Gott suchen und finden. Группа авторов

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»Erfüllungsgehorsam« – einem Leben nach den Geboten Gottes, um sich selbst zu erlösen – sondern sie wurde zu einer »Suche nach der Beziehung zu Gott« und dem Mühen um einen »Verstandesgehorsam« – aus dem Verlangen um die größtmögliche Teilhabe an »Wesen und Gestalt seines Sohnes« (vgl. Röm 8,29) in einem Leben nach den evangelischen Räten.

      Die »Suche nach Gott« ließ ihn aber auch immer mehr »sich selbst finden«, weil er nicht mehr in der Suche nach einer selbst erträumten Lebenswirklichkeit stecken blieb, sondern vielmehr die Konkretheit seines Lebensalltags als Gabe Gottes zu erkennen und als Auftrag an sich selbst wahrzunehmen vermochte: als die Einladung, sich selbst mit allem in Liebe Gott anzubieten.

       In seiner eigenen geistlichen Praxis

      Aus dem bisher Dargelegten ist leicht verständlich, dass der von Ignatius durchlaufene Weg der »Suche nach Gott« für sein weiteres Gebetsleben und seine geistliche Praxis bestimmend wurde. Er begriff, dass Gott das Fundament seiner spirituellen Entwicklung gelegt hatte, aber auch, dass es nun an ihm lag, darauf aufzubauen und weiter daran zu arbeiten.

      Die Grundlage seines geistlichen Lebens war die Erinnerung an die erlösende Liebe Gottes in der Feier der Eucharistie, wie dies aus seinem ganzen Geistlichen Tagebuch klar ersichtlich ist: Die »Suche nach Gott« wurde für ihn zum inneren Aufruf, auf diese Weise niemals auf seine Liebe zu vergessen. In der täglichen Eucharistie lebte er jedoch nicht nur die Beziehung zum dreifaltigen Gott (vgl. GT 43-64), sondern er »fand« in ihr auch viel Trost (vgl. GT 8) und Klarheit in seinen Wahlüberlegungen (vgl. GT 10–19). In der Suche nach dem Willen Gottes ging es ihm nicht allein um das Abwägen menschlicher Gründe, sondern vielmehr um ein inneres Erspüren der Absicht Gottes – durch das Wahrnehmen von Trost und Misstrost – und um das je tiefere Sich-Einfühlen in die Vorgehensweise Jesu (vgl. GT 66–70). »Zu diesen Zeiten war in mir eine so große Liebe zu Jesus, und ich verspürte oder sah ihn so sehr, dass mir schien, in Zukunft könne überhaupt nichts mehr kommen, was mich von ihm trennen oder über die Gnaden und die Bestätigung, die ich empfangen hatte, unsicher machen könnte« (GT 75).

      Aus dem Geistlichen Tagebuch wird aber auch deutlich, wie er die Gewissenserforschung verstand und wie er sie selbst praktizierte. Sie war für ihn nicht ein bloßes Schauen auf eigene Fehler, sondern vielmehr eine Übung, um sich an die Gegenwart und das Wirken Gottes zu erinnern und so zu erkennen, was in der Beziehung zu Gott hilfreich bzw. was hinderlich war. D.h. das Ziel der Gewissenserforschung war für ihn nicht eine kleinliche und um sich selbst besorgte Fehleranalyse, sondern die Vertiefung der Beziehung zu Gott – im Erkennen dessen, was ihn dabei behinderte oder ihm half. Entscheidend war für ihn, dass alles so Wahrgenommene und Erkannte dazu dienen kann, sich der barmherzigen Liebe Gottes tiefer anzuvertrauen und sich aus diesem Vertrauen weiter um ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott zu mühen (vgl. GÜ 43). Die Gewissenserforschung als die liebende Aufmerksamkeit gegenüber Gott ist der deutlichste Ausdruck seiner beständigen »Suche nach Gott«, und sie ist die Übung, in der er ihn auch immer wieder »fand« und sich mit ihm in mystischer Weise aufs tiefste verbunden wusste: Sie half ihm, nicht nur je mehr zu einem Werkzeug in der Hand Gottes zu werden, sondern auch in allem als solches zu leben und zu handeln.

       In seinen geistlichen Anweisungen für andere

      Einzelne Hinweise und Anweisungen, »Gott zu suchen und zu finden«, lassen sich in fast allen Schriften des Ignatius entdecken. Denn in dem Maße, wie er selbst wirklich »Gott gefunden« hatte, wuchs in ihm auch das Verlangen, anderen Menschen auf diesem Wege zu helfen. Das »Finden Gottes« hatte ihn nicht nur zu einem Zeugen der Liebe Gottes gemacht, sondern diese Erfahrung drängte ihn, andere zur »Suche nach Gott im eigenen Leben« und zum »Finden Gottes in der persönlichen Glaubenserfahrung« hinzuführen (vgl. Sa 3). Seine Exerzitien sind zwar gewiss die Frucht seiner geistlichen Erfahrungen in Loyola und Manresa, ebenso aber auch eine Folge seines tiefen Verlangens, anderen zu helfen, aus der Beziehung zu Gott zu leben. Ihre Struktur entspricht daher nicht nur dem Weg, den Ignatius im Suchen und Finden Gottes durchlaufen hat, sondern aus ihr wird auch deutlich, welche Schritte nacheinander zu setzen sind, um je mehr aus Gott zu leben.

