Verantwortungsvoll führen in einer komplexen Welt. Mark Lambertz

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Verantwortungsvoll führen in einer komplexen Welt - Mark Lambertz

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werden, die von Algorithmen und Datenstrukturen weitgehend vorbestimmt sind? Es gab zwar schon immer Sachzwänge, aber die heutigen Skaleneffekte sprengen alle Dimensionen. Trägt der Staat weiterhin die Verantwortung für die Rechte seiner Bürger? Alles Fragen, deren Beantwortung wohl erst im Verlauf der digitalen Weiterentwicklung möglich sein wird. Und dies nicht durch Experten, sondern durch die unmittelbar Betroffenen, die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Unternehmen sowie letztlich die Bürgerinnen und Bürger.

      Für das Denken und Handeln der reflektierenden Praktiker bedeuten diese Erkenntnisse Folgendes:

      Gemeinschaft: Vertrauen, Toleranz, Augenmaß

      — Schaffe eine Kultur des Vertrauens!

      — Ermögliche die Diversität von Meinungen!

      — Feiere die kleinen Erfolge! [36]

      Gesellschaft: Wahlmöglichkeiten, Chancengleichheit, Verantwortung

      — Erhebe Job Rotation zum Prinzip!

      — Fördere Diversität, garantiere gleiche Ausgangsbedingungen!

      — Organisiere nach dem Prinzip der Autonomie der kleinsten Einheit!

      Wirtschaft: Denkfreiheit, Investition, Innovation

      — Ermögliche eine Fehlerkultur!

      — Gib Effektivität Priorität vor Effizienz!

      — Schaffe Freiraum für Kreativität!

      Politik: Lebendiger Bürgerstaat, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit

      — Beziehe die Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse ein!

      — Poche auf optimalen Ressourceneinsatz!

      — Setze auf die langfristige gesunde Entwicklung des Unternehmens!

      Denkmuster 4: Im Zentrum der Mensch

      In jeglichen Führungssituationen geht es mit erster Priorität darum, dass die Mitarbeitenden im Mittelpunkt stehen und ihre Talente, Fähigkeiten und Erwartungen von Strukturen, Prozessen und Automatismen optimal unterstützt werden. Dies gilt für die gegenwärtige Führung genauso wie für die Führung im digitalen Wandel. In der anschwellenden Literatur zur künstlichen Intelligenz und zum Internet der Dinge wird diese Thematik allerdings bisher nur sehr spärlich angesprochen. Vielmehr wird in Form von extremen Szenarien eine kommende Massenarbeitslosigkeit und die Ablösung der Mitarbeitenden als eigenständig denkende und handelnde Arbeitskräfte durch Roboter und Automaten heraufbeschworen. Die einleitend zu diesem Kapitel angesprochenen Studien zur Zukunft der Arbeit aber zeichnen ein differenziertes Bild. Nicht die Anzahl der Arbeitsplätze wird sich ändern, sondern die Arbeitsinhalte und -formen werden dem Wandel unterliegen. Mitdenkende Arbeitskräfte werden an Bedeutung gewinnen, und deshalb wird ihre gezielte Integration in die durch künstliche Intelligenz geprägte Zukunft von entscheidender Bedeutung sein.

      Bei einer am Menschen orientierten Unternehmensentwicklung ist zu berücksichtigen, dass Begriffe wie Freiheit, Macht und Politik neu definiert werden. Freiheit bedeutet, in Netzwerke integriert zu sein, Macht misst sich an der Position im Netzwerk, und das politische Schwergewicht verlagert sich von der Geo- in die Biosphäre. Im Kapitel «Die Zukunft von Mensch und Maschine» seines Buches «Hit Refresh» macht Satya NADELLA, CEO von Microsoft, einige bemerkenswerte Aussagen, die hier wörtlich wiedergegeben werden (NADELLA, 2018, 201 f.): [37]

      «... Wir wollen Intelligenz bauen, die unsere menschlichen Fähigkeiten und Erfahrungen ergänzt. Wir denken nicht in Begriffen wie ‹Mensch gegen Maschinen›, sondern konzentrieren uns lieber darauf, menschliche Talente wie Kreativität, Empathie, Gefühl, Körperlichkeit und Einsicht mit der KI-Fähigkeit zu verbinden, gewaltige Datenmengen zu verarbeiten und Muster schneller zu erkennen – mit dem Ziel, die Weiterentwicklung der Gesellschaft zu fördern.

      ... Wir müssen unsere Technologie mit Schutzmaßnahmen für Privatsphäre, Transparenz und Sicherheit versehen. KI-Geräte müssen dafür ausgelegt sein, neu auftretende Bedrohungen zu erkennen und angemessene Gegenmaßnahmen einzuleiten.

      ... Alle unsere Technologie muss inklusiv und gegenüber allen respektvoll sein. Sie muss Menschen ungeachtet ihrer Kultur, ihrer Abstammung, ihrer Nationalität, ihres wirtschaftlichen Status, ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer körperlichen und mentalen Fähigkeiten und vielem anderen mehr dienen.»

      «Wir denken nicht in Begriffen wie ‹Mensch gegen Maschinen›, sondern konzentrieren uns lieber darauf, menschliche Talente wie Kreativität, Empathie, Gefühl, Körperlichkeit und Einsicht mit der KI-Fähigkeit zu verbinden.» (NADELLA, 2018, 201)

      Der CEO von Google, Sundar PICHAI (2018) hat anfangs Sommer 2018 die sieben Prinzipien seines Unternehmens zur Künstlichen Intelligenz bekannt gegeben. Dabei betont er, dass diese keine theoretischen Konzepte seien, sondern konkrete Standards, die die Forschung und die Produkteentwicklung bei Google aktiv lenken sollen.

      Google glaubt, dass Künstliche Intelligenz …

      — sozial dienlich sein,

      — unfaire Verzerrungen in jeder Hinsicht vermeiden,

      — auf Sicherheit gebaut und getestet sein,

      — gegenüber Menschen verantwortlich sein,

      — den Schutz der Privatsphäre schützen,

      — hohen wissenschaftlichen Standards genügen,

      — für Anwendungen, die diesen Prinzipien genügen, verfügbar sein muss.

      Grundsätzlich lebt Google dem Hippokratischen Eid der Medizin nach, der die Vermeidung jeglichen Schadens als oberstes Ziel proklamiert. [38]

      «Vermeide jeglichen Schaden» – auch bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

      In ihrem Buch «Human + Machine» präsentieren DAUGHERTY und WILSON (2018) eine Auslegeordnung konkreter Handlungsanweisungen für eine menschengerechte Digitalisierung. Besonders interessant sind ihre Ausführungen zu Aktivitäten, die Mensch-Maschinen-Hybriden charakterisieren werden. Der Mensch steht im Mittelpunkt, und die Maschinen ergänzen ihn oder geben ihm Superkräfte. Sie unterscheiden folgende symbiotische Fähigkeiten:

      — Den Menschen mehr Zeit für kreative Aktivitäten verschaffen

      — Die Mensch-Maschine-Interaktion zum Normalfall werden lassen

      — Bei Unsicherheit der Maschine die eigene Einschätzung einbringen

      — Optimale maschinelle Antworten auf schwierige Fragen erhalten

      — Intelligenz durch Kombination von Geist und Algorithmus verstärken

      — Die mentalen Maschinenmodelle weiterentwickeln

      — Lernprozesse gegenseitig verstärken

      — Gemeinsam völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln

      Wir müssen «moralische

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