Tatort Oberbayern. Jürgen Ahrens
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»Katharina, genau diese E-Mail-Adresse, von der die Mail kam, die du abfotografiert hast, habe ich auf Lukas’ Laptop gefunden. Ich weiß nur noch nicht, wem sie gehört. Den Inhalt habe ich auch noch nicht entschlüsselt, kann aber nicht mehr lang dauern.«
Kaum war Katharina aus Adelhofers Büro raus, hatte sie Birgit angerufen und ihre Vermutung mitgeteilt: »Irgendjemand erpresst Robert Adelhofer und hat vielleicht auch Lukas erpresst. Oder Lukas hat mit jemandem gemeinsame Sache gemacht und das wurde irgendwann schwierig.«
»So sieht es aus, das sehe ich genauso. Er hat übrigens seine Handynummer geändert, wahrscheinlich, weil er von irgendwem nicht mehr erreicht werden will. Prominente machen das zwar öfter, aber gerade jetzt … Wäre ein großer Zufall, wenn es nichts mit der aktuellen Situation zu tun hätte. Jedenfalls kann ich leider seine Gespräche nicht mehr mithören.«
»Das macht nichts, Birgit, wir kriegen das hin.« Katharina wollte vermeiden, dass ihre Freundin die nächste halblegale oder verbotene Aktion startete.
Von der kam abgeklärt: »Schon gut. Jedenfalls werden wir mehr wissen, wenn ich in die Mails reinkomme. Was hattest du sonst für einen Eindruck von ihm?«
»Er weicht den Fragen nach dem Überleben in den Bergen aus. Kaum habe ich ihm widersprochen, ist er unsicher geworden. In früheren Interviews hat er nur von Holzsammeln und Wasserschmelzen geredet, Dinge, die jeder weiß, selbst wenn er überhaupt noch nie in den Bergen war. Außerdem könnte er bestimmt mehr über Jana Waldemat sagen. Er ist richtig blass geworden, als ich ihren Namen ins Spiel gebracht habe. Und dann erzählt er von großer Bruderliebe. Dass das nicht stimmt, weiß ich ja schon von Alfred Birnhuber.«
Katharina hörte, wie Birgit auf ihren Computer einhackte, während sie ihrem Bericht lauschte.
»Ich habe mich auf Roberts Konto umgeschaut und auf dem von Lukas. Bei Lukas nichts Auffälliges, außer dass der arme Kerl bedauernswert wenig Kohle hatte. Bekam von Robert jeden Monat 500 Euro, das war’s. Verdient hat er zuletzt wohl gar nichts mehr. Gegessen und geschlafen hat er umsonst auf dem Adelhofer-Hof, große Sprünge konnte er trotzdem nicht machen. Robert lebt allerdings auf großem Fuß. Der hebt monatlich zwischen 5- und 8.000 Euro ab. Da sind die laufenden Kosten wie Miete et cetera nicht drin, die gehen separat vom Konto ab. Mit der Produktionsfirma haben die Kosten auch nichts zu tun, dafür gibt es ein Extrakonto. Auf dem scheint auf den ersten Blick alles realistisch zu sein. Bleibt die Frage: Wofür braucht Adelhofer dermaßen viel Bargeld jeden Monat? Würde deine Erpressungstheorie bestätigen.«
»Weißt du, wie lange er schon so hohe monatliche Beträge abhebt?«
»Das ging los, als er mit ›Krise‹ auf Sendung ging, also seit vier Jahren. Vorher hatte er gar nicht so viel Geld, das er hätte ausgeben können.«
»Und die Sendung bekam er ein halbes Jahr, nachdem er aus den Bergen zurück war, richtig?«
»Richtig, Chefin.«
»Das heißt, entweder lebt er seitdem in Saus und Braus oder er braucht monatlich eine Summe Bargeld für was auch immer.«
»Ich tippe auf beides, Katharina. Was er mit dem Bargeld macht, das musst du rausfinden, da kann ich digital leider nichts tun. Und genau deswegen agiert er mit Bargeld, wenn du mich fragst.«
»Wir sollten irgendwie an Jana Waldemat rankommen. Sie ist komplett aus Lukas’ Unterlagen verschwunden.
Wenn nichts dran ist, auch gut, dann wissen wir wenigstens das. Vorschlag: Du suchst digital nach Infos über sie und ich analog, okay?«
Birgit lachte herzhaft in den Hörer: »Alles klar, Chefin. Viel Spaß bei der analogen Suche.«
Katharina ging nicht mehr ins Büro, sondern holte pünktlich ihre Tochter vom Hort ab. Svenja war recht aufgedreht und erzählte ihr auf dem Heimweg minutiös ihren ganzen Tag. Katharina war nicht ganz bei der Sache.
