Die inneren Fesseln sprengen. Phyllis Krystal
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Die Wahl der meisten Menschen fällt darauf, die Bindungen zu verbrennen oder zu vergraben, in Säure aufzulösen oder sie ins Meer oder einen reißenden Fluss zu schleudern. Häufig sind Menschen so sehr darauf bedacht, mit diesen Bindungen abgeschlossen zu haben, dass sie nicht genug ausdenken können, um sicher zu sein, dass diese endgültig zerstört sind und entscheiden sich häufig, sogar das Feuer, in dem die Bindungen verbrannt wurden, zu vergraben und dann auf jener Stelle herumzuspringen, so dass jedweder Nachweis ausgelöscht ist. Daraus hat sich schon mehrmals eine Art indianischer Kriegstanz entwickelt, von dem ich vorschlage, ihn als Ausdruck der Erleichterung und endlich erlangter Befreiung für die Person zu verstehen. Ich ermutige die Person dazu, loszulassen und dieser Befreiung in jeglicher von ihr gewählten Form Ausdruck zu verleihen.
Nachdem sie damit zufrieden ist, dass alles getan wurde, um alle Spuren der alten Bindungen auszulöschen, schlage ich vor, dem Elternteil, von dem sie sich gerade abgelöst haben, zu danken für die Möglichkeit, in einem Körper auf diese Welt zu kommen und somit all das lernen zu können, was in diesem Leben notwendig war.
Als nächstes führt die Person ein Ritual durch, in dem sie zunächst den Elternteil um Vergebung bittet und dann dem Elternteil jegliche Verletzung vergibt, die ihr zugefügt wurde, bewusst oder unbewusst. Das fällt den Menschen oft sehr schwer, besonders dann, wenn zwischen ihnen und den Eltern verbitterte Gefühle bestehen. Dass Vollziehen des Vergebens ist essenziell, da es Teil der vollständigen Ablösung ist. Mangel an Vergebung kann die Bindungen in negativer Weise wieder zusammenschweißen.
Normalerweise fordere ich die Person auf, zunächst den Elternteil um Vergebung zu bitten, da dieser Teil des Rituals für die meisten Menschen einfacher zu sein scheint: Viele Menschen leiden unter der Last von Schuldgefühlen und dies ist eine Möglichkeit, sich von dieser Last von Schuld zu befreien. Ich schlage vor, dass sie sich eine konkrete Sache, für die sie Vergebung wünscht, zu Bewusstsein führt und diese entweder ausspricht oder schweigend vorbringt, eine nach der anderen. Wenn sie dies schweigend tun möchte, bitte ich sie, mir mitzuteilen, wenn sie damit nach bestem Wissen fertig ist. Ich sage der Person auch, dass alles, was später noch auftaucht, dann behandelt werden kann. Wir haben festgestellt, dass diese Möglichkeit, um Vergebung zu bitten, sehr willkommen ist und die Menschen häufig von quälenden Schuldgefühlen und Reue befreit, die bei ihnen besonders dann zurückbleiben, wenn die Eltern verstorben sind.
Der nächste Schritt besteht darin, den Eltern die dem Ablösenden entweder bewusst oder unbewusst zugefügten Verletzungen und begangenen Fehler zu vergeben. Das ist für die meisten Menschen die bei weitem schwierigere Aufgabe und in einigen Fällen scheint es ihnen sogar unmöglich, dies zu versuchen.
In solchen Momenten schlage ich vor, dass, selbst wenn die Menschen ihrem Elternteil nicht von Herzen vergeben können, sie das Höhere Selbst oder die Gotteskraft in ihnen bitten können, von der Spitze des Dreiecks zwischen uns durch sie und dann zu dem Elternteil Vergebung zu senden. Das ist fast immer akzeptabel, selbst bei den Menschen, die wissen, dass sie vergeben müssen, dies aber nicht aus sich selbst heraus können. Auch hier wieder schlage ich vor, einzelne Episoden in Erinnerung zu rufen, wo den Eltern verziehen werden muss, um beide von negativen Gefühlen zu befreien, welche ebenso wie positive Gefühle Menschen aneinander binden können.
Schlussendlich bitten wir den Elternteil, die Szene zu verlassen, seines Weges zu gehen und dies für sich allein zu tun, nun frei von dem fortwährenden emotionalen Zu-sich-Ziehen durch das Kind. Dieses Ansinnen bedeutet nicht, dass es zwischen beiden keinen Kontakt mehr gibt; tatsächlich ist es so, dass die meisten Menschen das genaue Gegenteil empfinden, nämlich, dass die Beziehung weniger emotional geladen und zufriedenstellender wird.
Wir schlagen immer eine angemessene Verabschiedung vor, vorzugsweise mit einer Segnung. Manchmal ist es angezeigt, ein Dreieck zwischen dem Elternteil und dem Kind aufzustellen, so dass beide mit dem Höheren Selbst verbunden sind anstatt direkt miteinander. Uns wurde gezeigt, dass dieses Bild das Hilfsreichste ist, was eine Person für eine andere tun kann, und wir nannten es »ein Dreieck aufstellen«. Wir selbst tun dies oft, wenn wir einen Hilferuf bekommen (selbst bevor wir der Person etwas darüber gesagt hätten), um uns so schnell als möglich mit dem Höheren Selbst zu verbinden.
