Dillinger tritt ab. Rudi Kost

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Dillinger tritt ab - Rudi Kost

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ausfiel.

      Kein Wort darüber, dass der Herr Firmenchef seit einiger Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilte.

      Was hatte das zu bedeuten?

      Ich schaute im Impressum nach. Hier fungierte ein Eduard Poschinski als Geschäftsführer. Da hatte jemand schnell geschaltet. Eine Firma mit einem nicht mehr existenten Verantwortlichen wäre ein gefundenes Fressen für jeden Abmahnungsanwalt gewesen.

      Aber wer war Eduard Poschinski?

      ZWEI

      Es war nicht zu erahnen, wo Helmar Haag, der Reporter der Lokalzeitung, seinen Morgenkaffee zu sich nahm, wenn das Wetter so mistig war, dass sogar ein so hartgesottener und abgehärteter Pfeifenraucher wie er ins rauchfreie Innere flüchten musste.

      Nun ja, trotz der erfreulich vielen Cafés in Schwäbisch Hall blieben die Möglichkeiten überschaubar, und ich hatte schon beim zweiten Versuch Glück. Der massige Mann mit dem gezwirbelten Schnurrbart rührte gedankenverloren in seinem Kaffee und nuckelte an der kalten Pfeife. Ein verkannter Dichter bei der Arbeit.

      »Ich störe ja nur ungern«, sagte ich und rutschte auf die Bank an seinem Tisch.

      »Du störst immer, nur merkst du das nicht.«

      »Sagen wir so, ich lasse es mir nicht anmerken. Das ist etwas, was unsere beiden Berufe gemeinsam haben, sonst kämen wir nie auf einen grünen Zweig. Worüber sinnierst du?«

      »Ich habe eine interessante Sache erfahren und grüble, ob sie von so hohem öffentlichem Interesse ist, dass ich damit einigen Leuten auf die Füße treten darf, sie vielleicht sogar unglücklich mache.«

      »Worum geht es?«

      »Netter Versuch, aber vergiss es.«

      Die Bedienung kannte mich und stellte mir unaufgefordert einen Cappuccino hin.

      Wie süß. Den Milchschaum zierte ein Herzchen aus Kakao.

      Er nuckelte an seiner Pfeife, produzierte imaginäre Rauchwolken und fragte: »Also, welche Infos brauchst du?«

      Ich tat erstaunt. »Wie kommst du darauf, dass ich irgendwelche Infos will?«

      »Weil du mich nur dann mit deiner Gegenwart beehrst.«

      »Stimmt. Wir wollten uns schon lange mal wieder auf ein Bier zusammensetzen, aber du hast ja nie Zeit.«

      Er zuckte mit den Schultern. »Der Job. Die Familie. Und wenn ich mal Zeit habe, lässt du dich niederschießen. Und als ich dich im Krankenhaus besuchen wollte, haben sie mir den Wein abgenommen.«

      »So sind die dort. Stehen nicht so auf alternative Medizin.«

      »Also?«, fragte er erneut.

      »Frieder Schindel.«

      »Friede seiner Asche. Das war die erste Info: Er lebt nicht mehr.«

      »Das weiß ich. Erzähl mir über ihn.«

      »Hättest du meinen Nachruf gelesen, der wie immer äußerst eloquent geschrieben war, müsstest du nicht fragen.«

      »Ich habe ihn gelesen, aber nicht auswendig gelernt. Hilf mir auf die Sprünge.«

      »Ich kann ihn auswendig. Ich kann alle meine Artikel auswendig. Aber wie ich dich kenne, du Banause, willst du nur die Kurzfassung hören.«

      »Kürzestfassung bitte.« Das war jetzt der Moment, an dem man viel Geduld aufbringen musste. Auch Kurzfassungen konnten bei Helmar Haag längere Zeit in Anspruch nehmen. Er neigte zu Abschweifungen und war schwer zu bremsen, wenn er erst einmal in Fahrt war. Vielleicht ging es heute dank der äußeren Umstände etwas schneller. Kalt rauchen halten die Süchtigen nicht lange aus.

