5G-Wahnsinn. Prof. Dr. Klaus Buchner

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5G-Wahnsinn - Prof. Dr. Klaus Buchner

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90 Das Besondere an der Reflexstudie war nur, dass die Medien vor allem darüber berichteten, weil es sich um eine groß angelegte, mit Mitteln der Europäischen Union (EU) geförderte, internationale Studie handelte, die die Industrie mit allen Mitteln bekämpfte. Davon aber später.

      Es stellte sich heraus, dass das Erbgut von Bindegewebszellen wesentlich stärker geschädigt wird als das von Muskelzellen. Trotzdem wurden immer wieder Experimente an Muskelzellen, bei denen keine Veränderung des Genoms festgestellt wurde, als Argument dafür herangezogen, dass alle Beobachtungen von Genschäden durch Mobilfunk nicht reproduzierbar seien und deshalb nicht beachtet werden müssten.91 Kein Wort davon, dass die Versuche an Weichteilzellen sehr gut reproduzierbar sind! Sie wurden von 49 unabhängigen Studien bestätigt; das angesehene wissenschaftliche Organ „Pathophysiology“ widmete dieser Erkenntnis sogar eine Sonderausgabe.92

      Versuche an der Taufliege, genauer an Drosophila melanogaster, sind für Untersuchungen von Erbgutveränderungen besonders geeignet, weil sie sich schnell vermehrt und so die Wirkungen leicht festgestellt werden können. Dabei hat sich gezeigt,93 dass die Strahlung des D-Netzes mit einer Frequenz von etwa 0,9 GHz deutlich mehr DNA-Fragmentationen auslöst als die Strahlung des E-Netzes mit 1,8 GHz. Bei 11 und 21 GHz waren die Fragmentationen noch weniger, aber immer noch erschreckend hoch. Das könnte mit der Pulsung zusammenhängen, die vermutlich bei den Experimenten mit 11 und 21 GHz geringer war.

      Die Zellen besitzen einen Reparaturmechanismus, der mittels der sogenannten Kontrollproteine DNA-Schäden aufspürt, ihre Reparatur einleitet und auf jeden Fall eine Verdoppelung der DNA (Replikation) vor der Zellteilung mit einer geschädigten DNA verhindert. Ohne diese Kontrollproteine könnten wir nicht überleben. Man musste aber leider feststellen, dass Funkwellen die Bildung des entscheidenden Kontrollproteins 53 BP1/Y-H2AX hemmen. Die Experimente wurden sowohl bei 0,915 GHz als auch bei 1,9474 GHz durchgeführt.94 95

      Auch bei der Zellteilung selbst kann Funkstrahlung zu Fehlern führen, speziell durch Störungen des Spindelapparats.96 97 Das geschieht schon bei 45 V/m, also etwa bei unserem gegenwärtigen Grenzwert für 0,9 GHz-Strahlung. Dies und die Störung des Reparaturmechanismus erklären, warum man so viele Missbildungen beobachtet, die zu einem guten Teil während der Trächtigkeit der Tiere entstanden sein müssen (siehe unten). Obwohl dazu keine Daten verfügbar sind, ist anzunehmen, dass auch menschliche Embryonen gefährdet sind.

      Die Änderung des Erbguts müsste eigentlich das Ende des Mobilfunks in seiner heutigen Form bedeuten. Wollen wir es uns wirklich leisten, dass wir die kommenden Generationen schädigen, nur weil wir zu bequem sind, die Alternativen weiterzuentwickeln und sie auch tatsächlich einzusetzen?

       Krebs

      Wie zuvor erörtert entsteht durch Funkstrahlung in den Zellen ein Überschuss an Freien Radikalen, also äußerst aggressiven chemischen Verbindungen. Wie in den oben beschriebenen Experimenten gezeigt wurde, zerstören sie Teile der Erbsubstanz DNA und greifen in biologische Abläufe und Schutzreaktionen ein. Daher ist zu erwarten, dass Funkstrahlung auch Krebs auslösen kann.

      Ob das tatsächlich der Fall ist, interessierte die Forschung von Anfang an. Schon wenige Jahre nach der Entdeckung der Funkstrahlung wurden krebsartige Wucherungen an bestrahlten Pflanzen untersucht; später kamen Tierexperimente dazu. Die wichtigste von ihnen ist heute die NTP-Studie von 2018,98 die die US-amerikanische Regierung in Auftrag gegeben hat. Dabei wurden 3.080 Ratten und getrennt davon auch Mäuse von ihrer Zeugung bis zu ihrem Lebensende bestrahlt. Statistisch signifikant war aber nur Krebs am Herzmuskel (bösartige Schwannome, das heißt Nervenscheidentumoren) von männlichen Ratten. Zwar wurden auch andere Tumorarten beobachtet; sie waren aber wegen der ungünstigen Aufteilung der Tiere auf die einzelnen Untersuchungen in diesen Experimenten statistisch nicht signifikant. Bei weiblichen Ratten wurde ein kleiner, aber statistisch nicht relevanter Anstieg verschiedener Krebsarten gefunden („equivocal evidence“); ähnlich war es auch bei den Mäusen. Die Bestrahlung lag bei 1,5 oder 3 oder 6 W/kg. Zum Vergleich: Unser Grenzwert beträgt 2 W/kg für Mobiltelefone.

