Tu es einfach und glaub daran. Thomas Brezina
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Ein guter Freund hat mir damals einen schönen Spruch mitgegeben: »Es ist völlig normal, einen Welpen manchmal aus dem Fenster werfen zu wollen. Es ist nur nicht normal, es wirklich zu tun.«
Obwohl ich kurze Zeit das Gefühl hatte, dass die Anschaffung dieses Hundes der größte Fehler meines Lebens gewesen ist, habe ich mich dann an die vier Worte erinnert, von denen dieses Kapitel handelt.
Auch das geht vorbei.
Kaum hatte ich es geschafft, mich ein wenig zu entspannen und meine Gedanken von all dem wegzubewegen, was Joppy können, lernen und machen muss, habe ich die Sache nicht mehr ganz so dramatisch gesehen. Der »Oh nein!«-Moment und der »Was für eine Katastrophe!«-Moment sind auf einmal weggefallen, und ich konnte meine Situation ein bisschen ruhiger und nüchterner betrachten.
Und dann geschah das Überraschendste: Innerhalb weniger Tage konnte ich feststellen, wie Joppys Verhalten sich verändert hat. Er schlief in der Nacht auf einmal acht Stunden durch, ging in den richtigen Momenten ins Freie und wurde insgesamt folgsamer und braver, ohne dabei irgendetwas von seiner Lebendigkeit einzubüßen.
Auch das geht vorbei.
Diese vier Worte haben mich beruhigt. Und aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass diese Beruhigung oft der entscheidende Anstoß ist, um Probleme zu lösen und anstrengende Lebensphasen zu meistern. Ob diese Phasen dadurch wirklich schneller vergehen, weiß ich nicht. Aber zumindest fühlt es sich so an, weil ich dann nicht mehr die ganze Zeit damit beschäftigt bin, mir selbst einzureden, dass das alles sich bestimmt niemals ändern wird und gleichzeitig jede Minute zu kontrollieren, ob sich vielleicht doch schon etwas geändert hat.
Ich habe mir die vier magischen Worte aber noch aus einem anderen Grund ständig vorgesagt. Ein Welpe bleibt nicht ewig klein. Jeden Tag wächst er und wird größer. Viele Dinge, die am Anfang ungeheuer süß an ihm sind, gehen schneller vorbei, als es einem in seinen Welpen verliebten Hundebesitzer lieb sein kann.
Der kleine Hund in meinen beiden Händen, der so winzig war, ist inzwischen groß geworden.
Auch das geht vorbei.
Das ist nicht nur ein Trost, das sind nicht nur Worte der Beruhigung. Es ist auch eine ständige Erinnerung daran, wie vergänglich alles Schöne ist, das uns umgibt, ja wie vergänglich wir letzten Endes auch selbst sind.
Weil ich mich immer wieder bewusst an diese vier Worte erinnert habe, habe ich alles, was an diesem Welpendasein so schön war, noch mehr genossen, mich noch mehr daran erfreut, bewusst hingeschaut und gelächelt. Immer wieder habe ich mir gedacht: »Ist das nicht lieb und herrlich? Ich werde das in meinem ganzen Leben nie vergessen.«
Nutze die Zeit und genieße das Glück und die Schönheiten, die dich umgeben. Nimm die Menschen, Tiere und Dinge um dich nicht als Selbstverständlichkeiten hin und geh nicht achtlos und griesgrämig an ihnen vorbei. Wir alle glauben intuitiv, dass alles so bleibt, wie es ist, aber das ist ein Riesenirrtum. Alles ändert sich, alles vergeht, das Gute wie das Schlechte.
Inzwischen ist Joppy erwachsen geworden und hat sich zu einem richtigen Prachthund entwickelt. Die schwierige Zeit mit ihm ist vorbei.
Auch das geht vorbei.
Diese vier Worte haben meiner Meinung nach den Nobelpreis verdient. Für mich sind sie ein Zauberspruch geworden.
Meine Erkenntnisse:
Gutes wie Schlechtes ist vergänglich. Wenn wir uns diese Tatsache immer wieder bewusst machen, wird unser Leben im Alltag leichter und glücklicher.
Manche Probleme müssen wir aktiv lösen. Vieles im Leben löst sich aber auch ganz von alleine, wenn wir nur ein bisschen Geduld haben.
Auch alles Schöne und Wunderbare geht vorbei. Auch Momente, in denen das Leben einfach ist und dahingleitet, dauern nicht ewig. Sie gehen vorbei und deshalb ist es am besten, wenn wir sie in vollen Zügen genießen, solange sie da sind.
Und noch einmal: AUCH DAS GEHT VORBEI. Vier Worte, die helfen, beruhigen und Freude verdoppeln! Mehr kann man von vier Worten wirklich nicht wollen.
Wie ich die Angst vor dem Anfang überwinde
Weil ich Schriftsteller bin, werde ich öfters gefragt, wie ich mit Schreibkrisen umgehe. Die Leute, die mich das fragen, stecken meistens selber in einer und hoffen, dass ich ihnen einen Tipp geben kann, wie sie mit ihrer Diplom-, Master- oder anderen Uniarbeit fertig werden können.
»Ich stecke einfach fest und kann mich nicht motivieren«, höre ich dann oft. »Hast du nicht irgendwelche Tipps?«
Nun ja, ich habe in meinem Leben bisher mehr als 550 Bücher geschrieben. Deshalb kann ich zu diesem Thema hier und jetzt einige schockierende Enthüllungen aus meinem Schriftstellerleben preisgeben.
Manche Leute denken nämlich, mein Alltag läuft so ab: Ich wache in der Früh auf, springe aus dem Bett, stürze an den Computer und tippe voller Freude bis zum Abend in einer Tour durch. Und pardauz, schon ist wieder ein halbes Buch fertig. Nur so, denken die Leute, kann ein Mensch einen so hohen Output an Büchern in seinem Leben produzieren.
Als ich vor knapp dreißig Jahren mit dem Schreiben begonnen habe, da habe ich manchmal wirklich so gearbeitet. Ich habe nur so vor mich hin getippt, mich für unbesiegbar und den Allerbesten gehalten. Jede Geschichte eine Sensation. Ich hatte überhaupt keine Zweifel.
Jetzt kommt aber das Erstaunliche und Unglaubliche: Je mehr Bücher ich geschrieben habe, desto langsamer bin ich geworden.
Und warum? Weil es in meinem Kopf diese Stimmen gibt, die sagen: »Bist du dir sicher, dass du das kannst? … Also ich bin nicht sicher, ob das eine gute Geschichte ist … Ob deine Leser nicht vielleicht enttäuscht sein werden? … Das könnte wieder harte Kritik für dich geben … Ist das wirklich eine neue Idee? … Ich weiß nicht, ob dieser Stil so passt …«
Diese Stimmen sind mit den Jahren immer mehr und immer lauter geworden. Sie machen mich manchmal wahnsinnig und das Arbeiten richtig beschwerlich.
Wenn ich deshalb heute ein Buch schreibe, dann läuft das, vor allem am Anfang, manchmal so ab:
In der Früh setze ich mich an den Computer, schaue auf den Bildschirm und dann …
… stehe ich erst einmal wieder auf, um mir einen guten, frischen Espresso zu holen. Ich setze mich wieder hin, schaue auf den Bildschirm und dann …
… stehe ich noch einmal auf, um mir noch ein Glas Wasser zu holen. Dann setze ich mich wieder hin, schaue auf den Bildschirm und …