"... damit eure Freude vollkommen wird!". Sebastian Kießig
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Fraglich ist, ob die religiöse Heterogenität Jugendlicher nicht noch weit größer ist, als innerhalb der Fragen und vorgeschlagenen Antwortmöglichkeiten berücksichtigt wird. In jedem Fall bleibt festzuhalten, dass in den Fragen eine Bereitschaft erkennbar ist, dem individualisierten Glauben der Jugendlichen überhaupt auf die Spur zu kommen.
b) Berücksichtigung der schwindenden Beheimatung in der Kirche
Das zentrale Problem im Verhältnis von Jugend und Kirche hat Papst Franziskus selbst in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ aus dem Jahr 2013 bereits benannt: „Die Jugendlichen finden in den üblichen Strukturen [der Jugendpastoral; EW] oft keine Antworten auf ihre Sorgen, Nöte, Probleme und Verletzungen“55 – eine Einschätzung, die sich mit den Ergebnissen der Shell- und Sinus-Studien deckt. Zugleich mahnt der Papst an, dass die Kirche es wagen müsse „die Initiative zu ergreifen“56 und „auf dem Weg einer pastoralen und missionarischen Neuausrichtung voranzuschreiten, der die Dinge nicht so belassen darf wie sie sind“57.
Im Hinblick auf die bevorstehende Jugendsynode wird entscheidend sein, welcher Gestalt diese Neuausrichtung sein soll. Zweifelsohne verbindet sich mit ihr eine Gratwanderung: Auf der einen Seite gilt es, die Jugendlichen ernst zu nehmen und zu bestärken, die in der Kirche beheimatet sind, kirchliche Angebote nutzen, sich in ihrer Gemeinde engagieren und dadurch der Kirche ein Gesicht geben. Auf der anderen Seite ist nach Wegen zu suchen, auch solche Jugendliche anzusprechen, die sich von der Kirche entfremdet haben, ihr gleichgültig gegenüberstehen oder sich bewusst von ihr distanzieren.
c) Überwindung von Sprachbarrieren
Eine gemeinsame Sprache zu finden, mit deren Hilfe eine Verständigung auf Augenhöhe nötig ist – eine Sprache, die sich nicht einfach nur anbiedert, zugleich aber von den Jugendlichen verstanden wird – das ist vielleicht die größte Herausforderung, vor der die Jugendsynode steht.
Ein erster wichtiger Schritt zu einem ernsthaften Dialog zwischen Kirche und Jugend wurde bereits unternommen: Papst Franziskus zeigt Interesse, die Jugendlichen zunächst selbst zu Wort kommen zu lassen. Einerseits bleibt er dabei sowohl in dem an die Jugendlichen gerichteten Brief wie auch in einzelnen Formulierungen des Fragebogens der von Feifel monierten ‚Kirchensprache‘ sehr eng verhaftet58; andererseits wird erkennbar, dass er die ebenfalls beklagte ‚dozierende Selbstgefälligkeit‘ ablegt: nicht als ‚Lehrer‘, sondern eher als ‚Vater‘59 will er sich verstanden wissen. Ob er im bislang lediglich eröffneten Dialog mit den Jugendlichen tatsächlich den richtigen Ton trifft und die passenden Worte finden wird, bleibt abzuwarten.
1 Franziskus, Schreiben des Heiligen Vaters an die Jugendlichen zur Vorstellung des Vorbereitungsdokuments der XV. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode, abrufbar unter: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/letters/2017/documents/papa-francesco_20170113_lettera-giovani-doc-sinodo.pdf [Zugriff am 15. August 2017].
2 So die einleitenden Worte zum im Vorfeld der Synode entwickelten Fragebogen „Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung“, abrufbar unter: https://survey-synod2018.glauco.it/limesurvey/index.php/147718 [Zugriff am 15. August 2017].
3 Weiß, Katharina, Generation Geil. Jugend im Selbstporträt, Berlin 2010.
4 Ziebertz, Hans-Georg, Warum die religiöse Dimension der Wirklichkeit erschließen, in: Ders./ Hilger, Georg / Leimgruber, Stephan (Hgg.), Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf. Neuausgabe, München 62010, 123-141, hier 124.
5 Ebd. Dass sich nicht alle Religionspädagogen dem anschließen, zeigt: Porzelt, Burkard, Grundlegung religiöses Lernen. Ein problemorientierte Einführung in die Religionspädagogik (12009), Bad Heilbrunn 22013, 148.
6 Ziebertz, Hans-Georg, Gesellschaftliche und jugendsoziologische Herausforderungen für die Religionsdidaktik, in: Ders. / Hilger Georg / Leimgruber, Stephan (Hgg.), Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf. Neuausgabe, München 62010, 76-105, hier 81.
7 Ebd., 82.
8 Vgl. ebd.
9 Ebd.
10 Ebd.
11 Hans Mendl, Religionsdidaktik kompakt. Für Studium, Prüfung und Beruf, München 2011, 17. Vgl. Ziebertz (wie Anm. 6), 82.
12 Mendl (wie Anm. 11), 17.
13 Ziebertz (wie Anm. 6), 82f.
14 Vertiefend hierzu: Heil, Stefan / Ziebertz, Hans-Georg, Pluralität und Pluralismus, in: Gottfried Bitter u. a. (Hgg.), Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 2002, 270-274. Porzelt, Burkard, Individualisierte Religiosität, in: Bitter, Gottfried u. a. (Hgg.), Neues Handbuch religionspädagogischer Grundbegriffe, München 2002, 275-279.
15 Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2005, 5.
16 Ebd., 13.
17 Ebd.
18 Ebd.
19 Ebd., 14.
20 Vgl. ebd., 14f.
21 Vgl. Gensicke, Thomas, Jugend und Religiosität, in: Shell Deutschland Holding (Hg.), Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck, Frankfurt a. M. 2006, 203-239, bes. 207-211, Tabelle, 210.
22 Gensicke, Thomas, Wertorientierungen, Befinden und Problembewältigung, in: Shell Deutschland Holding (Hg.), Jugend 2010. Eine pragmatische Generation behauptet sich, Frankfurt a. M. 2010, 187-242, hier 207.
23 Vgl. Ziebertz, Hans-Georg /