»Einverstanden, Mama? Das machen wir.«
Katharina merkte jetzt erst, dass Svenja ihr eine Frage gestellt hatte. »Schätzchen, entschuldige, ich war gerade in Gedanken, was hast du gesagt?«
»Oh Mann, Mama.« Svenja rollte genervt mit den Augen, was so süß aussah, dass es Katharina schwerfiel, ernst zu bleiben. »Ich habe dich dreimal gefragt, ob wir uns heute einen Mädelsabend machen mit Pizza und Fernsehen.«
Nach Fischstäbchen war Pizza Svenjas zweite Lieblingsmahlzeit – natürlich nur mit echtem Mozzarella, frischen Tomaten und gegrilltem Gemüse. Gott sei Dank hatte der Italiener am Weißenburger Platz drei Häuser von ihrer Wohnung entfernt genau diese Pizza. »Klar, Svenjalein, können wir machen. Wir sagen gleich Paolo Bescheid, dass wir in einer halben Stunde die Pizza holen kommen, okay?«
»Okeeee, Mama«, jauchzte Svenja und hakte sich bei ihrer Mutter unter.
»Ah, le donne bellissime di Monaco, Svääänja e Katharina, come stai?« Paolo schaffte es sofort, Katharinas Laune zu heben, wenn er sie und ihre Tochter als die schönsten Frauen Münchens begrüßte und in seinem wunderbaren Italienisch fragte, wie es ihnen ging. Sie wartete lächelnd, bis Paolo »Svääänja«, die ihm direkt auf den Arm gehüpft war, runtergelassen hatte. Wie gewohnt nickte sie auf die Frage: »Una Vegetariana e una Quatro Staggione en venti minuti?«, und ging mit zwei Pizzakartons »for bezaubernde Ella e Sibylla, dann brauche sie nicht komme hole« nach Hause. Tatsächlich fand sie ihre beiden Nachbarinnen Ella und Sibylla auch sympathisch, obwohl noch nie Zeit war, länger miteinander zu plaudern. Svenja hatte mehr Kontakt, sie ging regelmäßig Lebensmittel ausleihen, die ihnen fehlten. Katharina hatte sich dafür noch nie revanchiert, wie ihr mit schlechtem Gewissen bewusst wurde. Immerhin eine Glückwunschkarte hatte sie vor Kurzem eingeworfen, als die beiden geheiratet hatten. Ein geschmücktes Auto hatte vor der Tür gestanden und an der Wohnungstür hatte irgendwer ein »just married« angebracht. Ansonsten schienen sie eine Wochenendbeziehung zu führen, Sibylla war selten zu sehen. Heute schienen beide da zu sein, schloss Katharina aus den zwei bestellten Pizzen und klingelte bei Wecker/Sieland. Eine überraschte Sibylla öffnete die Tür und nahm freudig die beiden Kartons entgegen. »Paolo hat sogar netzwerkende Fähigkeiten«, grinste sie. »Wie lange wohnen wir im gleichen Haus und haben bisher kaum miteinander gesprochen?«
»Das stimmt«, lachte Katharina. »Und das, obwohl ich euch noch Einiges für die diversen Dinge schulde, die Svenja bei euch ausgeliehen hat.«
Sibylla winkte ab. »Vergiss es, machen wir gerne.«
»Für Kinder tut meine Gattin alles, musst du wissen«, erläuterte Ella, die auch an die Tür gekommen war und Katharina die Hand reichte.
»Wenn ihr wie wir Paolo-Fans seid, könnte ich mich bei Gelegenheit mit einer Pizza-Einladung revanchieren«, schlug Katharina vor.
»Gerne«, freute sich Ella und ihre Frau nickte zustimmend.
»Was ist eure Lieblingspizza?«, schaltete Svenja sich ein.
»Meine die Vegetariana und Ellas die Quattro Stagioni«, antwortete Sibylla und kam nicht zur Gegenfrage, weil Svenja begeistert schrie:
»Wie bei uns, Mama, wie bei uns. Da müssen wir unbedingt alle hin, dann hat es Paolo leicht, weil er nur zwei verschiedene Pizzas machen muss.«
Alle vier lachten und vereinbarten, baldmöglichst einen Termin zu finden.
Katharina