Als die Oper mit Bier gelöscht wurde. Heinz Gebhardt
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München fiel dem Schwedenkönig kampflos in die Hände, da schwedische Unterhändler schon in Freising einen Deal mit der Residenzstadt ausgehandelt hatten: München sollte sich für 300.000 Reichsthaler freikaufen, um dadurch von der Brandschatzung verschont zu werden. Ein Betrag, der so hoch war wie das Steueraufkommen Schwedens in einem halben Jahr.
In seiner Begleitung befand sich auch eine der schillerndsten Figuren des Dreißigjährigen Krieges, der »Winterkönig« Friedrich V., der dem Schwedenkönig den Floh ins Ohr setzen wollte, die Residenz seines ungeliebten Verwandten Maximilian doch in die Luft zu jagen. Aber Gustaf Adolf war so begeistert von diesem Bau, dass er sie am liebsten »auf Rädern nach Stockholm gerollt« hätte, wie er sagte. Die Legende machte daraus den schönen aber falschen und unausrottbaren Spruch, der Schwedenkönig hätte am liebsten »ganz München nach Schweden gerollt, wenn die Stadt Räder gehabt hätte« – aber er meinte wirklich nur die Residenz, und zwar nicht die heutige Residenz neben dem Nationaltheater, sondern den »Alten Hof«, die erste Residenz der Wittelsbacher, die auf dem Bild rechts oben gut zu sehen ist.
Ganz so glimpflich ging der Schwedenbesuch aber doch nicht ab, denn München konnte die hohe Summe nicht sofort aufbringen und daher nahm Gustav Adolf bis zur vollständigen Bezahlung 42 hochrangige Personen als Geiseln mit, nach denen heute im Stadtteil Laim rund um die Agricola- und Valpichlerstraße jedem von ihnen eine Straße gewidmet ist.
1789 Vom Militärpark zum Englischen Garten
Kurfürst Max III. Joseph von Bayern starb ohne männlichen Erben, so dass 1777 die altbayerische Linie der Wittelsbacher ausgestorben war. Noch zu Lebzeiten bestimmte er aber, dass die Pfälzer Linie die Erbfolge antreten soll. Nun kam also Kurfürst Karl Theodor aus Mannheim nach München, widerwilligst und erst nachdem sein Plan gescheitert war, Bayern an Österreich zu verschachern und gegen die reicheren Niederlande einzuhandeln. Ausgerechnet ein Preuße, Friedrich der Große, rettete Bayern vor diesem Pfälzer Kuhhandel. Karl Theodor zog also ins ungeliebte Bayern.
Die Nackerten-Wiese war ursprünglich der Militärgarten, der Teil über dem Bach wurde den Münchnern zum Spazierengehen freigegeben.
Dort führte der bei den Münchnern nicht beliebte Kurfürst 1784 mit seinem Generalmajor Benjamin Thompson und dessen Erfahrungen aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eine große Heeresreform durch, zu der auch die Anlage großer Militärgärten gehörte. Sie sollten zur »soldatischen Freizeitertüchtigung« dienen, aber ebenso für Obst- und Gemüseanbau genutzt werden. Auf großen Grünflächen sollten die Soldaten auch Platz für Spaziergänge haben.
Ein solcher Militärgarten entstand in München zwischen dem Schwabinger Bach und der heutigen Prinzregentenstraße. Um auch den Münchnern Gelegenheit zum Spazierengehen zu geben und den Magistrat zu besänftigen, erließ der Kurfürst am 13. August 1789 die Verfügung, »den hiesigen Hirsch-Anger zur allgemeinen Ergözung für dero Residenzstadt München herstellen zu lassen und diese schöne Anlage der Natur dem Publikum in ihren Erholungs-Stunden nicht länger vorzuenthalten.« Der erste Anlauf einer neuen Militär-Parkanlage war nämlich zur Wut der Bevölkerung erbärmlich gescheitert, weil die von ihm angekauften Grundstücke nicht für den Park verwendet wurden, sondern unter der Hand wieder teuer weiterverkauft wurden.
