ruth Anne Byrne Verbena

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war er äußerst reserviert, behandelte mich wie Luft. »Die beiden verbindet etwas, ich kann mir das auch nicht erklären.«

      »Und wie! Sonst hätte er euch wohl kaum letztes Jahr vor den Hütern gerettet. Das ganze Dorf hat sich darüber gewundert.«

      Nicht nur die – auch ich!

      »Alraune sagt, sie hat bei ihm etwas gut. Aber du kennst sie ja, sie ist hart wie Stein, wenn sie nicht über etwas reden will.«

      Fria rümpfte die Nase. »Jetzt werde ich auch gleich so stinken wie du.«

      Wir waren bei der Abzweigung zur Nebelschlucht angekommen. Die Brücke über den Abgrund lag ein Stück vor uns auf der Landstraße. Nebel waberte von unten herauf. Am Himmel schoben sich die dunklen Wolkentürme weiter voran, verdeckten die Sonne und machten alles noch viel düsterer, als es am Vormittag schon gewesen war.

      Trotzdem ging ich voran, nahm den Serpentinenweg hinunter zum Nebelbach, tauchte ein in den warmen, stinkenden Dampf.

      Was tat ich bloß hier?

       Mein Amulett!

      Ich berührte die Stelle an meiner Kehle, wo es hängen sollte, und biss die Zähne zusammen. Ich durfte es nicht aufgeben.

      Die kalten Wirbel … Waren sie immer noch da? Packten sie mich diesmal fester, ließen mich nicht mehr los?

      Vor dem Eingang der Schlucht blieb ich stehen, konnte mich nicht überwinden weiterzugehen. Die Panik vom Morgen flackerte wieder auf. Ich hätte Fria nicht hierherbringen dürfen. Wie eigennützig war ich gewesen? Was, wenn ihr etwas zustieß? Wegen mir …

      Auch sie war still, hielt sich einen Ärmel vors Gesicht.

      »Warte auf mich – hier, wo man noch ein bisschen was sieht«, flüsterte ich. Dann war wenigstens jemand in der Nähe, jemand, dem ich zurufen, der Hilfe holen konnte.

      »Warum? Wir machen das gemeinsam! Wie findet man diese blöden Kröten?«

      Fria war die Beste! Sie hatte nur leider keine Ahnung, worauf sie sich hier einließ. »Sie sitzen in den Ritzen der Felsen. Wenn du etwas Glitschiges spürst, hast du eine gefunden.«

      »Ernsthaft?« Sie sah mich angewidert an. »Bin ich froh, dass ich keine Heilerin geworden bin!«

      Dabei waren die Kröten das geringere Übel. »Du brauchst sie nicht zu suchen, ich mache das. Es ist nur …« Wie sollte ich es ihr sagen, ohne, dass sie mich für verrückt hielt und das gleich jedem erzählte? Solche Geschichten verbreiteten sich im Dorf wie ein Lauffeuer und als Schankmaid bei den Drei Linden war Fria nicht zum ersten Mal der Span, der alles zum Lodern brachte.

      Sie sah mich erwartungsvoll an. »Jetzt drucks nicht so herum.«

      »Heute Morgen … da war etwas dort drinnen, im Nebel … und es stinkt noch fürchterlicher als sonst.«

      »Geht das überhaupt?«, murmelte sie durch ihren Ärmel hervor. Einen Moment sah sie zum Himmel hinauf. »Komm schon, bringen wir es hinter uns, möglichst, bevor es dunkel wird.«

      Sie hatte recht – wie finster die Wolken inzwischen aussahen! Ich nahm all meinen Mut zusammen. »Ja, bringen wir es hinter uns.«

      Wir gaben uns die Hände und gingen voran, hinein in die Schlucht und den dichten Nebel. Ich starrte in den warmen Dampf, suchte nach den Wirbeln. Jeden Moment erwartete ich die kalte Berührung. Wäre doch Malve hier. Er hätte mich wieder gewarnt. Ich umschloss Frias Hand fest, war ihr unendlich dankbar, dass sie mitgekommen war.

