MordsSchweiz. Christof Gasser
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Читать онлайн книгу MordsSchweiz - Christof Gasser страница 15
»Und der Auftrieb?«
»Papperlapapp. Heiri ist über hundert Kilogramm schwer. Der taucht unter wie ein Stein. Mitsamt der Box.«
Barbara war es nicht geheuer. Ihre Beziehung zu Cornelia war nicht innig genug, um ihretwegen einen Mord zu begehen. Sie traute ihr nicht hundertprozentig. Aber hatte sie nicht auch bei Hans nachgeholfen? Mit ihren fiesen kleinen Briefchen, die sie ihm ins Krankenhaus geschickt hatte? Sie hatten einen Herzinfarkt ausgelöst. Und dann war da noch das Rattengift, welches sie in kleinen Dosen der Suppe beigemischt hatte. Sie hatte Hunderte von Menschen sterben sehen, auf der Krankenstation, wo sie bis zu ihrer Pensionierung gearbeitet hatte. Da kam es auf einen Toten mehr in ihrem Leben nicht an. Irgendwann musste jeder sterben. Wenn sie, zusammen mit Cornelia, ihrer ältesten Schwester das restliche Leben lebenswerter machte, war doch nichts Verwerfliches dabei. Sie half bloß dem Karma nach.
Barbara stöhnte auf. Das Problem waren ihre Beine. Diese würden sie kaum zum Nachbarhaus tragen. Ob sie Alfred einweihen sollte? Sie wusste, wie wenig ihr Neffe von seinem Vater hielt.
»Was ist?« Cornelia kam an den Tisch zurück. »Hast du es dir überlegt?«
»Ich weiß nicht.«
»Ha, tu doch nicht so. Bei deinem Hans hast du doch auch nachgeholfen. Keine von uns ist besser als die andere.«
»Dann ist das mit dem Blauen Eisenhut also nicht aus der Luft gegriffen?«
»Das habe ich nie dementiert. Und bevor es dir einfallen sollte, mich zu verzeigen, erinnere ich dich an den Karton mit dem Rattengift. Ich war oft in eurem Keller, als Hans noch lebte.«
»Was habt ihr in unserem Keller gemacht?« Bei Barbara schellten die Alarmglocken.
»Er hat mir seine Briefmarkensammlung gezeigt.«
»Die Briefmarken … ach so. Diese könnte ich verkaufen.«
»Das tun wir, wenn die andere Sache erledigt ist.« Barbara schritt entschlossen zur Tür. »Heute Nacht um halb zwölf. Dann müsste Heiri von seinem Schrebergarten-Vereinshock zurückkommen, wenn ich mich nicht täusche.«
»Meine Beine …« Barbara deutete auf ihre Oberschenkel. »Ich weiß nicht, ob ich es nach draußen schaffe.«
»Dann reiß dich zusammen.« Cornelia nahm den Türgriff in die Hand. »Nicht vergessen! Ich werde mir etwas einfallen lassen, wie wir Heiri in die Garage lotsen.«
»Und von dort auf das Autodach.« Barbara blieben weitere Worte im Hals stecken. Die ganze Angelegenheit war bereits jetzt zum Scheitern verurteilt.
Ein Geräusch schreckte sie auf. Es kam aus der Richtung des Fensters. Draußen herrschte tiefste Nacht. Annas und Heiris Haus lag komplett im Dunkeln. Ob Heiri bereits daheim war und im Bett lag? Hatte Cornelia sich verrechnet? Die Fensterscheibe klirrte. Und plötzlich sah sie den Schatten eines Vogels, wie er mit schlagenden Flügeln davonflog. Die Vorscheibe wies ein Loch auf, durch das es unangenehm zog.
Kein gutes Zeichen. Irgendetwas geschah gerade, auf das Barbara keinen Einfluss hatte.
Sie wartete. Der große Zeiger auf dem zerkratzten Zifferblatt des Regulators ruckelte auf die Sechs zu. Es war Zeit, sich in den Mantel zu werfen und die Winterstiefel zu schnüren, wollte sie pünktlich sein. Kurz darauf verließ sie das Haus über den Sonntagseingang. Das, was heute geschehen würde, hatte etwas mit einem feierlichen Akt zu tun.
