Kerngeschäft Unterricht. Willy Obrist

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Kerngeschäft Unterricht - Willy Obrist hep praxis

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und Arbeitstechniken verfügen die Schülerinnen und Schüler? Welche Erfahrungen bringen sie aus der Primar- und Sekundarstufe I im Hinblick auf den Einsatz von erweiterten Lehr- und Lernformen mit?

       Sachstrukturen: Auf welchem Wissen der Schülerinnen und Schüler kann ich meinen Unterricht aufbauen? Welche Begriffe müssen zu Beginn einer Einheit aufgebaut werden, damit die Schülerinnen und Schüler anschließend selbstständig arbeiten können? Was können zentrale Fragen und Problemstellungen der Schülerinnen und Schüler sein?

       Soziale Beziehungen, Gruppe: Welches Verhältnis haben die Schüler und Schülerinnen untereinander? Welche Auswirkungen hat die Art der Interaktion auf das Arbeits- und Lernklima? Wie ist die Beziehung zur Lehrperson?

       Motivation und Emotionen: Welche Haltung und welche persönlichen Einstellungen bringen die Schülerinnen und Schüler in den Unterricht ein? Sind sie bereit, sich auf den Unterricht einzulassen?

       Kulturen und Sprachen: Welche sprachliche und kulturelle Vielfalt zeichnet sich in meiner Klasse ab? Wie viele Schüler und Schülerinnen kommen aus einem anderen Kulturkreis? Wie können sie in den Unterricht besser integriert werden?

       Individuelle Faktoren: Gibt es Schüler oder Schülerinnen, die etwas Interessantes aus dem eigenen beruflichen oder privaten Umfeld einbringen können? Ist ein Schüler dauernd über- oder unterfordert?

      Ist einmal die Analyse der Lernvoraussetzungen geleistet, so kann die Lehrperson methodische Vorüberlegungen anstellen und die Unterrichtsvor­bereitung planen. Dabei soll sie auch ihre eigenen Lehrvoraussetzungen berücksichtigen.

      Lehrvoraussetzungen

      Es hat sich gezeigt, dass bei Lehrpersonen eine positive Ausprägung der Merkmale »Kontaktbereitschaft«, »emotionale Stabilität/Belastbarkeit« und »Selbstkontrolle« als Faktoren für eine später erfolgreiche Berufspraxis gewertet werden können (Rheinberg et al. 2006). Auf der Ebene der Kompetenzen ist nach Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz zu unterscheiden (Becker 2007a): Qualifizierte Lehrpersonen sind in der Lage, die Lernbereiche zu strukturieren und einzelne Lernbereiche sinnvoll zu sequenzieren. Im Unterricht selbst können sie durch verschiedene Methoden den Lehr-Lern-Prozess steuern und sind fähig, Konflikte zu lösen und gruppendynamische Prozesse zu begleiten. Auch die Erfahrung, die eine Lehrperson in einer Schulstufe mit bestimmten Klassen sammeln kann, spielt eine wichtige Rolle.

      Ein Beispiel: Eine Metzgerklasse an einer gewerblich-industriellen Berufsschule hat in der Regel ein anderes Bild von Unterricht und von der Lehrperson als eine Klasse an einem Gymnasium. Bei der Ersteren müssen wir davon ausgehen, dass die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler bisher eher zwiespältig und die Lernerfolge eher bescheiden waren. Sie befinden sich zudem in einem beruflichen Umfeld, das traditionell eher konservativ und durch autoritäre Werthaltungen geprägt ist. Bei der Klasse aus dem Gymnasium hingegen können wir davon ausgehen, dass das Bild von Unterricht und auch die Erwartungshaltung bezüglich des Unterrichts leistungsorientierter sind.

      Wie können Lehrpersonen vorgehen, die erst über wenig Erfahrung im Unterricht verfügen? Dazu einige Umsetzungshilfen:

       Vorgängiger Klassenbesuch bei einer erfahrenen Lehrperson

      Ein Unterrichtsbesuch vor Ort ermöglicht einen direkten Einblick in die Rahmenbedingungen und die individuellen Gegebenheiten.

       Besprechen der Quartals- oder Semesterplanung mit der Kollegin oder dem Kollegen

      Transparenz bei der Unterrichtsplanung verleiht Sicherheit und führt zu einer Optimierung des eigenen Instrumentariums. Nur 80 Prozent der Unterrichtszeit sollten fix geplant werden. Die übrige Zeit schafft Gestaltungsspielraum für individuelle Bedürfnisse und Unvorhergesehenes.

       Absprachen mit anderen Lehrpersonen über das Vorgehen bei Halbjahresbeginn

      Ein gemeinsames Besprechen des Unterrichtsstarts verhindert Überschneidungen und ermöglicht einen guten Einstieg in das neue Halbjahr.

       Regelmäßige Gespräche mit der Schulleitung

      Regelmäßige Gespräche mit der Schulleitung legen gegenseitige Erwartungen offen und fördern das gegenseitige Vertrauen.

       Kollegiales Feedback

      Das kollegiale Feedback fördert die Zusammenarbeit und ermöglicht die Weiterentwicklung der eigenen Konzeption eines guten Unterrichts.

       Mentoring für Neueinsteiger

      Mit einem Mentoring durch erfahrene Lehrerkollegen oder -kolleginnen werden Neueinsteiger oder -einsteigerinnen begleitet und betreut. Administrative und pädagogische Fragen lassen sich im persönlichen Gespräch klären.

       Namen der Schülerinnen und Schüler sofort auswendig kennen

      Ein Muss! Es gibt nichts Peinlicheres, als nach Wochen die Namen ihrer Schülerinnen und Schüler noch nicht zu kennen.

       Frühzeitiges Planen eines Eltern- oder Ausbilderabends

      Das frühzeitige Einbinden der Ausbildungspartner/innen schafft Vertrauen und ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Schule.

      Auch wer seinen Unterricht sorgfältig plant, hat noch lange nicht die Gewähr, dass bei der Durchführung alles optimal verläuft. Die Kluft zwischen Vorbereitung und Planung einerseits und Realisierung andererseits kann beträchtlich sein. Erfahrene Lehrpersonen sind sich dieser Diskrepanz bewusst; Lehrpersonen, die eine neue Schulstufe unterrichten, sind häufig enttäuscht, wenn ihnen trotz gewissenhafter Analyse der Ausgangslage und des Lehrplans die Umsetzung misslingt. Unser Rat: Lassen Sie sich nicht beirren, die Ursachen können ganz unterschiedlicher Natur sein. Tauschen Sie sich mit Kollegen und Kolleginnen über das weitere Vorgehen aus. Und haben Sie den Mut, zu Beginn des Halbjahres mit neuen Ideen einzusteigen.

      Instrumente und Anregungen

       1.1 Unterricht nach dem AVIVA©-Modell planen

      Wir wollen hier zunächst das AVIVA©-Modell vorstellen – ein Fünfphasen-Modell von wirkungsvollem Unterricht. Das Modell basiert auf Ergebnissen der Lernpsychologie und best practices guten Unterrichts (vgl. dazu auch Kapitel 4, Abschnitt »Fünf Phasen des Unterrichts – das AVIVA©-Modell«).

       1.2 Kollegiales Feedback durchführen

      Beim kollegialen Feedback geht es um das Kerngeschäft Unterricht. Wir zeigen, wie sich ein Team auf das kollegiale Feedback vorbereiten kann, wie der Unterricht protokolliert wird und wie Rückmeldungen zum Unterricht formuliert werden können.

       1.3 Mentoring

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