Älterwerden ist nichts für Anfänger. Bernard S. Otis

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Älterwerden ist nichts für Anfänger - Bernard S. Otis

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brauchst du dir um solche Dinge keine Sorgen zu machen.«

      »Und was ist mit Mrs ….?«

      »Bernard!«

      Nach dieser Unterhaltung fragte ich jeden, den ich kannte, was »gestorben« bedeutete. Schließlich erfuhr ich von einem netten älteren Mann, der an einer Straßenecke saß und eine Konservendose mit ein paar Pennys in der Hand hielt, dass das Wort, nach dem ich suchte, Tod lautete.

      Als ich meine Mutter nach dieser unkonventionellen Belehrung mit meiner Erkenntnis konfrontierte, sagte sie: »Bernard, wie gut für dich, dass du wissbegierig bist, das wird dir in deinem Leben von großem Nutzen sein.«

      Das war alles.

      Um aber fair zu sein: Zu jener Zeit schwiegen die meisten Eltern, wenn es um dieses Thema ging.

      Ich habe es nie ganz verstanden. Wovor wollten sie uns schützen? Gott behüte, dass wir Kinder in so jungen Jahren von Dingen wie dem Tod erfuhren! Und die Feststellung, dass ich mir »jetzt über solche Dinge keine Sorgen zu machen brauchte?« Wie bedauerlich! Wir müssen mit unseren Kindern schon in jungen Jahren über den Tod und die Bedeutung sprechen, die er in unserem Leben hat. Es ist ein gutes Wort, weil der Tod real ist, und wenn wir begreifen, was er mit unserer Lebensreise zu tun hat, kann diese Reise deutlich glücklicher verlaufen, weil unser Fokus während der Reise darauf liegen wird, jeden Tag zu einem glücklichen Erlebnis zu machen.

      Übrigens stellte ich meinem Vater, dem klugen Mann, die gleiche Frage, nachdem ich die Antwort bereits erhalten hatte. Ich dachte mir, Ma müsste ihm etwas davon erzählt haben, aber ich wollte seine Antwort unbedingt hören: »Dad, was bedeutet ›gestorben‹?«

      Er runzelte die Stirn, dachte nach und sagte schließlich: »Lies die Zeitungsseite mit den Witzen.«

      »Aber …«

      »Glaub mir. Du erfährst mehr über das Leben und … anderes, wenn du die Witzseite liest.«

      Mein Dad liebte die Witzseite – die Comics in der Zeitung. Er hatte Humor. Würde er heute noch leben, dann würde er mich immer noch auffordern, die Antworten auf alle großen Lebensfragen auf den Comicseiten zu suchen.

      Später, als ich im Alter von 14 Jahren von meiner ersten Beerdigung zurückkam, fragte ich meinen Vater erneut. Er forderte mich auf, mich hinzusetzen, und schlug die Seite mit den Todesanzeigen der Detroit News auf. Er sagte: »Sohn, ich möchte, dass du dir jeden dieser Namen ansiehst und schaust, was über den Tod dieser Menschen gesagt wird.«

      Dann deutete er auf die zahlreichen Anzeigen und las Dinge vor wie: »Dieser Mann ist an einer Lungenentzündung gestorben.« – »Dieser an Krebs.« – »Dieser hatte einen Herzinfarkt.« Er sagte, dies seien alles natürliche Todesfälle gewesen. Doch in keiner der Anzeigen stand, dass der Betroffene aufgrund seiner schweren Arbeit gestorben war.

      Wir sprachen darüber, wie ihre Familien und Freunde ihnen wohl während der letzten Phase beigestanden hatten. Und dann sagte er: »Sohn, denk immer daran, dass unsere Hauptaufgabe im Leben darin besteht, anderen zu helfen, einen guten Weg zu finden, denn egal, wie rein und selbstlos deine Absichten sind, der Mensch, dem du helfen willst, könnte deine Motive aus unterschiedlichen Gründen für eigennützig halten.«

      Das waren tiefgründige Worte, an die ich mich bis heute erinnere.

      Wenn wir schon beim Thema sind. Das Folgende ist ein Zitat einer Achtzigjährigen: »Wenn du stirbst, kümmert Gott sich um dich, wie es deine Mutter getan hat, als du am Leben warst, nur brüllt er dich nicht ständig an.«

      Das nur so nebenbei.

