Geist & Leben 2/2020. Группа авторов

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Johannes vom Kreuz zu. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges muss er das Studium jedoch unterbrechen und anstelle der einberufenen Lehrer an kirchlichen Schulen unterrichten. Während dieser Zeit erarbeitet er sich einen weitgefächerten eigenen Wissenshorizont und vertieft besonders seine Kenntnisse bezüglich der Kulturen Indiens. Gleichzeitig nimmt er auch kritisch Stellung hinsichtlich aktueller Entwicklungen (z.B. in Bezug auf die teilweise ablehnende Haltung innerhalb des französischen Episkopats hinsichtlich der Friedensinitiative Benedikts XV. zur Beendigung des Krieges). Die Weite und Gründlichkeit dieses Erkenntnisgewinns führen nach der Wiederaufnahme der theologischen Studien dazu, dass er deren funktionale Engführung kritisiert und ihre „Katholizität“ gerade in der Begegnung mit allen humanistischen Werten sucht.2 Er nimmt dabei auch die zeitgenössischen Bewegungen wie z.B. den Ökumenismus, den Surrealismus, den Kommunismus, den Anti-Kolonialismus und den Zionismus in den Blick.

      Priester in Lyon

      Am 29. Juni 1922 wird J. Monchanin zum Priester geweiht und ist aufgrund seiner theologischen Begabung ausersehen, an der Theologischen Fakultät Lyon (Fourvière) ein Lizentiatsstudium aufzunehmen. Auf die Frage seines Direktors, was er davon erwarte, antwortet der Neugeweihte: „mich eins werden zu lassen.“3 Besondere Aufmerksamkeit legt er nun auf das Studium der Trinitätstheologie. Nach zwei Studienjahren verzichtet er jedoch zur Überraschung seiner Oberen auf ein weiterführendes Doktoratsstudium. Er beginnt seinen Dienst als Vikar in der Arbeiter-Pfarrei La Ricamarie, die in der Nähe von Saint-Étienne liegt. Nach einigen Monaten wird er dann zuerst in die Pfarrei Saint-Maurice de Montplaisir und wenig später in die Pfarrei Saint-Vincent, beide in Lyon, versetzt. Monchanin erkrankt lebensbedrohlich an einer doppelten Rippenfellentzündung und legt das Gelübde ab, sich ganz der Missionierung Indiens zu widmen, wenn er wieder gesund wird. Einige Jahre später wird er dieses Ereignis in einem Brief an eine Ordensschwester, die er begleitet, folgendermaßen beschreiben: „Vor sieben Jahren, am Passionssonntag, empfing ich die letzte Ölung und bot meinen Tod oder mein Leben für Indien an – und litt vor allem daran, in Europa zu sterben. Gott ist gut: An diesem Morgen ruft mich Indien.“4 Danach wird er Seelsorger im Waisenhaus von Balmont und etwas später Seelsorger im „Collège“ der Lazaristen. Er frequentiert das intellektuelle Leben Lyons, wird in die hiesige Gesellschaft für Philosophie aufgenommen (sein erster Vortrag handelt über komparative Mystik), zum Berater einer bioethischen Forschungsgruppe der Zeitschrift Chronique sociale bestellt und zu Treffen mit evangelischen Pastoren eingeladen. In besonderer Weise widmet er sich der Begleitung von Menschen, die ihre Berufung in der Begegnung mit anderen Kulturen sehen.5 In dieser Zeit unternimmt er zwei Reisen nach Nordafrika (Rabat/Marokko u. Bou Saada/Algerien), womit auch seine Beschäftigung mit dem Islam einhergeht. Zudem organisiert er in den Jahren 1937–38 vertrauliche Zusammenkünfte zwischen Juden und Katholiken, die in Paris stattfinden.

