Geist & Leben 2/2020. Группа авторов

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welches die göttliche Fülle feiert. Dann folgen die Verse des Asato ma („Geleite mich vom Nicht-Sein zum Sein“). Das Ganze wird mit der dreifachen Anrufung Jesu als „Jesus Bhagava, Jesus Isvara, Jesus Brahma“ (in etwa: „Jesus der Selige, Jesus der Herr, Jesus der Göttliche“) abgeschlossen. Die Hymnen enthalten einige Passagen der Upanischaden, die nach traditionellen Weisen gesungen werden, die Robert Antoine, ein Jesuit aus Kalkutta, komponiert hat. Die Psalmodien werden durch Prostrationen, sog. Anjalis, das Auflegen von Weihrauch und das Erheben der fünfflammigen Lampe unterbrochen.9 Ende Mai 1957 verschlechtert sich Monchanins ohnehin angegriffener Gesundheitszustand, was einen Krankenhausaufenthalt in Pondicherry und am 10. September seinen Flug von Bombay nach Frankreich nötig macht. Einen Monat später, am späten Vormittag des 10. Oktober 1957, stirbt Jules Monchanin im Krankenhaus Saint-Antoine in Paris. Auf seinem Grab auf dem Friedhof von Bièvres (Diözese Evry) findet sich das in Sanskrit wiedergegebene Phonem „Om“ (geschrieben in der Devanāgari-Schrift) zusammen mit einer indischen Raute (Ruota) und dem Benediktskreuz: „Für die Experten ist dieses Phonem die Synthese der Veden. Es ist auch die nasale Resonanz, die sich fühlen lässt, in Indien, am Beginn und am Ende einer Meditationszeit.“10 Später wird hier auch noch Monchanins Freund Edouard Duperray beigesetzt. Nach Jules Monchanins Tod lebt Henri Le Saux noch einige Zeit allein im Aschram, bevor er als Einsiedler nach Gyansu/Uttakashi im Himalaya geht. Den Aschram, der bis heute besteht, übernimmt 1968 eine Gruppe von Mönchen um den aus England stammenden Benediktiner Bede Griffiths (1906–1993).11

      Das missionarische Anliegen Monchanins

      Auch wenn sich Jules Monchanin dafür entscheidet, nach Indien zu gehen und sich besonders dem Hinduismus zu widmen, so sind seine Aufenthalte in Nordafrika und sein Engagement im jüdisch-christlichen Gespräch ebenfalls auf seine vollkommen „katholische“ (im Sinne von „universell“) Hoffnung zurückzuführen, dass alle Zivilisationen und Kulturen in Christus, in seinem mystischen Leib, wieder aufgebaut werden. Dies beschreibt er eindrücklich in Ein persönliches Itinerarium und ein missionarischer Plan, wo er alle Zivilisationen berücksichtigt: „Es gibt eine Berufung der Völker: Der Islam – Er ist das Schwert des Cherubim, der den Schutzwall der Transzendenz bewacht. Israel – vereinigt sich für die Sammlung der Völker in Hinsicht auf die eschatologische Vollendung. Die Schwarzen – das ist die Evangelisierung des Unterbewusstseins (welches der Primitive bewohnt) bis in seine abgründigen Tiefen hinein. Wie der Fischer, der in Meerestiefen hinabsteigt, um den Seestern heraufzubringen. Und dann wird der Primitive auch als Induktionsfaden dienen, um die Frohe Botschaft den Menschen der Vorgeschichte zu verkünden. Das Gebet geht den Lauf der Zeit zurück, der Augenblick durchdringt die Ewigkeit. China – das wird die Inkarnation sein: Es wird die ganze Harmonie der Inkarnation enthüllen. Indien – das wird die trinitarische Vollendung sein, das Eintauchen in das trinitarische Mysterium. Indien hat immer einen Durst nach Gott verspürt, nicht nach dem Herrn in seinen Beziehungen mit den Menschen, sondern nach Gott allein, dem modalitätslosen Gott der Brahmanen. Es scheint, dass Indien als Letztes umkehrt, kurz vor Israel. Vereint Euer Flehen, damit es eines Tages ein heiliges Indien gibt, welches die Ordnung der Trinität hervorruft. Betet vor allem, dass wir immer diese Liebe, diese ‚geologische Geduld‘, diesen Geist, diese eschatologische Hoffnung für den Islam, für Israel, für China, für die Schwarzen, für Indien bewahren. Wenn wir besondere Berufungen haben, dann um der Kirche willen, in Christus. Warum sind wir Missionare? Für Christus, um Christus zu vollenden, damit seine Inkarnation vollständig sei, damit Christus sich eines Tages ganz dem Vater übergibt.“12 Auch wenn Monchanin in manchen der Aussagen als Kind seiner (kolonialistisch geprägten) Zeit erscheint (z.B. in Bezug auf die Berufung Afrikas), so tritt doch hier ganz deutlich hervor, dass die Völker, Kulturen und Religionen der Kirche etwas in Bezug auf die Mysterien der Transzendenz, Inkarnation und Trinität zu sagen haben. Nicht nur die Kirche hat eine Mission in Bezug auf Völker, Kulturen und Religionen, auch diese haben eine Mission in Bezug auf die Kirche. Aus dieser dialogischen Anlage des Missionsbegriffs können Monchanin und Le Saux in Bezug auf ihre Mission in Indien schreiben: „Der Eremit von Saccidânanda wird viel weniger ein christlicher Mönch sein, der Sannyâsi geworden ist, als ein Sannyâsi, der Christ geworden ist, ein Sannyâsi, der am Ende seines langen symbolischen Umherwanderns an einer Wegbiegung oder am Rand eines Dorfes Christus begegnet ist. Entscheidende Stunde: ihre Blicke kreuzten sich, ihre Augen tauchten ineinander; ihre Seelen berühren einander. Was geschieht nun dem Sannyâsi? Wesenhaft war dies ein unverhofftes Aufdecken seines eigenen ‚Grundes‘, denn durch das Erkennen seines Selbst in dem Selbst Jesu eröffneten sich die bis dahin ungeahnten Abgründe seines eigenen Ursprungs im Schoße des Vaters, in der Einheit und in der Gnade dessen, der von Natur Sohn ist.“13 Wichtig und unumgänglich: Der Sannyāsi erkennt Christus aus sich heraus, er muss seiner Kultur nicht völlig abschwören und ein anderer werden, da Christus schon in ihm ist.

