Gott suchen und finden. Группа авторов

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bis heute die Kraft und die Klarheit gegeben, das Evangelium in universeller Weite zu verkündigen und den Menschen in hingebungsvollem Dienst zu helfen. Das Bewusstsein, dass Gott überall beim Jünger ist und in allem gefunden und ihm in allem gedient werden kann, im ganz normalen alltäglichen Dienst oder in extremen Situationen von Verfolgung, ja, sogar Martyrium, hat den Jesuiten die innere Kraft, Ausdauer und Weite gegeben.

      Severin Leitner SJ ist seit 2012 Berater des Generaloberen der SJ in Rom und Assistent für Zentral- und Osteuropa.

      ADOLFO NICOLÁS

      Gott suchen und finden –

      Antwort auf Fragen

       1. Gott suchen und finden: Welche Entwicklungsstufen im Verstehen und Verwirklichen gibt es in Ihrem Leben?

      Ich denke, es geht weniger um Entwicklungsstufen, als darum, Gott zu suchen. Wenn man keine Überraschung von Gott erwartet, wird man ihn nie finden. Es verhält sich oft so wie beim Gebet, wir bekommen nichts, weil wir um nichts beten, um nichts bitten, nichts erwarten. Wenn wir Jesus im Evangelium sagen hören: »Suche und du wirst finden«, denke ich, dass er sich vor allem auf die Suche nach Gott bezieht. Es ist interessant, dass wir viele Male auf ein Bild schauen und wichtige Details übersehen können, die wir nur beachten, wenn jemand anderer uns darauf hinweist. Unsere Welt, unsere Wirklichkeit ist voller Zeichen von Gottes Gegenwart; wenn wir nicht offen dafür sind, können unsere Augen auf dieser wunderbaren Welt ruhen und trotzdem das beste übersehen. Es ist genauso wie bei den hölzernen Götzenbildern des Psalms, die »Augen haben, aber nicht sehen«.

      Dasselbe kann man über die Menschen sagen. Es ist so einfach, über Andere zu urteilen, ihr ganzes Leben zu reduzieren auf einen winzigen Fehler. Das ist die Wurzel jeden Vorurteils, sei es nun persönlich oder national wie auch ethnisch. Das ist der Stoff für Witze, die gewöhnlich ihren Grund in einer Karikatur der Wirklichkeit haben. Aber wenn man eine Person trifft und in der Begegnung einen Einblick in ihr Herz bekommt, verschwinden alle Witze, und was bleibt ist das Wunder und die Spur Gottes in dieser Person. So war es bei mir. Superior und später Provinzial zu werden öffnete mir diese Tür zu den Herzen Anderer. Damals erfasste ich, dass ich diese Jesuiten nicht wirklich kannte, bis sie ihr Herz öffneten … und Gott war da, verdeckt hinter manchen Fehlern und Schwächen. Sein Bild war verschwommen und fast unsichtbar geworden aufgrund der oberflächlichen Urteile und der Nachreden, die wir so leicht in Gerüchten verbreiten, ohne nach ihrer Wahrheit zu fragen.

      Diese Erfahrung, das Unerwartete im Herzen meiner Mitbrüder zu finden, machte mich aufmerksamer auf das Unerwartete in jeder Angelegenheit. Sie ließ mich fragen: Was suche ich in der Welt, in der ich lebe? Beschränke ich mich auf die Produkte, die der Markt als beachtenswert vorschreibt? Dann würde ich Bequemlichkeit, Macht, Sex, Ansehen und Erfolg suchen. Oder suche ich Gott, Güte, Gerechtigkeit, Großzügigkeit und Weite des Herzens? Das macht den Unterschied!

       2. Sie haben in fremden Ländern gearbeitet: Wie gelang es Ihnen, Gott in einer fremden und unbekannten Kultur zu finden?

      Für mich war es eine weitere Erfahrung, dass wichtige Dinge nicht leicht oder schnell vonstatten gehen. Ich musste in diesem Bereich wachsen durch verschiedene Stadien hindurch, die ich weder geplant hatte noch planen konnte. Zuerst musste ich frei werden von Vorurteilen, die wir alle in uns tragen. Und ich spreche hier nicht nur vom kulturellen Vorurteil, sondern hauptsächlich vom »religiösen« Vorurteil.