      Andererseits: Nichts zwang uns zu ungebührlicher Hast.

      Er zog lange Zeit an seiner Pfeife, aus der nichts kam. Dann hob er an.

      »Bauunternehmen Schindel. Wurde 1949 vom Großvater des Abgestürzten gegründet, im zarten Alter von 25 Jahren. Er war zu dem Schluss gekommen, dass in der Nachkriegszeit ein erhöhter Bedarf an Bautätigkeiten bestand, selbst in unserer Gegend, die mit Kriegsverwüstungen glimpflich davon gekommen war. Und damit lag er richtig. Großpapa war gelernter Mauerer wie der Verblichene auch und wie dessen Vater, scheint wohl eine Familienverpflichtung zu sein. Schindel eins baute die Firma auf, Schindel zwei baute sie aus, und Schindel drei drehte dann das große Rad. Das Hauptgeschäft war nach wie vor das stinknormale Baugewerbe, wobei er sich auf Industriebauten und das Häusle mit Handtuchgarten konzentrierte, öffentliche Aufträge hat er nicht viel gemacht. Vielleicht kam er nicht zum Zug, vielleicht war ihm das zu kompliziert, ich weiß es nicht. Stattdessen hat er sich mehr und mehr als Bauträger engagiert, du weißt schon, auf eigenes Risiko bauen und dann verkaufen.«

      »Erfolgreich?«

      »Schwer zu sagen. Er ist nicht der Platzhirsch, in keinem der Bereiche, die er bedient, er war ja nicht der Erste, der auf diese Ideen kam, aber er scheint wohl gut im Geschäft zu sein. Soweit man das beurteilen kann, ohne die Bücher zu kennen.«

      »Jetzt kommen wir allmählich zum interessanten Teil. Nämlich zu dem, was du nicht geschrieben hast. Welchen Ruf hat die Firma?«

      »Zuverlässig und pünktlich, und das ist die halbe Miete in dieser Branche. Allerdings gab es in der letzten Zeit einige Kratzer im schönen Bild, habe ich gehört. Nicht mehr so pünktlich, nicht mehr so zuverlässig. Das ist vorerst nur mal Gerede, nicht verifizierbar. Nenn mir einen Handwerker, bei dem es nicht irgendwas zu meckern gibt. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe gerade erst mein Bad renoviert.«

      »Von Schindel?«

      »Nein.«

      »Schade. Dann hätten wir jetzt Informationen aus erster Hand.«

      »Wie gesagt, auch ich hatte viel auszusetzen, und trotzdem würde ich, alles in allem, diese Firma weiter empfehlen. Jedenfalls, bei Schindel gab es wohl etliche Beschwerden wegen Baumängeln, er musste nachbessern.«

      »Nicht gut fürs Geschäft.«

      »Gar nicht gut, wobei ich nicht weiß, ob einfach geschlampt wurde, weil man halt mitnimmt, was geht – die Baubranche boomt ja zur Zeit – wie du weißt, oder ob er tatsächlich getrickst hat. Du kennst das, billiges Material, das teuer berechnet wird und so.«

      »Was war Frieder Schindel für ein Mensch?«

      »Ich kannte ihn nicht persönlich. Er hat am sogenannten gesellschaftlichen Leben nicht teilgenommen, zumindest nicht nach außen sichtbar. Er war Mitglied in den paar Vereinen, in denen man sein muss, wenn man Kontakte knüpfen und Aufträge an Land ziehen will, hatte aber nirgendwo Funktionen. Er war also offenbar kein Postensammler.«

      »Golfclub?«

      »Wohl nicht, sonst hätte es auch von denen eine Todesanzeige gegeben. Nein, das Übliche halt: Bund der Selbstständigen, Handwerkskammer, soziale Geschichten, informelle Zusammenschlüsse und dergleichen.«

      »Und wie war er selbst?«

      »Was

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