Cornelia stand bereits unten. »Wir sollten uns verstecken. Heiri wird bald eintreffen.« Sie schwang einen Hammer in ihrer rechten Hand.
Barbara zeigte auf das Mordwerkzeug. »Du wirst ihn doch nicht damit umbringen?«
»Nein, nur bewusstlos schlagen. Dann legen wir ihn in die Hartbox, schließen den Deckel und ab an den See. Bis der zu sich kommt, ist er schon tauchen. Auf dem Grund wird er nicht der Einzige sein. Dort soll es bereits einen Friedhof haben.«
Das Ganze hatte nach Barbaras Ermessen einen gewaltigen Haken: Wie würden sie den schweren Heiri auf das Autodach laden können?
Keine Zeit für Überlegungen.
Am Anfang der Straße tauchte ein Auto auf. Die grellen Scheinwerfer stachen durch den Nebel wie fluoreszierende Raubtieraugen.
»Auf die Minute genau.« Cornelia versteckte sich neben der Garage. »Können wir nur hoffen, dass er den Wagen hineinfährt.«
Barbara drängte sich in die Ecke, wo die Grüntonne stand. Das Auto kam näher, hielt an. Niemand stieg aus. Doch das Garagentor ging auf. Heiri hatte ein automatisches Tor einbauen lassen, zu Alfreds Leidwesen. Er meinte, es sei hinausgeworfenes Geld.
Das kalte Neon drang auf den Vorplatz, ließ den Restschnee aufleuchten.
Barbara und Cornelia standen im Schatten. Es war nicht möglich, von Heiri gesehen zu werden. Warum stieg er nicht aus?
Barbara entdeckte die Hartbox auf einer Galerie, was sie seltsam fand.
Cornelia war ihrem Blick gefolgt. »Siehst du«, flüsterte sie. »Das nennt man Glück. Wir brauchen die Box bloß auf das Dach zu schieben und sie darauf zu befestigen … sofern der Kerl endlich in die Garage fährt.«
»Wir sollten vorsichtig sein.« Barbara hatte ein ungutes Gefühl. »Was, wenn Anna aufwacht und in die Garage kommt?«
Der Motor heulte auf. Heiri legte den Rückwärtsgang ein, fuhr zurück.
»Glaubst du, er hat etwas vergessen?« Cornelia kauerte sich hinter der Grüntonne. »Hühnerkacke! Was tun wir jetzt?«
Der Subaru wendete. Alsbald sah man bloß die Rücklichter aufleuchten, bis sie in der Ferne verschwanden.
Barbara zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht, ob der Kälte oder der Angst wegen. »Vielleicht ahnt er unser Vorhaben.«
Cornelia stieg über die Treppe auf die Galerie, von wo aus sie den Wohnungseingang erreichte. Barbara hatte ihren Schwager oft darum beneidet. Seine Haustür lag im Trockenen.
»Okay, wir können schon mal die Hartbox öffnen. Ich bin sicher, Heiri wird nach ein paar Minuten zurückkommen. Ich weiß von Anna, wie löchrig sein Gedächtnis ist. Er hat in seinem Schrebergarten bestimmt etwas vergessen und will es nun holen.«
Barbara ging über die Treppe nach oben und kauerte neben der Box. Diese war kaum einen Meter vierzig lang. »Wie sollen wir ihn dort hineinlegen?«, rätselte sie und hantierte an der Vorrichtung, die an einen alten Flaschenverschluss erinnerte. Sie zog den Bügel nach hinten und … »Oh mein Gott!« Der Stich in ihrer Brust war so brutal wie eine glühende Speerspitze und sie selbst wie von Sinnen. In der Hartbox lag etwas.
Barbara knallte den Deckel zu.
»Was ist?« Cornelia sandte ihr einen fragenden Blick zu.
»Schau selbst.« Barbara kämpfte gegen aufkommenden Brechreiz.
Cornelia schien beherzter. Sie näherte sich der Hartbox und vergewisserte sich über den makabren Fund. Sie schrie so laut, dass Anna bestimmt