      So ist es nicht verwunderlich, dass er in seinen Briefen nicht nur generell auf die Bedeutung der Exerzitien hinweist, sondern vor allem die Wichtigkeit der Ersten Woche hervorhebt: die Konfrontation mit der menschlichen Schwachheit und Erlösungsbedürftigkeit (vgl. GÜ 18). Aus seiner Erfahrung war ihm klar: Solange der Mensch nicht seine Schwachheit »erleidet« und an seine Grenzen stößt, wird er versucht bleiben, aus eigener Kraft »sein Leben zu gewinnen«, weil er meint, dieses selbst in der Hand zu haben. Deshalb möchte Ignatius den Menschen gerade dadurch für Gott öffnen, dass er ihm seine fundamentale Abhängigkeit von Gott vor Augen führt: positiv durch den Blick auf die Liebe Gottes, die im Geschaffensein und der damit gegebenen Berufung sichtbar wird, aber auch negativ durch das Betrachten seiner Verlorenheit, seiner Sünde und Schuld. Das »Prinzip und Fundament« sowie die Betrachtungen über die Sünde sind für ihn deshalb grundlegend, um für Gott innerlich offen zu werden und ihn wirklich »finden« zu können. Denn nur in dem Maße, wie der Mensch Gott als seinen Schöpfer und Erlöser zu »finden« vermag, wird er auch bereit sein, sich von Gott führen und belehren zu lassen. Nur so kann dann auch jene geistliche Dynamik einsetzen, aus der das Verlangen, »Gott zu suchen und zu finden« ständig zunimmt und den Menschen mehr und mehr zum Bittenden macht: »Innere Erkenntnis des Herrn erbitten, der für mich Mensch geworden ist, damit ich mehr ihn liebe und ihm nachfolge« (GÜ 104).

      Erst wo im Menschen die Sehnsucht wach wird, Jesus Christus nachzufolgen, ist er auch zunehmend in der Lage, nach dem Willen Gottes zu suchen und diesen zu finden. Dazu muss er jedoch selbst zuerst klein und demütig werden (vgl. GÜ 164–167), denn ansonsten wird er nicht »den Willen Gottes finden«, sondern vielmehr wie Petrus in rein menschlichen Erwägungen steckenbleiben (vgl. Mk 8,33). Aus diesem Grunde betont Ignatius, dass der Wille Gottes nur in der tiefen Beziehung mit dem gekreuzigten Herrn gefunden und gelebt werden kann – im ständigen Erwägen, was er für mich gelitten hat »und was ich selbst für ihn tun soll und leiden muss« (GÜ 197). Entscheidend ist daher die gelebte Beziehung zu Gott, und deshalb »sind die Mittel, die das Werkzeug mit Gott verbinden und es dafür bereiten, sich gut von seiner göttlichen Hand leiten zu lassen, wirksamer als die Mittel, die es gegenüber den Menschen bereiten« (Sa 813).

      Der Blick auf das Leben, die Praxis und die Anweisungen des Ignatius zeigt, dass »Gott suchen« und »Gott finden« eng miteinander verbunden sind. Da es dabei immer um die Beziehung des Menschen mit Gott geht, erscheinen sie zwar nahezu gleichbedeutend, doch besteht zwischen ihnen auch ein wichtiger Unterschied. Die »Suche nach Gott« ist eine nach der Beziehung zu ihm – und damit eine »Suche« nach dem »je mehr« der Liebe zu Gott, so wie dies im »Prinzip und Fundament« zum Ausdruck kommt: »indem wir allein wünschen und wählen, was uns mehr zu dem Ziel hinführt, zu dem wir geschaffen sind« (GÜ 23), d.h. die »Suche« benennt die menschliche Grundhaltung, die für die Vertiefung der Beziehung zu Gott erforderlich ist. Das »Finden Gottes« ist dagegen die geschenkhafte Erfahrung seiner Liebe, die nicht in der Hand des Menschen liegt, um die er nur immer wieder neu Gott im Sinne der »Betrachtung zur Erlangung der Liebe« bitten kann: »Gebt mir eure Liebe und Gnade, denn diese genügt mir« (GÜ 234). Das »Finden Gottes« ist jene Erfahrung der Geborgenheit bei Gott, die Ignatius in gnadenhafter Weise zuteil wurde, sodass er in allem die Gegenwart Gottes fühlen und betrachten konnte und so stets »contemplativus in actione« war.

      Toni Witwer SJ lehrt Spiritualität an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.

      In all diesen Zeiten, … war ein Gedanke in mir, der mich innen in der Seele durchdrang: Mit wie großer

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