„Aids“ und „Corona“: Zwei Seiten derselben Medaille von Lug und Trug (Teilband 4). Richard A. Huthmacher

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„Aids“ und „Corona“: Zwei Seiten derselben Medaille von Lug und Trug (Teilband 4) - Richard A. Huthmacher

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ihren eigenen Interessen als auch ihren sozialen Zugehörigkeiten zu entfremden, benötigt er entsprechende Disziplinierungsinstrumente wie beispielsweise Gefängnisse [oder, aktuell, die Corona-Maßnahmen, all die – aus medizinischer Sicht – unsinnigen Gebote und Verbote 61], um die Folgen dieser Entfremdung unter Kontrolle zu halten: Der Neoliberalismus schafft sein (soziales und psychisches) Elend selbst, um an dessen Beseitigung dann möglichst viel zu verdienen.

      Demzufolge ist die Situation des je einzelnen Häftlings immer(!) im Kontext der gesamten gesellschaftlichen und politischen Situation, in der (auch) er lebt – und leidet –, zu sehen.

      Als Mittel der Disziplinierung führt Foucault auch die Verwaltungsautonomie oder Strafsouveränität an, „die eigenständige Entscheidungsmacht jedes … Gefängnisses über die konkrete Behandlung jedes einzelnen seiner Insassen.

      Der Gefängnisleitung sowie dem Personal steht es zu, je nach Verhalten des Häftlings, diesem bestimmte Vergünstigungen zuzusprechen oder aber auch seine Strafe zu verschärfen. Im konkreten Fall bedeutet dies zum Beispiel die Verlegung eines Sträflings, der sich aufrührerisch verhalten hat, in … [Isolationshaft] ...

      [So, wie es heute einem Polizeibeamten – sofern er lesen und schreiben kann (was bei der Berliner Polizei z.B. durchaus nicht selbstverständlich ist 62) – de facto „zusteht“, ein ärztliches Attest mit Diagnosen, die er, oft jedenfalls, nicht einmal aussprechen, geschweige denn beurteilen kann, zu akzeptieren oder (was die Regel) als ungültig zu verwerfen: Das ist schlechterdings Willkür, das ist Polizeistaatlichkeit in Reinkultur, das ist Ausdruck des mittlerweile offensichtlich diktatorischen und faschistischen Staates.

      Ja, in der Tat, Faschismus herrscht dort, wo die Interessen der Oligopole und des Staatsapparats zur Unterdrückung des Volkes massiv gebündelt werden: Bekanntlich waren die „fasces“, also die Rutenbündel, die einem hohen Amtsträger im Imperium Romanum (mitsamt Beil als Symbol für die Todesstrafe für Aufmüpfige) vorangetragen wurden, das Symbol der Macht.]

      Hierdurch wird das Machtverhältnis zwischen Personal und Insassen verstärkt. Ein Sträfling muss sich bewusst sein, dass durch jeden einzelnen Gefängniswärter nach eigenem Gutdünken sowohl gestraft als auch begünstigt werden kann. Für das Personal bedeutet dies umgekehrt eine veränderte Basis der Beurteilung: Für sie steht … nicht mehr länger die Tat des Kriminellen im Mittelpunkt, sondern der Täter an sich ….“

      [In diesem Kontext; Liebste] gilt festzuhalten, dass „Schreiben im Gefängnis immer ... eine Reaktion auf die [zuvor beschriebenen] Machtstrukturen innerhalb der totalen Institution Gefängnis darstellt. Bei der Analyse von Gefängnisliteratur ist, wie die Bezeichnung der Gattung … schon vorgibt, die Institution also stets mitzudenken …

      Gefängnisliteratur konstituiert sich durch die Doppelrolle des Autors als Schreibsubjekt und als Objekt der Bestrafungsinstanz und -methoden. Als methodische Notwendigkeit ergibt sich daraus die Untersuchung der Beziehung zwischen den Mechanismen des Gefängnisses und subjektiven sprachlichen Verarbeitungsweisen der Situation, zwischen Straffunktionen und literarischer Produktivität.“

      Soziologen-Sprache (die auch ich, vor vielen Jahren, während meines Soziologiestudiums gelernt habe) und gleichermaßen schlechtes Deutsch, inhaltlich jedoch zutreffend. Wiewohl eine Binsenweisheit:

      Wir können (als Subjekt) nur das beschreiben, was uns als Objekt (hier: der totalen Institution „Gefängnis“) widerfahren ist. Ansonsten wir wie ein Blinder von der Farbe sprechen würden.

