Gott suchen und finden. Группа авторов

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an unerwarteten Orten zu sehen und die Gaben in Menschen, von denen ich nichts erwartet hätte.«

      Die Welt ist weiterhin voll von Überraschungen und das menschliche Herz ist weiter damit beschäftigt, auf die Herausforderungen unserer Welt mit Mitgefühl und Großzügigkeit zu antworten. Wir haben heute mehr humanitäre und Hilfsorganisationen als wir jemals in der Vergangenheit hatten. Und wenn wir von den Jungen nicht die Antwort erhalten, die wir auf manchen Gebieten erwartet haben, dann sagt uns dies eher etwas über unsere fehlende Kreativität, die Herausforderungen klar zu benennen und zugleich Lösungsmöglichkeiten anzubieten, als über das Fehlen solcher Antworten.

      Adolfo Nicolás SJ ist gebürtiger Spanier und seit 2008 Generaloberer der SJ. Er lebt in Rom.

      Unser Ziel ist, Männer zu werden, die wie Ignatius in einer langen, nie endenden Erfahrung des Herrn erzogen, ständig auf der Suche nach dem Herrn sind und auf ihn hören und sich einen gewissen übernatürlichen Spürsinn dafür aneignen zu erkennen, wo er ist und wo er nicht ist.

      Dieser Geist der Unterscheidung mit seinen unumgänglichen Aspekten ist Grundlage und Voraussetzung für jede Evangelistentätigkeit. Ohne diesen Geist ist dieses Wirken nicht mehr authentisch und, statt die Kirche und die Gesellschaft aufzubauen, zerstört es sie.

      P. Pedro Arrupe SJ, Die Eigenart unserer Gesellschaft. Geistliche Texte SJ, Nr. 6, (München 1982), 37–38.

      Pedro Arrupe SJ (1907–1991) wurde 1965 zum Generaloberen der SJ gewählt und übte dieses Amt bis zu seinem Schlaganfall 1981 aus.

       II. Grundsätzliches

      TONI WITWER

      »Gott suchen und finden« in Leben,

      Praxis und Anweisungen

      des hl. Ignatius

      Leben, eigene Praxis und geistliche Anweisungen für andere hängen eng miteinander zusammen und bedingen sich gegenseitig. Der genauere Blick auf diese drei Aspekte der Gott-Suche und ihre Beziehung zueinander ist jedoch nicht nur wichtig, um dieses Wesensmerkmal ignatianischer Spiritualität tiefer verstehen, sondern auch um andere besser in diesem Geiste begleiten zu können.

       In seinem Leben

      Zu einem wirklich Gott – und nicht nur sich selbst – suchenden Menschen wurde Ignatius erst, nachdem ihn Gott »heim-gesucht« und so seine Lebenspläne »durchkreuzt« hatte, auch wenn ihm dies selbst erst nach und nach deutlich werden sollte. Vor seiner Verwundung in Pamplona und dem Krankenlager in Loyola war er zwar ein gläubiger Mensch, jedoch keiner, der wahrhaft auf der Suche nach Gott war. Wie dem Paulus vor Damaskus stellte Gott sich auch dem Ignatius gleichsam in den Weg und ließ seine schwere Verwundung, die ihn bis an den Rand des Todes führte (vgl. BP 3), zur inneren Frage werden: »Was suchst du? Wen suchst du?« (vgl. BP 7).

      Zwar noch ganz auf sich selbst bezogen und in Gedanken mit seiner weiteren Karriere beschäftigt (vgl. BP 4–6), erfuhr er in seiner Krankheit erstmals in tieferer Weise die Grenzen seines Lebens und die eigene Schwachheit – und »fand« so wirklich Gott. Durch die Erfahrung der eigenen Abhängigkeit – die Erfahrung seines Geschaffenseins – gelangte er zur Erfahrung und Erkenntnis Gottes, d.h. er wurde dort auf Gott wahrhaft aufmerksam, wo er erkannte, wie sehr sein ganzes Leben von Gott abhängt.

      Diese gleichsam erste und grundlegende Erfahrung Gottes weckte in ihm das Verlangen, sich weiter mit Gott zu beschäftigen und nach diesem zu »suchen«. Begonnen hatte diese Suche mit der wachsenden Aufmerksamkeit für die Gegenwart und das Wirken Gottes in seinem Leben und im Verspüren der Verschiedenheit der geistlichen Bewegungen (vgl. BP 8), – und sie wurde in dem Maße immer lebendiger, wie er Gott dank dessen entgegenkommender Liebe »finden« konnte, d.h. das »Gefundene« – die Erkenntnis und Erfahrung Gottes – wurde für ihn zum Stimulus für die weitere Suche.