Mit Unterstützung des Schwetzinger Hofgärtners Friedrich Ludwig Sckell entstand nun unter der Regie von Thompson der erste großflächig angelegte Park nach Vorbild der Landschaftsgärten in England, der natürlich nach Kurfürst Karl-Theodor »Theodorspark« heißen musste. Aber genauso wie der Name Karlsplatz dem Stachus gewichen ist, verwandelte sich auch der Name »Theodorspark« schnell in »Englischer Garten«. Die Münchner ließen sich aber das Spazierengehen in der neuen Wiese vom Kurfürsten nicht befehlen, im Gegenteil: Neuanpflanzungen wurden oft mutwillig zerstört, Bäumchen herausgerissen und überhaupt: Warum sollten jetzt alle plötzlich »Spazierengehen«? Das war doch auch eine der Marotten dieses ungeliebten Pfälzers, und erst mit den Jahren gewöhnten sich die Münchner an ihren »Englischen Garten«.
1797 Warum der Karlsplatz Stachus heißt
München platzte zu dieser Zeit aus allen Nähten: 37.840 Einwohner zählte die Stadt 1781 und innerhalb der Stadtmauern konnte nur noch durch Aufstocken alter Häuser Platz gewonnen werden. Wohlhabende Familien bauten schon außerhalb des Mauerrings ihre Villen. 1790 befahl Karl Theodor den Mauerring einzureißen, das Neuhauser Tor aber stehen zu lassen und Architekt Franz Thun baute links und rechts davon das für den Platz so typische Rondell. Der Platz und das Tor wurden auch gleich auf den Namen seines Gönners »Karl« getauft und er würde auch heute noch so heißen, wenn dieser Kurfürst bei den Münchnern nicht so verhasst gewesen wäre!
Als die Stadtväter 1791 gegen den despotischen Pfälzer aufbegehrten, mussten sie sich vor seinem Öl-Portrait niederknien und ihn um Verzeihung bitten. Und als die Wut der Bevölkerung noch mehr anwuchs, entzog Karl-Theodor den Stadtvätern die bürgerlichen Ehrenrechte. Aber die Münchner rächten sich: Lieber bissen sie sich die Zunge ab, als mit diesem Platz auch seinen Namen auszusprechen. Wenn jemand dorthin musste, dann ging er nicht zum Karlsplatz, sondern zum Stachus. Das war die Kurzform des »Stachusgartens«, einem Wirtshaus, das seit 1755 an der Stelle des heutigen Kaufhofs stand und seinen Namen vom ersten Wirt, dem Eustachius Föderl hatte. Der Amtsschimmel tut sich bis heute schwer mit diesem Platz: Auf offiziellen Schildern und Bezeichnungen darf der Name »Stachus« nur in Klammern erscheinen. Kurfürst Karl Theodor is watching you!
Luftaufnahme Karlsplatz (Stachus)
1799 Wer war denn dieser Graf Montgelas?
Das silberne Riesendenkmal auf dem Promenadeplatz kennt jeder, aber wer war denn dieser Graf Montgelas, war er wirklich eine solche Größe, dass er so gewaltig und strahlend mitten in der Stadt stehen muss?
Maximilian Josef Graf von Montgelas – geboren 1759 in München – wurde 1799 von Kurfürst Max IV. Joseph, dem späteren König Max I. Joseph, zum Minister ernannt. In den folgenden Jahren entwickelte er sich zum größten Reformer Bayerns im 19. Jahrhundert. Geprägt von der Französischen Revolution und vom Geist der Aufklärung war er ein rein rational denkender Politiker. Durch ein äußerst geschicktes und geheim ausgehandeltes Bündnis mit Napoleon war er es, der 1805 Bayern vom Kurfürstentum ins Königreich führte.
Mit drastischen Methoden setzte er die Säkularisation und Enteignung zahlreicher Klöster durch, reformierte die gesamte Staatsverwaltung und brachte eine große Justizreform in Gang.
Montgelas-Denkmal, Promenadeplatz
Maximilian Josef Graf von Montgelas (1759–1838)
Montgelas vereinheitlichte die bisher verschiedenen Gewichte, Maße und Währungen im Land und hob alle Zollbeschränkungen innerhalb Bayerns auf. Er entwarf eine völlig neue Steuergesetzgebung und ließ Bayern komplett neu vermessen, was endlich einheitliche Flurkarten zur Folge hatte. Auch die Einführung der Schulpflicht und der Wehrpflicht geht auf sein Konto, nicht zu vergessen die Pockenschutzimpfung. Ein modernes Beamtenrecht, die Witwenrente, staatliche Pensionen und die Gleichstellung von Katholiken und Protestanten sind