      Eine meiner letzten Aufgaben in Japan war die eines Komoderators in einer öffentlichen Diskussion zwischen einem französischen Missionar und einem japanischen Franziskaner über die Bedeutung des Gleichnisses vom Sämann. Der Missionar bot die traditionelle Auslegung von Mission als Aussäen des Wortes Gottes für eine zukünftige Ernte, die verborgen oder in der Hand Gottes bleibt. Der Franziskaner, der zufällig auch ein Bibelkenner war, sprach vom Heiligen Geist, der in den Herzen der Menschen wirkt und der eigentliche Sämann ist; die Gegenwart und die Arbeit des Missionars ist mehr eine Zeit der Ernte, des Einsammelns der Früchte des Wortes Gottes in den Herzen der Menschen. Ich bin kein Bibelgelehrter und kann nicht beurteilen, welche Auslegung besser ist. Ich kann mich nur daran erinnern, dass die Sicht des Franziskaners mich als sehr hoffnungsvoll, offen, großmütig, inspirierend beeindruckte. Sie war auch die Antwort auf die immer überraschende Erfahrung der Begegnung mit nichtchristlichen Männern und Frauen, die eine solch tiefe Liebe leben und ausdrücken, ein Mitgefühl und eine Menschlichkeit, dass sie nur aus der Perspektive Gottes her erklärt werden können.

      Die jüngste Erfahrung der dreifachen Katastrophe in Japan1 und die Art der Reaktion, mit großer Würde, Ruhe, Solidarität und Mitgefühl, kann man nur verstehen, wenn man daran glaubt, dass Gott im Herzen der Menschen wirkt, und wenn man die menschlichen und religiösen Werte berücksichtigt, die in die japanische Kultur eingegangen sind. Gott in einer fremden Kultur zu finden, ist keine theoretische Frage, bei der es darum geht, dass eine bestimmte Auffassung bestätigt oder widerlegt wird; es geht vielmehr um einen tieferen Blick, der das Vordergründige übersteigt, und der die Herzen in einer Tiefe berührt, in der sie unantastbar sind.

       3. Wo sehen Sie gegenwärtig Aufbrüche, in denen Gott am Werke ist?

      Vielleicht kann ich an diese Frage mit einer kleinen Geschichte herangehen: Einer alten Familientradition folgend nahm eine Dame ein sehr junges, blindes Mädchen, das auf der Straße bettelte, zu Weihnachten zu sich nach Hause. Wie gewöhnlich bekam das Mädchen ein heißes Bad, ein hübsches und bequemes Kleid und ein gutes, schmackhaftes Essen. Nach all dem fragte das Mädchen unschuldig: »Bist du Gott?« Die Dame antwortete: »Nein, nein. Ich bin nur seine Tochter«. Worauf das Mädchen bemerkte: »Ja, ich wusste, du gehörst zur Familie«!

      Ich denke, das ist die Art, in der wir Gott begegnen, oder wie wir – im Wortlaut Ihrer Frage – Aufbrüche sehen, Zeichen seiner Gegenwart: immer, wenn etwas in unserer Umgebung geschieht, das die Qualität der Liebe, der Schönheit, des Mitgefühls, der Gerechtigkeit, der Freude und Hoffnung, der Güte in ihren vielen und reichhaltigen Formen steigert. Es ist die Überraschung des Unerwarteten, denn es bereichert uns Menschen; die Freude der Begegnung, die von Hoffnung spricht, trotz allem; der Friede, den wir erfahren, wenn wir begreifen, dass Güte immer größer und tiefer ist als all die schlechten Nachrichten, mit denen wir ständig zu tun haben.

      Und so sehe ich Gott am Werk in den Jungen, die Solidarität und Mitgefühl mit denen empfinden, die weniger haben oder leiden … und die dafür etwas tun. Ich sehe Gott am Werk in so vielen Ordensleuten, die alles verlassen und das Risiko auf sich genommen haben dorthin zu gehen, wohin niemand gehen will, und Krankheit, Notsituationen und sogar den Tod riskieren. Ich sehe Gott am Werk in Kindern, die sich öffnen für alles, in Müttern, die sich ganz für ihre Kinder einsetzen, in Vätern, die an ihrem Arbeitsplatz aushalten, trotz Fehlens eines ausreichenden Gehaltes, des beruflichen Ansehens oder einer speziellen beruflichen Qualifikation, um ihrer Familie den Lebensunterhalt, Ausbildung und Hoffnung zu sichern. Es ist so offenkundig, dass Gott die Menschheit nicht aufgegeben hat, sondern sie weiterhin erfüllt mit seiner Gegenwart!

       4. Wie sehen sie die Herausforderungen/Probleme/Chancen, Gott in einer säkularisierten Welt zu finden?

      Ich denke, dass die Antwort schon in der vorangegangenen Erläuterung gegeben wurde. Ich glaube, dass der Geist Gottes immer am Werk war und weiterhin in den Herzen und in den wichtigen Realitäten der Menschen wirkt. Das hat sich nicht geändert durch die sogenannte »Säkularisierung« unserer modernen Welt. Wir mögen vielleicht weniger wahrnehmungsfähig und aufmerksam geworden sein, aber die Gegenwart Gottes bleibt Teil unserer menschlichen Erfahrung.

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