Drehschluss. Claudia Rossbacher

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Drehschluss - Claudia Rossbacher

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      »Hat sie das so gesagt?« Clara fühlte sich geschmeichelt. Immerhin kam das Angebot von keiner Geringeren als der Benz. Und sie wollte ausgerechnet mit ihr zusammenarbeiten.

      »So hat es ihr Agent formuliert«, erwiderte Katrin.

      »Dieser langweilige Typ. Dieser … wie heißt er doch gleich noch mal? Mike, nein. Mark Soundso …«

      »Mark Konrad. Der ist doch nicht langweilig. Ich finde ihn sehr nett.«

      »Sehr nett … Na ja, wenn dir das reicht«, lästerte Clara.

      »Ich will ihn doch nicht heiraten. Ich kenne Mark schon ewig. Er hat damals mit Klaus zusammen in der WG gewohnt. Ich hab dir doch von ihm erzählt?«

      »Von Klaus, deinem peinlichen Lover? Ja, das hast du. Wie könnte ich den bloß vergessen?« Clara grinste. »Ich weiß natürlich, wer Mark Konrad ist«, fuhr sie fort. »Er läuft mir öfter bei offiziellen Anlässen über den Weg. Ich kenne ihn allerdings nur flüchtig, wie man Schauspielagenten halt so kennt. Bisher hatte ich immer nur mit Jackies PR-Agentin zu tun. Weniger mit deinem Mark ...«

      »Er ist nicht mein Mark«, protestierte Katrin, was Clara mit einem spöttischen Lächeln quittierte. Warum nur stieg sie immer wieder auf die Hänseleien der Freundin ein? Es war stets dasselbe Spiel, ärgerte sich Katrin über sich selbst.

      »Schon gut. Komm wieder runter, Katinka.«

      Katrin lächelte säuerlich, ehe sie in geschäftlichem Tonfall fortfuhr. »Jackie Benz möchte dich zu den Dreharbeiten nach Mallorca einladen. Sie meint, ihr könntet dort die Drehpausen mit den Interviews für ihre Biografie überbrücken.«

      »Ich bin doch kein Pausenclown«, entgegnete Clara forsch.

      »So war es bestimmt nicht gemeint. Überleg doch mal: Du wärst live vor Ort bei den Dreharbeiten zu Straße ohne Schatten. Hautnah an der Seite des größten deutschen Filmstars. Noch dazu auf Mallorca. Schönes Wetter, leckeres Essen, jede Menge Promis und du mittendrin. Das ist doch genau dein Ding.«

      »Hm. Ja, vielleicht«, meinte Clara, als der Kellner die bestellten Speisen brachte.

      »Mark hat angedeutet, dass Jackie ein paar Leuten gehörig an den Karren fahren wird. Anscheinend plant sie, einige brisante Details über prominente Zeitgenossen zu enthüllen.« Katrin lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück. Diesen Köder würde die Freundin schlucken, war sie überzeugt. Auf Claras Neugierde war Verlass.

      »Jackie plant also eine Skandalbiografie. Das klingt tatsächlich spannend.« Clara ließ das Messer durch das dunkelrote Fleisch auf ihrem Teller gleiten und kostete den ersten Bissen. »Ausgezeichnet«, lobte sie das Carpaccio, genüsslich kauend.

      »Das wird ganz bestimmt spannend. Eine solche Chance kannst du dir doch nicht entgehen lassen«, meinte Katrin aufgeregt. Ihre schlechte Laune von vorhin war verflogen.

      »Gib mir ein paar Tage Zeit, um darüber nachzudenken. Außerdem muss ich erst mit Jan abklären, ob sich dieses Projekt mit meiner Position im Verlag vereinbaren lässt. Ich müsste mir dann wohl ein paar Wochen Urlaub nehmen«, überlegte Clara laut.

      »Lass dir bitte nicht zu lange Zeit. Jackie scheint es eilig zu haben. Ich muss Mark deine Entscheidung spätestens in einer Woche mitteilen. Oder eine andere Autorin vorschlagen.«

      Clara zog eine Augenbraue hoch. Sie hasste Ultimaten. Zumindest, wenn sie ihr gestellt wurden.

