Der Topophilia-Effekt. Roberta Rio

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Der Topophilia-Effekt - Roberta Rio

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aufgereiht. In einer weißen Schüssel aus Porzellan hatte die Frau sogar eine Handvoll Holzspäne aufbewahrt. Neben der Vitrine stand ein dunkelbrauner Werkzeugkoffer, ebenfalls voll mit Arbeitsutensilien des Gefallenen.

      Es war eine Zeitreise, das Haus zu betreten und das Plastik schien nicht nur die Möbel, sondern auch den Schmerz zu konservieren. Selbst ich spürte dort eine innere Schwere.

      »Für mein Empfinden ist das alles hier mit trauriger Energie aufgeladen«, sagte ich zu meinem Auftraggeber, dem Enkel des Bürofräuleins und des Tischlers, nachdem er mich durch alle Zimmer geführt hatte. Ich erklärte ihm, dass die Trauer in diesem Haus auf gewisse Weise gespeichert war. »Es war mein erster Eindruck, als ich das Haus betrat«, sagte ich. »Verstehen Sie, was ich meine?«

      Er nickte. »Ich sollte wohl die Einrichtung loswerden«, sagte er. »Ich könnte einen Teil verkaufen und den Rest spenden. Dann lüfte ich gründlich und lasse alles neu ausmalen.«

      Der Enkel befreite das Haus von seiner Trauer, die sich über all die Jahre auf diesen Ort übertragen zu haben schien. Inzwischen wohnt eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern dort. Sie erfüllt das einstige Geisterhaus mit frischem, neuem Leben und prägt diesen Ort damit möglicherweise für künftige Generationen um.

      Das Strahlen-Wissen unserer Ahnen

      Schon vor Tausenden von Jahren arbeiteten Menschen mit Erdstrahlen, ohne etwas über Periodensysteme und Ordnungszahlen zu wissen.

      Einige unserer Vorfahren arbeiteten bereits mit Radon, einem Gas, dessen Isotope radioaktiv sind. Es entsteht beim natürlichen Zerfallsprozess von Radium, das wiederum ein Zerfallsprodukt von Uran ist, einem Metall, das im Erdreich auf natürliche Weise vorkommt.

      Als Gas mit sehr hoher Dichte kann sich Radon in Gebäuden, besonders in Kellern und den unteren Stockwerken, in physiologisch bedeutsamen Mengen ansammeln. 2018 ließ das österreichische Bundesland Salzburg in 3.400 Wohnobjekten Radon-Messungen durchführen und stellte fest, dass in zehn Prozent der Wohnungen der Schwellenwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft überschritten war.

      Doch während eine dauerhafte radioaktive Strahlenbelastung die Gesundheit gefährdet, kann ihr vorübergehender Einsatz auch heilsame Wirkung haben. Die Radonbalneologie etwa ist die therapeutische Anwendung von Radon in Heilbädern oder Heilstollen. Früher war der Begriff Radiumbad verbreitet.

      Wirken soll diese Form der Behandlung bei chronischentzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Bechterew, Rheumatoider Arthritis, Asthma bronchiale oder Arthroseschmerzen. Auch bei Hauterkrankungen, wie verzögerter Wundheilung, Psoriasis oder Neurodermitis, kommt sie zum Einsatz. Kontrollierte Studien zum Wirkungsnachweis liegen bisher allerdings nur für Morbus Bechterew, Arthritis und Arthrose vor.

      Ihren Namen erhielt die Radioaktivität zwar erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch das Ehepaar Marie und Pierre Curie, nachdem zwei Jahre zuvor Antoine Henri Becquerel das Phänomen entdeckt hatte, doch bereits zwei Jahrtausende früher nutzten die alten Griechen in Delphi die unsichtbaren Kräfte von Orten, um ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen. Dort gab es im Keller des Tempels Apollo einen sogenannten Bauchnabel der Welt, auch »Omphalos« genannt. Auf diesem stand ein mit Wollgirlanden überzogener Kultstein, der vermutlich als Meteorit vom Himmel gefallen war. Über diesem Stein saßen die Priesterinnen und orakelten.

      Der Tempel in Delphi war viele Jahrhunderte lang die wichtigste Kultstätte der hellenistischen Welt. Wozu ihn relativ simple chemische Prozesse gemacht haben könnten. Der griechische Schriftsteller Plutarch und der griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon berichten von Dämpfen, denen sie die visionären Trancezustände der Orakel-Priesterinnen zuschrieben. Plutarch bemerkte auch, dass diese Dämpfe einen süßen Geruch verströmten und sich die Priesterinnen nach dem Einatmen wie Läuferinnen nach einem Rennen oder Tänzerinnen nach einem ekstatischen Tanz verhielten.