      Sie erwiderte meinen Griff. »Wie weit willst du gehen?«, flüsterte sie.

      Ich drehte mich zu ihr, sah sie kaum noch im Nebel.

      Spürte sie es auch? Dass hier etwas nicht stimmte …

      »Ein paar Schritte noch. Dort sollten Kröten sitzen.« An der Felswand, die ich im Nebel nicht sah. Zaghaft streckte ich meine Hand aus, hoffte, Stein zu spüren – und nicht irgendetwas anderes.

      Endlich. Der Fels, feucht und unnatürlich warm. Ich lehnte mich mit dem Rücken dagegen. »Wir sind da«, wisperte ich. Hier war es heute Morgen passiert. Die kalte Berührung. Ich starrte in den Nebel, fühlte mich wieder beobachtet.

      Wo waren sie, die Wirbel?

      »Bleib genau hier stehen. Ich suche nur schnell eine Kröte.« Und mein Amulett!

      Wie viel Überwindung es kostete, Frias Hand loszulassen. Ich sah gerade noch ihre Umrisse. Mich umzudrehen und an der Wand nach den Kröten zu tasten, schaffte ich nicht – selbst, wenn ich wusste, dass meine beste Freundin direkt neben mir stand. Konnte sie nicht fröhlich vor sich hinplappern, so wie sonst immer?

      Ich rutschte die Wand hinunter und hockte mich hin, tastete den Boden ab, fuhr zwischen die Steine hinein. Mit ein bisschen Glück stießen meine Finger ja nicht nur auf eine Kröte, sondern auch auf das Amulett.

      »Verbena?«

      »Ja.«

      »Bei Mavanja, du bist ganz nahe.« Hörte ich da Angst in ihrer Stimme?

      Ich hob den Kopf, sah hinauf – dorthin, wo ich sie vermutete. »Ich hätte dich nicht bitten sollen, entschuldige. Aber ich bin so froh, dass du da bist.«

      Da spürte ich es. Es klatschte auf meine Stirn. Eiskalt.

      Ich schrie.

      Und Fria mit mir.

      Ich schirmte meinen Kopf mit den Armen ab, kauerte am Boden. Mein Herz pochte.

      Weitere Tropfen prasselten auf uns herab. Es begann zu regnen.

      Hatte ich mich wegen eines Wassertropfens so erschrocken? Ich lachte auf, erhob mich und umarmte Fria. »Tut mir leid, ich dachte, es wäre … etwas anderes.«

      »Verbena …« Es klang vorwurfsvoll. Doch auch sie ließ sich in die Umarmung fallen, sichtlich erleichtert.

      Der Nebel wurde vom Regen weggewaschen. Nun sahen wir die enge Schlucht. Feuchtschwarze, zerklüftete Felswände zu beiden Seiten und dazwischen der Nebelbach, recht schmal, sodass beiderseits ein wenig Ufer blieb. Das war das Beste, was passieren konnte! Lieber pitschnass nach Hause kommen, als hier länger blind herum zu tasten.

      Doch aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung. Vielleicht drei Schritte entfernt. Da war sie wieder, die Gänsehaut, die meinen Nacken entlang lief.

      Ich schaute genauer hin. Nichts.

      Oder doch?

      »Siehst du das?« Zaghaft streckte ich einen Finger aus.

      Fria erstarrte.

      Ich wollte laufen, aber meine Beine gehorchten mir nicht. Da war etwas, ganz sicher, auch wenn ich mehrmals hinsehen musste, um es zu erkennen.

      Durchscheinend, aber doch sichtbar stand da jemand. Direkt vor uns.

      Er tat einen Schritt auf uns zu. Mein Schrei versiegte in der Kehle. Fria klammerte sich an mich. Ich wich nach

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