      In seinem Nachdenken über sein Leben erkannte er nicht nur seine Schuld und die Notwendigkeit der Buße und Umkehr (vgl. BP 9), sondern er wurde auch schrittweise sensibel für die Berufung: er spürte, dass Gott von ihm etwas wollte und einen Plan mit ihm hatte. In seinem Verlangen, die Heiligen nachzuahmen (vgl. BP 7 u. 9) und ein ganz auf Gott ausgerichtetes Leben zu führen, blieb er jedoch zunächst beim Vertrauen auf sich selbst stecken und war noch nicht zu einem wirklichen Vertrauen auf Gott fähig. Seine »Suche nach Gott« beschränkte sich in dieser Phase weitgehend auf eine Suche nach der eigenen Vollkommenheit – durch das Nachahmen der Heiligen – und glich damit der Frage des reichen Mannes: »Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?« (Mk 10,17).

      Diese Frage, wie sein Leben in Zukunft weitergehen sollte, und der Versuch, sich durch Bußübungen, Fasten und lange Gebetszeiten selbst zu vervollkommnen, hatten eine wachsende Skrupelhaftigkeit zur Folge und führten ihn in eine tiefe Krise – bis zum Gedanken, sich das Leben zu nehmen (vgl. BP 22–24). Erst durch dieses neuerliche und noch tiefere Stoßen an die eigenen Grenzen begriff er, dass alles, was er zu tun vermochte, von der Hilfe Gottes abhängig war. Er wurde sensibel für die Gnade und Führung Gottes, der er sich anvertrauen und von der er später bekennen konnte: »In dieser Zeit behandelte Gott ihn auf die gleiche Weise, wie ein Schullehrer ein Kind behandelt, wenn er es unterweist« (BP 27).

      Innerlich offen und empfänglich für Gott, konnte ihm dieser die tiefsten Geheimnisse des Glaubens geschenkhaft erkennen lassen (vgl. BP 28-30). Das Vertrauen in Gott befreite ihn nicht nur von der skrupelhaften Besorgtheit um sich selbst und sein eigenes Heil, sondern es erwies sich auch als die Basis für das eigentliche »Finden« Gottes. Die empfangene Erkenntnis über die Dinge des Glaubens bestimmte fortan sein Leben – »Und dies bedeutete, in so großem Maß mit erleuchtetem Verstand zu bleiben, dass ihm schien, als sei er ein anderer Mensch und habe eine andere Erkenntnisfähigkeit, als er je zuvor hatte« (BP 30) – und sie gab ihm die Gewissheit, immer und in allem mit Gott verbunden zu sein. Diese tiefe Verbundenheit mit Gott, die ihm in Manresa geschenkt worden war, ist das grundlegende Kennzeichen seiner Art, »Gott zu suchen und zu finden«. Hieronymus Nadal beschrieb sie kurz nach seinem Tod als »contemplativus in actione«, um so zu verdeutlichen, wie Ignatius in allen Dingen, Handlungen und Gesprächen die Gegenwart Gottes fühlte und betrachtete, d.h. wie er Gott in allen Dingen fand.2

      Sein »Gott suchen und finden« ist jedoch nicht nur durch die genannte Art und Weise charakterisiert, sondern ganz entscheidend durch seine Beziehung zu Jesus Christus. Zwar wurde seine »Suche nach Gott« schon auf dem Krankenlager in Loyola zunehmend zu einer »Suche nach Jesus Christus«, doch sah er diesen zunächst vor allem als Maßstab, an dem er sein Leben zu messen suchte. Er wollte Jesus – wie die Heiligen – nachahmen und betrachtete ihn als Vorbild, das er so genau wie möglich zu kennen trachtete: besonders durch das Schreiben und Einprägen seiner Worte (vgl. BP 11) und durch den Plan der Wallfahrt nach Jerusalem (vgl. BP 9, 12, 16). Wie sehr er jedoch Jesus Christus anfangs recht äußerlich betrachtete, zeigt sein Erschrecken angesichts des Wunsches einer betagten Frau in Manresa, Jesus möge ihm doch eines Tages erscheinen (vgl. BP 21). Erst die tiefe Erfahrung seiner Erlösungsbedürftigkeit und die geistlichen Erkenntnisse in Manresa lassen ihn zunehmend die Beziehung zum Herrn suchen, sodass dieser immer mehr sein »Lehrer und Meister« wird, der ihn auf seiner Wallfahrt führt und ihm erscheint (vgl. BP 41, 44, 45 u. 48).

      Die »Suche nach Gott« half Ignatius, »Gott in Jesus Christus zu finden«, und dies trieb ihn dann auch an, stets von neuem nach »Gott in der gelebten Beziehung zu Jesus Christus zu suchen«, d.h. seine »Suche nach Gott« wurde immer mehr zu einer

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