      Indien

      Trotz dieses breiten Engagements verdichtet sich seine Berufung jedoch in eine Richtung, die ihn aus dem westlich-christlichen Kontext hinausführt: Er möchte sich ganz in eine nichtchristliche Kultur hineingeben, um dort einen nichteuropäischen Ausdruck des Christentums aufkeimen zu lassen. Seine Wahl fällt – aus seinem bisherigen Interesse wohl verständlich – auf Indien und er besucht Sanskrit-Vorlesungen an der Universität Lyon. 1935 eröffnet er seinem Bischof Kardinal Maurin den Entschluss, dem Ruf nach Indien zu folgen, worauf dieser ihn jedoch erst einmal vertröstet. Erst 1938, unter Maurins Nachfolger Gerlier, kann er in die von Vincent Lebbe und André Boland gegründete „Gesellschaft der Missionshelfer“ („Société des Auxiliaires des Missions“, SAM) eintreten, um die Entsendung in eine indische Diözese zu erhalten. Zur Vorbereitung auf seine Aufgabe geht er an die Universität Louvain. Schließlich bekommt er die Zusage des Bischofs von Tiruchirappalli im Bundesstaat Tamil Nadu, James Mendonça (1892–1978). Im Mai 1939 bricht er per Schiff auf, lernt zunächst Tamilisch und ist während der nächsten zehn Jahre als Priester in der normalen Seelsorge (1940–41: Vikar in Panneipatti, 1941–42: Vikar in Kulittalai, 1943–1944: Vikar in Panjampatti, 1945–1950: Pfarrer in Kulittalai, wo er auch für eine Einsiedelei [Bhakti Aschram – Einsiedelei der Liebe] zuständig ist) der Diözese im Südosten Indiens tätig. Am 15. August 1947 wird ihm mitgeteilt, dass es noch jemanden gibt, der einen Aschram in Indien gründen möchte, „um dort das monastische Leben im Geiste des heiligen Benedikt und auf indische Art und Weise einzuführen“6: der französische Benediktiner Henri Le Saux (1910–1973), der den Diözesanbischof gebeten hat, in seiner Diözese „in einer Einsiedelei sein kontemplatives Leben zu führen, in der Absolutheit der frühen Tradition des christlichen Mönchtums und in größtmöglicher Übereinstimmung mit den Traditionen der indischen Sannyâsa“7. Ein Jahr später, am Mariä-Himmelfahrtstag 1948, der zugleich der Unabhängigkeitstag Indiens sein sollte, kommt der Mönch aus dem bretonischen Kloster Kergonan in Kulittalai an, wo Monchanin im Seelsorgeeinsatz ist. Le Saux, um einiges jünger und in seiner theologischen Ausbildung eher traditionell geprägt, und Monchanin, eher nonkonformistisch und in seiner Theologie weitgefächert, müssen zueinander finden, was nicht immer konfliktfrei geschieht. Anfang 1950 verlassen sie das Pfarrhaus und richten sich am Ufer des Kavery-Flusses (dem „Ganges des Südens“) in „Zellen“ aus Bambus und Stroh inmitten eines kleinen Wäldchens ein, das später Shāntivanam (Wald des Friedens) genannt werden wird, ein.

      Der Aschram von Saccidānanda

      Am 21. März 1950, dem Todestag des hl. Benedikt, wird die offizielle Gründung des Aschrams mit einer feierlichen Messe begangen. Dieser Schritt ist umso bedeutsamer, da er in die Spätphase des Pontifikats Papst Pius’ XII. fällt, welche durch die Verdächtigung und Suspendierung der Nouvelle Théologie (Enzyklika Humani Generis, DH 3875–3899), die auch für Monchanins Denken grundlegend ist und deren Vertreter (z.B. Henri de Lubac) weitgehend seine Weggefährten sind, geprägt ist. Wenig erfreulich ist die Situation des Aschrams: Er hat keinen Zulauf. Doch ist Monchanin ein gefragter Gesprächspartner und spiritueller Begleiter – und nimmt auch eine Einladung nach Pakistan, das sich gerade von Indien getrennt hatte, an. Auf der Rückreise sucht er die heiligen Stätten des Buddhismus und Hinduismus auf: Acht Tage verbringt er 1952 in der den Hindus heiligen Stadt Benares am Ganges. Monchanin und Le Saux nehmen nicht nur indische Namen (Le Saux: Swāmi Abishiktananda – „Der, der seine Freude in den Gesalbten setzt“) an, sondern tragen als Gewand anstatt der Soutane oder des Habits den Kāvi, das Gewand der indischen Sannyāsī. Doch gibt es trotz häufiger Besucher – mehr als einen können sie allerdings für Tage der Einkehr nicht aufnehmen – keinen Zuwachs (auch aus Frankreich kann niemand nachkommen, da aufgrund der politischen Situation keine Visa ausgestellt werden) und die Spannungen zwischen beiden bleiben bestehen – ganz abgesehen von den Spannungen mit der Kirche vor Ort, in der viele den Aschram als zu exotisch empfinden. Monchanin zieht es vor, allein zu leben, während Le Saux zwischen Anachoreten- und Zönobitentum schwankt. Letzterer zieht sich für einige Zeit an den Arunachala, den heiligen Berg der Hindus in Tamil Nadu, und den Ort Tirunvannamalai zurück, wo er während seiner Anfangszeit in Indien einige Monate bei dem Guru Rāmana Mahārshi (1879–1950) verbracht hatte. Monchanin besucht ihn dort für zwei Monate im Frühling 1954, auch um sich ein Bild von diesem Ort zu machen, den er jedoch als „zu rein“ empfindet.8

      Nachdem Frankreich auf seine Besitzansprüche in Indien verzichtet (Oktober 1954), gibt es neue Möglichkeiten und Initiativen auf kulturellem Gebiet, u.a. wird ein Institut français de l’indologie in der ehemaligen Hauptstadt Französisch-Indiens, Pondicherry, eingerichtet, mit dem Monchanin in intensivem Austausch steht. Die theologischen Kontakte erweitern sich nun um die Jesuiten Raimon Panikkar (1918–2010), Josef Neuner (1908–2009), Pierre Fallon (1912– 1985), den Franziskaner Gerwin van Leeuwen (geb. 1936) sowie den Benediktiner Bede Griffiths (1906–1993). In den beiden darauffolgenden Jahren erscheinen zwei Bücher Monchanins: Ermites de Saccidananda (Tournai 1956, zusammen mit Henri Le Saux verfasst, Preis für das beste religiöse Buch des Jahres 1956) und De l’esthétique à la mystique (Aufzeichnungen, hrsg. von seinem Freund Edouard Duperray, Paris 1955), die ihm eine gewisse Bekanntheit einbringen. Ein belgischer Zisterzienser, Francis Mathieu, ein tamilischer Priester, Dharmanathar, und ein junger Engländer, Harold

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