      Doch es ging im Apollo-Tempel nicht nur um den Blick in die Zukunft. Kranke Menschen konnten den Tempel ebenfalls besuchen und waren dazu eingeladen, im Rahmen einer sogenannten Inkubation eine Nacht dort zu verbringen, um wieder gesund zu werden.

      Später fanden Vulkanologen und Geologen eine Fülle an Hinweisen darauf, dass Plutarch und Strabon mit ihren Beobachtungen der Wahrheit heutiger Tage sehr nahegekommen sein könnten. Der Tempel des Apollo scheint direkt über zwei Störungszonen der Erdkruste zu liegen, die von Rissen durchzogen sind, sodass dort Gase aus dem Erdinneren in den Raum treten konnten. Weltweit gibt es mehrere derartige Orte, die je nach Kultur anders benannt werden. Die hebräische Bezeichnung für »Omphalos« ist »Tabor« beziehungsweise »Tabbur«, was zu Deutsch so viel wie »Nabel der Welt« bedeutet.

      Hohlwege als antike Energiezentren

      Könnten die Etrusker also ihre rätselhaften Hohlwege aus ähnlichen Motiven angelegt haben wie die alten Griechen ihren Apollo-Tempel? Das ist gut möglich. Darauf könnten unter anderem die Gräber hinweisen, die sich entlang dieser Wege befinden. Die Menschen damals könnten bereits bemerkt haben, dass es sich um Orte mit viel Kraft handelte, um sakrale Plätze, deren Wirkung sie besser zur Entfaltung bringen konnten, wenn sie diese Wege schufen.

      Auf welche Wirkung genau sie abzielten, bleibt dabei unklar. Doch ich habe selbst erlebt, welche bemerkenswerte Energie diese Hohlwege haben, als ich vor einigen Jahren mit einem Freund, einem Musiker, diese Hohlwege in der Toskana besuchte. Matteo, mein Freund, und ich arbeiteten gerade an einem Video für einen neuen Song und fanden, dass die Hohlwege eine fantastische Kulisse dafür bildeten.

      Die schönsten etruskischen Hohlwege befinden sich in der Nähe der Stadt Pitigliano im Süden der Toskana. Die Via Cava di San Giuseppe ist ein Netz aus insgesamt etwa zwanzig Kilometer langen Wegen, die miteinander verbunden sind. Leider haben vor einigen Jahren schwere Überflutungen in der Gegend die Wege beschädigt und teilweise mit Schwemmgut in Form von Ästen und ganzen Bäumen versperrt. Niemand fühlt sich dafür verantwortlich, sie wieder begehbar zu machen. Doch als wir beide dort hinfuhren, waren sie noch intakt.

      Gut ausgerüstet kamen wir an. Matteo hatte seine Kamera und allerhand weitere Ausrüstungsgegenstände dabei, Mikrofone und ein Stativ. Klarerweise zeigten die Displays aller Geräte volle Ladung an und darüber hinaus hatte er Reserve-Akkus dabei.

      Wir begannen mit unseren Aufnahmen. Eine Minute später war alles schwarz. Der Akku war leer. »Das ist unheimlich«, meinte Matteo. »Lass uns hier lieber verschwinden.«

      »Vielleicht stimmt etwas mit der Anzeige nicht oder beim Aufladen ist etwas schiefgegangen«, sagte ich.

      Matteo war etwas beklommen, während wir die Ersatz-Akkus einbauten, ich eher neugierig. Sollten hier tatsächlich Kräfte am Werk sein, die Akkus entladen konnten und deshalb physikalischer Natur sein mussten? Kräfte, die sich die Etrusker, zu welchen Zwecken auch immer, zunutze gemacht hatten? War das wirklich möglich?

      Ich nahm wieder meine Position ein. Matteo drückte auf »Aufnahme«. Eine Minute später waren wir wieder am Ausgangspunkt. Das Bild war schwarz. Die Akkus waren leer.

      Als wir die Via Cava di San Giuseppe hastig verlassen hatten und ich eine Woche später wieder an meinem Schreibtisch saß, las ich nach. Mitte der 1990er-Jahre befasste sich ein Physiker namens Giuseppe Martelli mit der Erforschung der Phänomene im Zusammenhang mit den etruskischen Hohlwegen, fand ich heraus.

      Er lieh sich zu diesem Zweck von einer englischen Universität ein Gaußmeter aus, also ein Instrument, mit dem sich das Magnetfeld der Erde bestimmen lässt.

      Ich hatte zu

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