Tatort Oberbayern. Jürgen Ahrens
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![Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens](/cover_pre984600.jpg)
»Was hat Lukas zu Ihrem Plan gesagt?«
»Der hat das sofort verstanden. Er hat mich hundertprozentig unterstützt und das Geheimnis gehütet, genau, wie wir es ausgemacht haben.«
»Warum ist Lukas nicht mit? Wäre das nicht eine bereichernde Erfahrung für Sie als Brüder gewesen?«
Robert Adelhofer schaute Katharina vollkommen verständnislos an. »Das war überhaupt nie ein Thema. Es war klar, dass ich das mach, dass das meine Challenge ist.« Irritiert schob er nach: »Der Lukas hat das genauso gesehen, das weiß ich.«
Schade, dass wir ihn nicht mehr fragen können, dachte Katharina. »Sorgen hat er sich keine gemacht?«
Adelhofer antwortete mit einer wegwerfenden Geste. »Nein, der Lukas war sich sicher, dass ich das pack, wir waren so oft zusammen in den Bergen, der hat gewusst, dass ich jede Situation meistern würde.«
»Aber im Winter monatelang Tag und Nacht in den Bergen, das kannten Sie nicht. Haben Sie sich lange darauf vorbereitet und alle möglichen Situationen durchgespielt?«
Adelhofer lachte laut auf und nahm einen Schluck von dem Cappuccino, den ihm Botox-Perli gerade hingestellt hatte. Katharina hatte sie mit einem ätzenden »Sie wollten ja nichts, Frau äh …« abgefertigt.
»Nein, Frau Langenfels, ein Bub aus den Bergen, der weiß genau, was da auf ihn zukommt, das hab ich nicht durchspielen müssen.«
Langsam begann dieses Gespräch Katharina zu nerven. »Und die Sache mit Ihren Fingern … Da hatten Sie offenbar nicht alles im Griff.«
Wieder lachte Adelhofer herzlich und streichelte die Lücke zwischen Zeige- und Ringfinger. »Kollateralschaden, Frau Langenfels, ein kleiner Kollateralschaden. Es war halt ein paar Nächte arg kalt und die Handschuhe durch und das Feuer aus. Da ist das nicht ausgeblieben.«
»Wie haben Sie das Feuer wieder anbekommen mit fast erfrorenen Fingern?«
»Sie wollen es aber ganz genau wissen, Frau Langenfels, klar, als knallharte Journalistin.« Jetzt zwinkerte Adelhofer ihr nicht nur zu, sondern legte kurz seine Hand auf ihren Oberschenkel. Katharina drehte ihre Beine weg und schaute ihn erwartungsvoll an.
»Na ja, wie man halt ein Feuer anmacht, Steine aneinanderreiben und so weiter.«
»Und das ganze Holz für einen Winter hatten Sie irgendwo aufbewahrt?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Einen kleinen Vorrat für die erste Zeit hatte ich tatsächlich in einer Höhle gesammelt, aber nur wenig.«
»Welches Holz brennt Ihrer Erfahrung nach eigentlich am besten? Ich habe meine eigenen schlechten Erfahrungen mit meinem kleinen Kamin zu Hause«, log Katharina.
Kurze Pause – mit dieser Frage hatte beautiful Robert anscheinend nicht gerechnet.
»Oh, Frau Langenfels, man darf halt nicht wählerisch sein, ich hab gesammelt, was rumlag.«
»Aber das Holz, das Sie später gesammelt haben, muss doch ganz feucht gewesen sein. Das hat sicher ewig gedauert, bis es gebrannt hat.«
»Stimmt. Was dich nicht umbringt, macht dich stärker, das war immer mein Motto. Bei dem Finger war ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ist ja auch gut gegangen.«
Wie Adelhofer sich auf dem Berg mit seinem Brotzeitmesser den Finger abgeschnitten hatte, damit der Wundbrand sich nicht ausbreitete, das hatte Katharina in einem älteren Interview gelesen.
»Sie müssen unglaubliche Schmerzen gehabt haben.«
»Kann man sagen, ja, und nicht gerade steriles Verbandszeug.«
»Mit Ihrem Wissen nach diesen Monaten könnten Sie wahrscheinlich ein Buch rausgeben mit den besten Wurzel- und Kräuterrezepten aus den Bergen.«
Adelhofers Blick flackerte kurz: »Oh nein, Frau Langenfels, Kochen ist überhaupt nicht mein Ding. Hab ich auch nicht machen können, gab ja nichts. Hab halt von getrockneten oder gebrutzelten Viechern gelebt.«
»Echt? Einen ganzen Winter lang? Welche Tiere haben Sie gegessen?«
»Was ich erwischt hab. Hase, Reh, Schlange, alles Mögliche.«
»Clevere Idee, eine Schlange im Winterschlaf zu überraschen. Und wie haben Sie die verspeist?«
»Das wollen Sie nicht wissen, Frau Langenfels, das wollen Sie nicht wissen.«
Katharina setzte nach: »Doch, das ist total spannend. Schonen Sie mich nicht, ich halte Einiges aus.«
Adelhofer wurde unruhig. »So spannend ist es nicht. Auseinandergeschnitten, überm Feuer gegart und gegessen. Hat ekelhaft geschmeckt.«
»Interessant. Ich habe mal gehört, Schlange schmeckt wie Hühnchen.«
»Die nicht«, antwortete Adelhofer knapp.
Katharina schwieg und beobachtete ihn.
Er trank einen Schluck Cappuccino und fragte förmlich: »Frau Langenfels, kann ich noch irgendetwas für Sie tun?«
»Nur noch zwei Fragen: Als Sie zurückkamen nach dem Bergwinter, ist Ihnen die gute Freundschaft mit Lukas erhalten geblieben?«
»Natürlich. War zwar mit dem Lukas seiner Depression nicht einfach, den Kontakt zu halten. Aber ich hab mein Bestes gegeben. Anscheinend nicht genug.« Jetzt blickte Adelhofer sinnierend in die Ferne.
»Herr Adelhofer, es tut mir leid, dass Sie dieses Gespräch aufgewühlt hat. Eine letzte Frage: Wer ist Jana Waldemat?«
Katharina sah Überraschung in Adelhofers Gesicht. »Jana Waldemat, das war eine Flamme vom Lukas. Als ich aus den Bergen zurückkommen bin, war er kurz mit der zusammen – ist ewig her, drum haben Sie mich gerade auf dem falschen Fuß erwischt. Ich habe mich über den Nachnamen amüsiert, weil er mich an Lord Voldemort von Harry Potter erinnert hat. Dabei hatte die kleine blonde Jana gar nichts von diesem Ungeheuer. Wie kommen Sie auf die?«
»Ach, wir haben sie zufällig auf einem Foto mit Lukas und Ihnen gesehen. Und in einem anderen Zusammenhang ist sie noch mal aufgetaucht. Wissen Sie, was Frau Waldemat heute macht?«
»Keine Ahnung, das ist so lang her. Ich hab nie viel mit dem Mädl zu tun gehabt, wissen Sie, das war ja dem Lukas seine. Sie haben sich dann auch bald getrennt. Danach ist sie nie wiederaufgetaucht.«
»Ah, alles klar, na ja, kann man nichts machen. Vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.« Katharina stand auf und Adelhofer ebenfalls.
»Immer wieder gern, Frau Langenfels. Melden Sie sich einfach in meinem Büro, wenn Sie noch etwas brauchen.«
»Das mache ich. Ach, bevor ich es vergesse: Während ich auf Sie gewartet