Als die Oper mit Bier gelöscht wurde. Heinz Gebhardt

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Als die Oper mit Bier gelöscht wurde - Heinz Gebhardt

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am meisten, der Bischof von Freising oder der Herzog in München.

      Es wurde beschlossen, dass das Markt- und Münzrecht in München verbleibt. Der Bischof erhält ein Drittel des Münchner Marktzolls und der Münzeinkünfte. Umgekehrt bekommt München ein Drittel der Freisinger Münzeinkünfte. Von einer Vernichtung der Föhringer Brücke ist in der »Geburtsurkunde Münchens« keine Rede.

      Erst in einer zweiten Urkunde, von 1180, wird eine Zerstörung der Brücke erwähnt, ohne dass ersichtlich ist, wann sie stattgefunden hat: Vor 1158 – um diese Regelung zu erzwingen – oder nach 1158, weil die Abmachungen nicht eingehalten wurden?

      Die Lage hatte sich 1180 total verändert: In Freising war ein neuer Bischof im Amt und Heinrich der Löwe bei Barbarossa in Ungnade gefallen und nach England ins Exil geflüchtet. Kaiser Barbarossa widerrief seinen Schiedspruch von 1158 – doch das Rad der Geschichte, die vollendeten Tatsachen von 1158 konnte er nicht mehr zurückdrehen: München war schon zu stark geworden, um in die Unbedeutendheit eines Dorfes zurückzufallen.

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       Der »Augsburger Schied« vom 14. Juni 1158, die Geburtsurkunde Münchens. Das Original liegt im Bayerischen Hauptstaatsarchiv

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       Hervorgehobene Innenstadtbereiche kennzeichnen die »Keimzellen« Münchens. Altheimer Eck (links), Petersbergl (mitte), Alter Hof (rechts)

      »Die Erforschung der ältesten Münchner Stadtgeschichte ist längst zu einer wortklauberischen Ansichts- und Glaubenssache geworden«, schrieb schon vor 30 Jahren völlig entnervt Hans F. Nöhbauer in seiner Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Nicht anders heute: Die einzig erwiesene und neue Tatsache in den letzten 60 Jahren, nach der vieles umgeschrieben werden musste, ist die Erkenntnis nach dem Ausschlussverfahren, dass weder die Mönche vom Kloster Tegernsee noch die vom Kloster Schäftlarn die ersten waren, die heutigen Münchner Grund besiedelten.

      Bei dem in der »Geburtsurkunde« von 1158 benützten Namen »Munichen« handelt es sich nicht mehr um eine Siedlung »bei den Mönchen«, sondern »bereits um eine zum Ortsnamen geronnene Bezeichnung«, wie es in der von Stadtarchivdirektor Richard Bauer herausgegebenen Geschichte Münchens heißt. Es kann also durchaus schon eine Besiedelung gegeben haben, bei der sich erst später Mönche niederließen, für diese Siedlung dann aber die Bezeichnung »apud monachos«, »bei den Mönchen«, geläufig wurde.

      Da also nicht feststeht, ob es Mönche waren oder rein weltliche Personen, ist auch nicht bewiesen, ob das Petersbergl mit dem Alten Peter die älteste Besiedelung Münchens ist. Die Kirche selbst reicht sicher ins 11. Jahrhundert zurück, der wesentlich ältere sogenannte »Alte Raum« unter dem Kirchenschiff gibt aber viele Rätsel auf: Umstritten ist vor allem, ob es sich überhaupt um einen sakralen Raum handelt oder um einen weltlichen, auf den dann später die Kirche gebaut wurde.

      Große Rätsel gibt auch das heutige »Altheimer Eck« auf. In den ältesten München-Dokumenten als eigener Steuerbezirk geführt, kommen »Altheim« – am ältesten Nord-Süd-Verkehrsweg gelegen, der zeitlich vor der Ost-West-Salzstraße vermutet wird – aber auch der heutige »Alte Hof«, ein »prä-urbaner Herrenhof«, immer noch als früheste Besiedelungen Münchens in Betracht. Nix g’wiss weiß man in seriösen Historikerkreisen also immer noch nicht und es darf weiter geforscht werden!