      Weiter geht es. Beziehungsweise zurück zu meinem Traum. Es war mitten in der Weltwirtschaftskrise, und viele unserer Familienangehörigen und Freunde waren sehr arm. Häufig teilten wir uns die Wohnungen und die Lebensmittel, und wir machten unsere eigenen Späße.

      Hier ein interessanter Gegensatz:

      Heute leben wir in einer Welt von Gewaltvideos und brutalen Videospielen.

      Mit den Jahren scheint unsere Gesellschaft zu vergessen, wie viel Gewalt und wie viele Morde sich damals, zur Zeit meiner Kindheit, ereigneten, und zwar aufgrund der wirtschaftlichen Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten, aber auch aufgrund des wachsenden religiösen Hasses in jener Epoche. Mein Vater hatte das Glück, eine sehr gute Anstellung in der Lebensmittelindustrie zu haben, die eine schwierige Phase durchmachte, weil das Land wirtschaftlich zu kämpfen hatte, aber auch, weil einige Gewerkschaften nicht vor Mord und Einschüchterung zurückschreckten, um Arbeiter und Firmen zu zwingen, sich ihnen anzuschließen. Ich kann mich noch immer daran erinnern, jeden Abend um 18 Uhr in unserer Wohnung am Fenster gestanden zu haben, die Nase in der Hoffnung gegen die Scheibe gedrückt, dass mein Vater sicher von der Arbeit nach Hause kommen würde.

      Ich habe bereits erwähnt, dass dies für mich eine äußerst glückliche und erfüllende Zeit war, aber auch eine sehr beängstigende.

      Wegen des Jobs meines Vaters war unsere Wohnung jeden Freitagabend voll von armen Verwandten und Freunden. Ich beobachtete interessiert, wie meine Eltern ihnen Geld und Lebensmittel schenkten, die sie aufgrund von Vaters Arbeit erhalten hatten. Rückzahlungen akzeptierte mein Vater nie, und als ich ihn nach dem Grund fragte, wiederholte er die bereits erwähnten Worte, die ich nie vergessen werde: »Hilf anderen, einen glücklichen Weg zu finden.«

      Mit einem Mal war die Welt in Ordnung. Alles war so »richtig« und »gut«, weil sowohl meine Mutter als auch mein Vater so großzügig waren, dass mir klar wurde, was für besondere Menschen sie waren.

      Und schließlich begriff ich.

      Sie beschützten mich nicht, sondern sorgten dafür, dass ich so sorgenfrei wie möglich aufwuchs, in einem glücklichen Zuhause, mit guten Werten. Damit konnte ich, als ich älter wurde, anderen den Weg aufzeigen.

      Ich war nicht mit allem, was sie mir sagten, einverstanden, aber heute ist mir klar, was für ein Glück ich als Kind hatte. Und dann wachte ich im Augenblick meiner Erleuchtung plötzlich auf.

      Was für ein Timing! Ich wollte die Wärme meines Elternhauses nicht verlassen. Ich hatte Tränen in den Augen. Die Erinnerung an meine Eltern, die so jung gestorben sind, beschäftigte mich. Erschreckt setzte ich mich im Bett auf, und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich selbst ein wirklich alter Mensch war – wie die meisten meiner Freunde. Ich unterschied mich nicht von den anderen Senioren, mit denen ich als kleines Kind zusammengelebt hatte.

      Und ich fing an zu weinen …

      WEISHEITS ◇ NUGGET # 3

      Bewahren Sie sich Ihre Gesundheit, damit Sie aktiv und kreativ bleiben können. »Ruhestand« bedeutet nicht, das Leben aufzugeben.

      Man braucht sich nicht zu bemitleiden, wenn die Jugend vorbei ist.

      Großmutter Moses fing mit achtzig an zu malen. Ronald Reagan wurde erst mit 61 Jahren Gouverneur von Kalifornien. Mahatma Gandhi wurde erst im fortgeschrittenen Alter Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Charlie Chaplin, Clint Eastwood und andere arbeiteten mit über siebzig und darüber hinaus als Filmregisseure. Frank McCourt, der Autor des Weltbestsellers Die Asche meiner Mutter, begann erst mit über sechzig mit dem Schreiben. Leonardo da Vinci erstellte mit über sechzig Jahren Skizzen, Leo Tolstoi schrieb noch mit siebzig Romane. Anthony Burgess, der Autor von Uhrwerk Orange, begann erst mit über vierzig Jahren zu schreiben. Michelangelo fertigte noch im Alter von über

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