      Indien – die trinitarische Vollendung

      Der Name des Aschrams „Saccidānanda“ setzt sich aus den drei grundlegenden Attributen des Brahman Sat (Sein), Cit (Bewusstsein) und Ananda (Seligkeit) zusammen, dem „Mantra der Mantras“, das hier jedoch die christliche Trinität bezeichnet und in einer Art Überbietung der indischen Tradition gebraucht wird: „Mit größerer Inbrunst und mit mehr Recht als sein Sannyāsi-Bruder darf der christliche Mönch SAT sprechen, wenn seine Betrachtung sich dem Vater zuwendet, dem ‚Ursprung ohne Ursprung‘, der Quelle und dem Ziel des Ausströmens und der ‚Sammlung‘ des göttlichen Lebens; CIT, wenn er über den Logos meditiert, das dem Seienden konsubstantielle Erkenntnisbild; ANANDA, wenn er den Paraklet betrachtet, der den Vater und Sein Wort in der Freude der absoluten Liebe vereint.“14 An diesem Zitat kann einiges verdeutlicht werden. Religionstheologisch sehen Monchanin und Le Saux die Beziehung zwischen Hinduismus und Christentum im Verhältnis von Verheißung und Erfüllung: In den Attributen des Brahman ist die Trinität zwar schon angelegt, ihre wirkliche Bedeutung erhalten sie aber erst durch die Offenbarung von Wort und Geist. Der zweite Aspekt betrifft diejenigen, von denen hier die Rede ist: Christlicher Mönch und hinduistischer Sannyāsi sind diejenigen, die in ihrer spirituellen Praxis verglichen werden. Die religionstheologische Verhältnisbestimmung ist so gesehen eigentlich erst der zweite Schritt: Zunächst einmal geht es nämlich darum, die Erfahrung des hinduistisch-mönchischen „Bruders“ zu teilen, bevor diese in Beziehung zum zentralen trinitarischen Glaubensgeheimnis des Christentums in Beziehung gesetzt wird.

      In der Verheißung Indiens liegt zugleich die universelle Berufung Indiens: Indien ist für Monchanin und Le Saux das mystische Land schlechthin, und damit auch das monastische Land schlechthin, da das Mönchtum eine institutionalisierte Form der mystischen Kontemplation darstellt.15 Es sei ein „tragisches Missverständnis“16, dass das Christentum in Indien nicht kontemplativ wahrgenommen worden sei: „Indien ist Christus noch nicht wahrhaft begegnet.“17 Um dieses Missverständnis und Versäumnis zu beheben, sei der „intermonastische Dialog“ notwendig.

      Die besondere Herausforderung Indiens für das Christentum besteht nicht darin, dass sich die Menschwerdung Jesu nicht vermitteln ließe – dafür bietet der Hinduismus durchaus viele Anknüpfungspunkte. Allerdings stellt die Vielzahl der Inkarnationen eine Erschwernis für den Anspruch dar, dass Christus die absolute ist.18 Damit die wahrhaftige Begegnung mit Christus geschehen kann, bedarf es der Vermittlung der dritten göttlichen Person, des Heiligen Geistes, der „nur durch fluide Formen hindurch erscheint – den Atem, das Wasser, den Flug, das Feuer, die Verwandlungen. Nicht jemand, der, wie der Logos, durch das Sichtbare wahrgenommen wird, sondern durch die spirituellen Phänomene, die Charismen und das größte von allen, die Agapé (…). Er ist Derjenige, den Indien erwartet. Von Ihm aus wird es zum Logos der Herrlichkeit kommen, zum vom Glanz der Welt umgebenen Auferstandenen, dann zum Logos des Schmerzes, der alle Leiden annimmt, um sie in österliche Freude zu verwandeln, zum Logos in seinem irdischen Leben, das nicht mehr illusorisch ist wie das des Avatars, sondern realisierende Wirklichkeit, in der jede Sache, die Welt und unsere Personen selbst Konsistenz haben. Indien wird sich schließlich im Urgrund des Vaters vollenden, der nicht manifestierten Person, welche die beiden anderen im Ewigen durch die Zeugung des Sohnes und

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