Phyllis hat immer wieder hervorgehoben, dass die Linie zwischen der anderen Person und dem Höheren Bewusstsein gestrichelt sein muss, falls wir dazu kein Einverständnis der anderen Person haben. (siehe auch Seite 180)
Ein weiterer Schritt wird unternommen, um die Befreiung zu vervollständigen. Es ist ein Reinigungsprozess, der dazu dient, alle alten Konditionierungen und Angewohnheiten wegzuwaschen. Dieser Prozess ist eine Vorbereitung, um getrennt mit Angewohnheiten zu arbeiten, was im nächsten Kapitel behandelt wird. Manchmal erfolgt die Befreiung unmittelbar, aber es kann auch länger dauern, bis sie offensichtlich wird.
Ich empfehle normalerweise, dass die Person in ihrer inneren Szene eine Wasserstelle suchen soll, so etwas wie einen Fluss, ein Schwimmbad, einen Ozean, einen Wasserfall. Dann wird sie angewiesen, die Kleider auszuziehen, sie auf den Boden auf einen Haufen zu legen und ein Blatt oder einen glatten Stein zu nehmen und ins Wasser zu gehen, um sich dort gründlich zu waschen. Das wird ungewollte negative Gewohnheitsmuster oder Eigenschaften beseitigen, die von den Eltern übernommen wurden. Diese sollten von der angefertigten Liste mit den negativen Eigenschaften der Eltern in Erinnerung gerufen werden. Wenn sie mit der an sich selbst vollzogenen Reinigung von solchen zurückgebliebenen Eigenschaften zufrieden ist, wird ihr gesagt, dass sie zum Trocknen hin und her laufen soll, dabei springend und hüpfend ihre Freiheit ausdrückend. Wenn sie trocken ist, überreiche ich ihr ein neues, lockeres Kleidungsstück oder Gewand von neutraler Farbe, das sie tragen soll, bis sie sich eine Reihe neuer Eigenschaften zu eigen gemacht hat oder, sofern diese innere Anweisung erfolgt, führe ich sie auf der Suche nach einem eigenen neuen Kleidungsstück. Dann frage ich, wie sie die alten Kleider zerstören soll, die sie an ihre alten Reaktionen aus der Kindheit erinnern. Meistens entscheidet sie, die alte Kleidung zu verbrennen und ich bin, wie in vielen anderen Teilen der Arbeit, immer wieder erstaunt über einige sehr aufwendige Methoden, die Menschen zur Zerstörung der Kleider wählen.
Das wichtigste Element bei dieser Arbeit ist die aktive Beteiligung der Person, denn nur sie allein kann ins Unterbewusstsein vordringen. Je mehr Emotionen beteiligt sind, desto tiefer prägt sich die neue Botschaft in das Unterbewusstsein und kann so umso früher wirkungsvoll umgesetzt werden. Die meisten Menschen sind begeistert von der Möglichkeit, sich von alten, ungewollten Angewohnheiten befreien zu können und sehen kein Problem darin, in diesen Prozess emotional involviert zu sein.
Ich warne die Person immer davor, dass in drei auf die Sitzung folgenden Tagen gemischte Gefühle erlebt werden können, so wie Trauer, Traurigkeit gemischt mit Erleichterung, aber dass dies kein Grund zur Besorgnis, sondern durchaus normal und auch nur vorübergehend ist. Wenn diese Warnung nicht ausgesprochen wird und die Person in eine depressive oder ähnliche Stimmung verfällt, kann es zu einem Schock kommen und die ganze Erfahrung kann in Zweifel gezogen werden.
Es ist auch ratsam, der Person zu sagen, dass sie mindestens drei Tage mit niemandem über diese Erfahrung sprechen sollte, denn die emotionale Energie muss bewahrt werden, um die Möglichkeit zu haben, sich zu stabilisieren, zu festigen und Wirklichkeit werden zu können. Ein zu früh geführtes Gespräch darüber kann dazu führen, dass die Energie entweicht, ganz besonders dann, wenn die Person, der die Erfahrung mitgeteilt wird, vielleicht skeptisch ist und Zweifel äußert. Diese Reaktionen sind ansteckend und können das noch zarte, neue Wachstum in der Person, die gerade gearbeitet hat, wie Fäule befallen.
Wir danken dann beide dem Höheren Selbst für die Führung in der Sitzung und ich gebe mündliche Vorschläge, wie die Person wieder zu vollem Körperbewusstsein zurückkehren kann; ich erinnere sie daran, dass dem Körper während der Arbeit auf der inneren Ebene eine Heilbehandlung zuteilwurde. Ich schlage vor, mit den Zehen zu krallen, die Knie zu beugen, die Hüfte zu bewegen, den Rücken