      Noch im selben Jahr wurde eine ähnliche Studie des italienischen Ramazzini-Instituts veröffentlicht.99 Sie untersuchte nur 2.448 Ratten. Das Ergebnis war bei einer Bestrahlung mit 6,6 W/m2 statistisch signifikant, bei 1,7 W/m2 aber nicht mehr.

      Das Problem der NTP-Studie ist, dass versucht wurde, zu viele Fragen gleichzeitig zu beantworten, und daher die Zahl der Tiere für jedes dieser Experimente zu gering war. Deshalb waren die Ergebnisse nur bei männlichen Ratten und hier nur Tumoren am Herzmuskel statistisch signifikant. Trotzdem liegt die Bedeutung dieser Experimente gegenüber allen anderen darin, dass sie im offiziellen Auftrag einer amerikanischen Regierungsstelle durchgeführt wurden.

      Wenn also Funkstrahlen bei Tieren Krebs auslösen können, wie steht es dann um den Menschen? Dazu wurden mehrere groß angelegte Untersuchungen durchgeführt. Die wichtigste davon ist vielleicht die INTERPHONE-Studie der Internationalen Krebsforschungs-Agentur IARC der WHO. Sie wurde 2012 fertiggestellt. Der Endbericht100 umfasst Fall-Kontroll-Studien zu zwei Arten von Gehirntumoren, nämlich zu 2.708 Gliom- und 2.409 Meningeom-Fällen. Für Meningeome (sie sind meist gutartig) und Akustikus-Neurinome konnte selbst nach zehn Jahren Handynutzung keine statistisch relevante Erhöhung der Fallzahlen gefunden werden. Aber bei den sehr aggressiven Gliomen war das Risiko für Vieltelefonierer mit mehr als insgesamt 1.640 Stunden Telefonaten deutlich erhöht. Der Bericht nennt das „unplausibel“, stellt aber immerhin fest, dass auf der Seite, auf der gewöhnlich telefoniert wird (also für Rechtshänder meist rechts), Gliome häufiger auftreten als auf der anderen Seite.

      Um mehr Klarheit zu bekommen, analysierte die Gruppe um den schwedischen Forscher Lennart Hardell101 diesen Zusammenhang weiter. Dabei wurden alle bösartigen Gehirntumoren bei langjährigen Nutzern von Mobilfunk und Schnurlostelefonen erfasst. Er konnte eindeutig nachweisen, dass bei Handynutzern vermehrt Gliome und andere bösartige Gehirntumoren auftreten. Dabei spielt die Zeit seit dem ersten Telefonat eine wichtige Rolle: Je länger sie zurückliegt, desto größer das Risiko. Nach den Bradford-Hill-Kriterien, die bei statistischen Erhebungen zwischen zufälligem Zusammentreffen und Ursachen unterscheiden helfen, muss man die Entstehung der Gliome eindeutig auf Funkstrahlung zurückführen.

      Weil der größte Teil der Bevölkerung Mobiltelefone, Smartphones und Schnurlostelefone nutzt, erwartet man ein Ansteigen der relevanten Gehirntumoren in der gesamten Bevölkerung, speziell der besonders aggressiven Glioblastome. Das ist leider der Fall. Eine Statistik für die „Metropol-Region“, die den größten Teil Frankreichs umfasst, zählt 823 Neuerkrankungen an (histologisch bestätigten) Glioblastomen im Jahr 1990 und 3481 im Jahr 2018.102 Diese Zahl hat sich also seit Beginn der massenhaften Nutzung von Handys und Schnurlostelefonen mehr als vervierfacht. In der Diskussion am Ende dieser amtlichen Statistik werden als mögliche Ursachen elektromagnetische Felder und Pestizide angegeben; es wird aber darauf hingewiesen, dass das umstritten sei. Mehr Klarheit bringt die offizielle britische Krebsstatistik, weil dort zwischen den einzelnen Regionen im Gehirn unterschieden wird. Der Frontal- und die Temporallappen liegen beim Telefonieren unmittelbar neben dem Handy und bekommen daher besonders viel Strahlung ab. Das trifft auch auf den Parietallappen zu, der sich in der Nähe der Antenne(n) eines Handys befindet. Deshalb wurde in einer Studie103 der Anstieg der Glioblastome im Frontal- und Temporallappen mit den Glioblastomen im restlichen Teil des Gehirns verglichen. Während es dort keinen wesentlichen Anstieg gibt, hat sich die Zahl in den besonders bestrahlten Regionen des Gehirns mehr als verdreifacht. Auch im Parietallappen stieg die Häufigkeit der Glioblastome stark an.

      Bild 9 Veränderung der Häufigkeit von Glioblastomen pro 100.000 Einwohner in England, bezogen

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