      Münchens ältestes Bürgerhaus ist 465 Jahre alt und steht in der Burgstraße 5. Der Magistrat der Stadt hatte 1550 das Grundstück erworben und darauf einen Neubau errichtet, der als Weinstadl dienen sollte. Das wichtigste an einem Weinstadl ist natürlich der Keller, in dem auch im Sommer die Fässer kühl gelagert werden können, und wer heute in das Gewölbe hinabsteigt, sieht auf den ersten Blick, dass ein so massiv gebautes Haus nix erschüttern kann. Die darüberliegenden Stockwerke bezog die Stadtschreiberei und die Verwaltung der Isargoldwäscherei. Auch wenn es sich anhört wie ein Märchen: Die Isar führte genauso wie der Inn reines Gold mit sich, natürlich in allerwinzigsten Mengen. Schon 1477 hatte Herzog Ludwig der Reiche von Landshut bis Plattling eigene Goldwäscher unter Vertrag und auch die Kurfürsten Maximilian I. und Maximilian III. hatten die Münchner ermuntert, in der Isar Gold zu waschen. Die Ausbeute war sehr gering, aber es wurden tatsächlich einige Golddukaten aus dem Isargold geprägt.

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       Der Weinstadl, Münchens ältestes Bürgerhaus

      Nachdem die Stadtschreiberei 1612 ausgezogen war, wurde Johann Ritter von Linprun (1714–1787) neuer Besitzer der Burgstraße 5. Er war Münz- und Bergrat und einer der bekanntesten Mineralogen und Physiker seiner Zeit. Eine historische Zusammenkunft gab es bei ihm im Weinstadl 1758, als »bei strengstem gewissenhaftem Stillschweigen« mehrere Wissenschaftler Kurfürst Max III. Joseph einen »gelehrten Zirkel« vorschlugen, der »alle Theile der Weltweisheit von unnützen Schulsachen und Vorurtheilen« reinigen sollte: Das war die Geburtsstunde der »Bayerischen Akademie der Wissenschaften«. Ein geschichtsträchtiger Ort also, die Burgstraße 5, aber auch wenn man auf die andere Straßenseite schaut: 1771 wohnte hier Wolfgang Amadeus Mozart und komponierte, während am Münchner Bier »er sich delectierte«, seine Oper »Idomeneo«.

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       »EX AURO ISARAE« – Gold-Dukaten 1762 aus Isargold geprägt unter Kurfürst Max III. Joseph

      So putzig klein war München einmal (siehe Abb.) und bis auf Thalkirchen sind alle Orte rund um den heutigen Mittleren Ring weit älter als die Stadt mit der Frauenkirche. Schwabing, oder wie es damals hieß »Schwebing«, lag seinerzeit ganz weit draußen im Norden, und wurde schon 376 Jahre vor der Gründung Münchens in einer Urkunde des »Huasuni Suuapinga« anno 782 erwähnt. Noch ein bisschen älter auf der anderen Isarseite: »Pogenhausen«, anno 776 erstmals beurkundet.

      Darunter ist beim »Gasta«, dem »gachen Steig«, zum Ufer hinauf schon ein Vorläuferbau des Gasteig-Kulturzentrums zu sehen und daneben weit vor den Toren Münchens das 350 Jahre ältere Haidhausen. Nur 152 Jahre älter ist Ramersdorf, das erst 1864 von München geschluckt wurde. Interessant ist auch Giesing, 368 Jahre älter, »Kyesinga« hieß es damals und war im Mittelalter Zufluchtsort für Tagelöhner, die in der Stadt unten an der Isar kein Wohnrecht bekamen.

      Gleich alt wie München dagegen ist Harlaching, als Herrschaftsgut »Hadaleichingen« 1155 erstmals erwähnt und Thalkirchen auf der anderen Isarseite ist sogar 110 Jahre jünger als München.

      Der älteste Fleck auf dieser Karte aber ist »Sentling«. In Sendling wurden 4000 Jahre alte menschliche Knochen aus der frühen Bronzezeit gefunden, die noch der Glockenbecherkultur angehörten. Auch in späteren Epochen war die Sendlinger Gegend besiedelt, so fand man bei Ausgrabungen Töpferwaren von keltischen Bauern. Der Name Sendling geht auf einen germanischen Sippenchef namens »Sendilo« zurück, der im 6. Jahrhundert nach Christus den Ort »Sentilinga« gründete.

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       Apian-Karte aus dem Jahre 1568, Ausschnitt

      Die Karte zeichnete Philipp Apian,

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