      Das wusste Katrin ganz genau. »Jackie bietet dir 50 Prozent ihrer Tantiemen an. Das ist mehr als fair von ihr. Du könntest dir mit diesem Buch ein hübsches Sümmchen verdienen«, beeilte sie sich fortzufahren. »Dein Anteil am Vorschuss beträgt 20.000 Euro.«

      Claras Augenbraue wanderte erneut kurz nach oben. »Ich sagte doch: Gib mir das Wochenende Zeit. Sollte ich mich dafür entscheiden, rede ich am Montag mit Decker. Und rufe dich danach gleich an.«

      Katrin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und schob ihren leeren Teller beiseite. Vorerst konnte sie nichts mehr tun. »Darf ich dir das Geld für mein Essen dalassen? Ich muss dringend ins Büro zurück.«

      »Ich übernehme das schon. Geh nur.«

      »Sicher?«

      »Ja, klar. Geh ruhig.«

      »Danke. Bis bald, Clara. Wie wär’s am Sonntag mit Kino?«

      »Daraus wird leider nichts. Ich muss am Wochenende arbeiten.«

      »Schade. Aber du denkst über mein Angebot nach, ja?«

      »Ja-a«, betonte Clara genervt.

      »Prima.« Katrin küsste die Freundin auf die Wangen und eilte zur Garderobe, um wenig später in ihrem alten beigen Wohlfühltrenchcoat aus dem Lokal zu hasten.

      Clara bestellte einen Espresso und verlangte nach der Rechnung. Die Quittung steckte sie in ihre schwarze Kelly Bag, für die es jahrelange Wartelisten gab. Das sündhaft teure Stück verdankte sie einer einflussreichen New Yorker Galeristin, für deren Filialeröffnung in Berlin sie einige Promis zusammengetrommelt hatte, um anschließend in der UP über das Event zu berichten. Clara hatte jedoch darauf bestanden, die Handtasche selbst zu bezahlen, damit man ihr ja keine Bestechung vorwerfen konnte und sie nicht erpressbar war.

      »Danke schön, Frau Bodenstein. Ich hoffe, es war alles zu Ihrer Zufriedenheit«, meinte die Empfangschefin, die Clara in den Mantel half.

      »Es war wie immer großartig. Meine Empfehlung an den Chef.«

      Das Carpaccio vom Wagyu-Rind mit jungen Löwenzahnblättern und würzigen Grana-Raspeln an extra jungfräulichem toskanischem Olivenöl hatte, wie fast alles, was aus Darius Schneyders Küche stammte, sterneverdächtig geschmeckt. Clara beschloss, ihn dafür in einer der nächsten UP-Ausgaben lobend zu erwähnen. Der begnadete Koch, der wie sie aus Wien stammte, hatte es redlich verdient.

      5

      Montag, 4. Juni 2007

      Clara saß in der Morgenmaschine der Air-Berlin nach Palma de Mallorca, die den Flughafen Tegel mit über einer Stunde Verspätung verlassen hatte, und nippte an ihrem Tomatensaft. Warum sie ausgerechnet im Flugzeug immer wieder die Lust auf diesen Gemüsedrink überkam, wie so viele andere Passagiere auch, hatte sie erst neulich wo gelesen. Der niedrige Luftdruck in Flughöhe beeinflusste das Geschmacksempfinden. Salz und Zucker wurden weniger stark wahrgenommen. Das fruchtige Aroma von Tomaten blieb hingegen stabiler und schmeckte intensiver. Clara stellte den halb vollen Plastikbecher auf ihrem Klapptischchen ab.

      Jan Decker hatte nur kurz gezögert, als sie ihm vor drei Monaten von Jackies verlockendem Angebot erzählt hatte. Schließlich hatte er ihr sogar zugeredet, diese einmalige Chance wahrzunehmen. Sie waren übereingekommen, dass Clara sich für zwei der insgesamt vier Wochen ihres Aufenthalts auf Mallorca Urlaub nehmen würde. Die restlichen Arbeitstage zählten als geschäftlicher Auslandseinsatz. Dafür musste Clara der UP Exklusivberichte von den Dreharbeiten liefern.

      Die Tatsache, dass die nicht gerade als zimperlich verschriene Chefredakteurin des meistgelesenen Klatschmagazins Jackie Benz’ Biografie schreiben würde, war in den letzten Wochen in den konzerneigenen Medien ausgeschlachtet worden, was die Auflagen erfreulicherweise in die Höhe getrieben hatte. Clara hatte der Öffentlichkeit einen

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