      Insofern muss ich – teils ernst gemeint, teils sarkastisch formuliert – meinem Herrgott danken, dass er mir, meine Liebe, die Erfahrung „Gefängnis“ nicht erspart hat [wiewohl ich auf die Erfahrung „Corona“ gerne verzichtet hätte].

      In diesem Zusammenhang differenziert Peter Paul Zahl („Während der Terroristen-Fahndung geriet er 1972 in eine Schießerei, bei der ein Beamter getroffen wurde. Er wurde 1976 wegen doppelten Mordversuchs zu 15 Jahren Haft verurteilt, von denen er zehn absitzen musste. Der Prozess und das Urteil gegen den Schriftsteller lösten eine Kontroverse aus: So warfen etwa die Schriftsteller Erich Fried und Helga M. Novak in ihrer Dokumentation ´Am Beispiel Peter-Paul Zahl´, dem Gericht Gesinnungsjustiz vor – Zahl sei wegen seiner politischen Einstellung und nicht auf Grund von Beweisen verurteilt worden“), in diesem Kontext unterscheidet Peter Paul Zahl zwischen denen, „die in den Knast kommen und schon vorher geschrieben haben“, und denjenigen (aus der sozialen Unterschicht), die im Knast zu schreiben beginnen: nur letztere würden „originäre Knastliteratur“ produzieren.

      Wie dem auch sei: Ich halte es für unverzichtbar, durch – „originäre“ oder auch „nur“ authentische – Gefängnisliteratur (wie mein eigenes Gefängnis-Tagebuch) den „Normalbürgern“ (die noch nicht im Gefängnis saßen, wiewohl in den USA bereits jeder dritte(!) Einwohner vorbestraft ist!) einen Eindruck zu vermitteln: von dem, was hinter Gefängnismauern passiert.

      Und auch von den Gründen, die zu einer Inhaftierung führen (können), Gründe, die mit geltendem Recht in vielen Fällen nicht vereinbar sind: „In meinem Gerichtssaal“, so vor vielen Jahren ein Richter in einem Zivilprozess, „in meinem Gerichtssaal bestimme ich, was Recht und Gesetz ist.“

      Sic!

      Über Gerechtigkeit wollen wir – hic et nunc – schon gar nicht reflektieren.

      Jedenfalls: Soweit mir bekannt – und ich lasse mich gern eines Besseren belehren, denn ich bin dankbar für jeden Mitstreiter – haben in diesem noch jungen Jahrtausend nur sehr wenige Autoren ihre Erfahrungen im Gefängnis – unter gesellschaftskritischen Gesichtspunkten – publiziert.

      Ich hoffe, dass meine Aufzeichnungen über 21 Tage im Bauch des Ungeheuers dessen tatsächliche Macht (durch explizite Ausübung konkreter Gewalt und durch die implizite Angst der Menschen vor eben dieser) verdeutlichen, aber auch erkennen lassen, dass wir die Gesellschaft, sprich: deren Menschen ändern müssen – die Täter wie die Opfer, diejenigen, die Gewalt ausüben und die, welche solche erleiden, unabhängig davon, ob dies unter dem Schutz von Gesetzen oder gegen solche geschieht.

      [Wie ich gleichermaßen hoffe, mit meinen Ausführungen zu „Corona“ doch noch den einen oder anderen aufzuwecken, damit er nicht als Sklave einer neuen Weltordnung wach (oder auch nicht mehr wach) werde – geimpft, gechipt, getrackt, früher oder später dann verreckt.]

      Mit anderen Worten, Liebste: Es sind die Menschen, die sich ändern müssen. Ansonsten sich die Gefängnisse – grosso modo – niemals ändern, andernfalls globale Freiluftkerker – derzeit durch „Corona“, in Zukunft wohl als CO2-Vermeidungs-Strategie pseudo-leditimiert – nie mehr verschwinden werden.

      Denn Gefängnisse – gleich welcher Art – reflektierten nichts anderes als die soziale Situation unserer Gesellschaft; sie spiegeln – in extremer Form – die Verhältnisse von Macht und Ohnmacht, von Herrschaft und Unterwerfung, von Aufbegehren und Resignation.

      Haftanstalten als Mikrokosmos stehen exemplarisch für unseren jeweiligen sozialen Makrokosmos – wie sollten hier, in den Anstalten, Gewalt, Täter und Opfer fehlen in einer Welt, die einzig und allein auf eben dieser Gewalt, auf der Ausbeutung der Opfer durch die Täter beruht?

      Und so frage ich: Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

      Der Schwarzfahrer, der monatelang einsitzen muss? Oder der Waffenhändler, der seinen auf der Not und dem Tod von Menschen gründenden Reichtum geniest und die politisch Verantwortlichen mit Brosamen füttert?

      Der Arzt, der seine Patienten mit

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