Kerngeschäft Unterricht. Willy Obrist
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Die Taxonomie von Bloom ist nach Gage/Berliner (1996) sowohl logisch als auch empirisch gesehen unvollständig. Viele praktizierende Lehrpersonen empfinden sie trotzdem als hilfreich. Der Gewinn in der Praxis, so postulieren die Autoren, mache ihre theoretischen und empirischen Mängel wett. In Diskussionen mit Lehrpersonen lassen sich die Positionen der Befürworter und jene der Kritiker wie folgt zusammenfassen (Becker 2007a):
Lernziele und Kompetenzen
Kompetenzen können nicht losgelöst von einem Inhalt oder Gegenstand gefördert werden, sondern nur ganzheitlich, und zwar am besten in einer Situation, in der Kopf- und Handarbeit und somit ein integrierendes Begreifen, Beurteilen und Bewältigen von konkreten Situationen im Zentrum steht. Kompetenzen werden dann gefördert, wenn Probleme im Zentrum des Unterrichts stehen. Dafür garantieren Aufgaben der Komplexitätsstufen »Transfer«, »Analyse«, »Synthese«, »Beurteilung« und prozessorientierte Formen wie Fallstudien, Einzel- und Gruppenprojekte. Kompetenzen müssen im Unterricht gezielt aufgebaut und geschult werden. Unter den
In den Ausbildungsreglementen und Rahmenlehrplänen finden wir meistens eine Unterteilung in die zwei Bereiche Methoden- und Sozialkompetenz:
• Methodenkompetenz bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler Strategien erarbeiten können, die sie befähigen, Wissen und Können selbst zu beschaffen, sich anzueignen und situationsgerecht anzuwenden. Durch die Förderung dieser Kompetenz sollen sie ihr Lernen selbstständig angehen und die Verantwortung dafür übernehmen können.
• Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, in Zusammenarbeit mit anderen Personen Probleme zu lösen, neue Modelle zu erarbeiten und Antworten auf existenzbedrohende Fragen unserer Zeit zu finden. Konkrete Ergebnisse in Gruppen kommen nur dann zustande, wenn soziale Kompetenzen in der Ausbildung gezielt erworben werden konnten.
Wie kann die Lehrperson eine Verbindung zwischen den kognitiven Lernzielen und den Kompetenzen herstellen? Sind die Lernziele einmal formuliert, können für eine Unterrichtssequenz Kompetenzen festgelegt werden (Städeli/Obrist/Grassi 2008, S. 81–95). Die Lehrperson überlegt sich, welche Fertigkeiten oder Kompetenzen im Rahmen der vorgegebenen Unterrichtssequenz erworben werden sollen. Der Ausgangspunkt ist dabei meistens das formulierte Lernziel.
Beispiel: Die Auszubildenden beschreiben drei bis fünf Fälle, bei denen elektronische Informationen manipuliert oder missbraucht worden sind, zum Beispiel durch Hacker, Viren oder unberechtigten Zugriff. Zu jedem Fall kennen sie eine Vorbeugemaßnahme.
Zum eben skizzierten Lernziel können die Schülerinnen und Schüler nach einer Einführung durch die Lehrperson beispielsweise in Kleingruppen ein Brainstorming durchführen. Sie notieren sich alles, was ihnen zu den Begriffen »Hacker« und »Viren« einfällt. Ausgehend von dieser Ideensammlung werden drei bis fünf Suchbegriffe festgelegt. Dann beginnt die Suche im Internet mit dem Ziel, mindestens fünf aktuelle Zeitungsartikel zum Thema »Manipulation elektronischer Informationen« zu suchen und auszudrucken. Die Artikel werden in der Kleingruppe begutachtet. Jede Gruppe wählt zwei Artikel aus. Der Inhalt der ausgewählten Texte wird zusammengefasst. Anschließend bereiten sich die Gruppen auf eine kurze Präsentation der Ergebnisse vor, in der sie zeigen sollen, wie es zu Manipulationen von Informationen durch Hacker oder Viren kommen konnte.
Die von der Lehrperson ausgewählten Kompetenzen werden auf dem Planungsinstrument neben dem Lernziel aufgeführt. Folgende Darstellung (s. Tab 3) hat sich in der Praxis bewährt:
In vielen Lehrplänen ist festgehalten, welche Kompetenzen im Unterricht geschult werden sollen. Häufig zielt die Schulung der Kompetenzen auf ein Produkt hin, das im Rahmen einer Abschlussprüfung hergestellt werden soll. Unter den Instrumenten findet sich auch eine Liste mit erwünschten Kompetenzen, die im Verlauf der Ausbildung geschult werden können (
Instrumente und Anregungen
2.1 Lernziele formulieren – Liste von möglichen Verben
Lernziele sollen sich auf ein mögliches Endverhalten beziehen. Es ist daher sinnvoll, bei der Formulierung von Lernzielen verschiedene Verben zu berücksichtigen. Wir haben dazu eine Liste nach den Komplexitätsstufen der Bloom’schen Taxonomie (K-Stufen) entworfen.
2.2 Fragebogen zu den Kompetenzen beim Schreiben einer Projektarbeit
Die Lernenden arbeiten selbstständig an einem Projekt. Welche Kompetenzen benötigen sie, damit sie die Arbeit zielgerichtet in Angriff nehmen können? – Wir schlagen dazu einen Fragebogen vor, den die Lehrperson zu Beginn des Unterrichts einsetzen kann, um auf bestimmte Kompetenzen hinzuweisen, die im geplanten Projekt genutzt oder aufgebaut werden sollen. Das Instrument lässt sich aber auch für eine methodische Auswertung am Ende der Unterrichtseinheit verwenden.
2.3 Schülerinnen und Schüler führen eine Befragung durch
In vielen Projekten werden Befragungen (in Interviewform oder mithilfe von Fragebogen) durchgeführt. Wir halten Tipps für Sie bereit, die bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Befragung hilfreich sein können.
2.4 Zusammenarbeit in Gruppen – Regeln vereinbaren
Sobald die Schülerinnen und Schüler in Gruppen arbeiten, müssen Regeln vereinbart werden. Ein Fragebogen hilft dabei.
2.5 Handlungsziele formulieren
Die Schülerinnen und Schüler formulieren eigene Ziele, was nach unserer Erfahrung vielen nicht leicht fällt. Wir schildern eine einfache Methode, wie sie dazu angeregt werden können, Handlungsziele