Gemeinsam zum Erfolg. Lars Balzer

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Gemeinsam zum Erfolg - Lars Balzer hep praxis

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zum Erfolg, und zwar zum Erfolg für alle Beteiligten, denn ein erfolgreicher Berufsabschluss ist die Grundlage für eine Integration in unsere Gesellschaft

      Das vorliegende Buch beschreibt einen Ansatz zur Umsetzung eines zentralen Anliegens von Bund, Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt: die Quote der Jugendlichen, die einen Abschluss auf der Sekundarstufe II erreichen, auf einem 95-Prozent-Niveau zu etablieren.

      Projekte wie «Nahtstelle Sekundarstufe I – Sekundarstufe II» der EDK zeigen Wege auf, um dieses Ziel zu erreichen. Zahlreiche Organisationen der Arbeitswelt haben die Chance des neuen Berufsbildungsgesetzes 2002 genutzt und ihre Ausbildungsgrundlagen revidiert, indem sie neben drei- und vierjährigen Grundbildungen mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) auch zweijährige Grundbildungen schufen, die zum Eidgenössischen Berufs­attest (EBA) führen. Berufsfachschulen ihrerseits bieten Zusatzunterricht (Stützkurse) an, um den Lernenden Gelegenheit zur individuellen Verarbeitung der theoretischen Grundlagen zu geben. In der zweijährigen Grundbildung sorgt die fachkundige individuelle Begleitung (fiB) für spezifische Unterstützung von Lernenden, bei denen ein erfolgreicher Ausbildungsverlauf oder -abschluss gefährdet ist.

      Diese und weitere Massnahmen haben zwar Fortschritte gebracht, aber bislang nicht genügt, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Die Anzahl der Lehrvertragsauflösungen ist mit einem Anteil von zwischen einem Fünftel und einem Drittel nach wie vor hoch; in einzelnen Berufen liegt die Quote sogar höher. Rund jede dritte der betroffenen Personen bricht nach einer Vertragsauflösung ihre Ausbildung ab und erreicht keine nachobligatorische Qualifikation. Es braucht deshalb zusätzliche Anstrengungen, um die angestrebte Sek-II-Abschlussquote von 95 Prozent sicherzustellen.

      Das Eidgenössische Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB IFFP IUFFP beschäftigt sich als schweizerische Expertenorganisation für die Berufsbildung neben der Aus- und Weiterbildung von Berufsbildungsverantwortlichen, der Berufsentwicklung sowie der Forschung in der Berufsbildung auch mit systemrelevanten Fragestellungen. Sie bietet der Berufsbildungspraxis und den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern gut fundierte Grundlagen für die Weiterentwicklung des Systems und gewährleistet damit den Wissenstransfer von der Forschung in die Praxis.

      Mit dem vorliegenden Buch soll ein praxisnaher Beitrag zur Verbesserung der Situation geleistet werden, indem einerseits mögliche Vorgehensweisen aufgezeigt und andererseits konkrete praktische Hilfestellungen für alle drei Lernorte gegeben werden. Die Autorinnen und Autoren beschreiben im ersten Kapitel die relevanten Grundlagen des Berufsbildungssystems und analysieren die Rahmenbedingungen im Übergang von der obligatorischen Schulzeit in die nachobligatorische Ausbildung. Dabei gehen sie insbesondere der Frage einer optimalen Passung zwischen den Ausbildungsvoraussetzungen der Lernenden und den Anforderungen des gewählten Ausbildungsberufes nach.

      Dieser Passung schenken die Autorinnen und Autoren im Zusammenhang mit dem Früherfassungsprozess während der ersten Ausbildungsmonate grosse Aufmerksamkeit. Eine professionelle Früherfassung, wie sie in Kapitel 2 beschrieben wird, ist Voraussetzung, um – wenn notwendig – möglichst früh die nötigen Unterstützungsmassnahmen anbieten zu können. Dabei wird deutlich, dass sich das Ziel der hohen Abschlussquote nicht mit verstärkter Selektion erreichen lässt. Vielmehr ist an allen drei Lernorten eine Kultur der Lernförderung aufzubauen. Das Buch enthält erprobte Instrumente, mit deren Hilfe Art und Bedarf der Unterstützung ermittelt werden können, um dadurch die Lernförderung auf die Erkenntnisse der pädago­gischen Diagnostik und die Gesprächsergebnisse der Beteiligten («runder Tisch») abzustützen.

      Da in der Berufsbildung in vielerlei Hinsicht heterogene Verhältnisse herrschen, ist Lernförderung für alle Verantwortlichen Wunsch und Herausforderung zugleich. Theoretische Konzepte der Lernförderung werden in Kapitel 3 beschrieben. Was mit welchen Mitteln durch die Berufsbildungsverantwortlichen an allen drei Lernorten konkret gefördert werden kann, wird anhand von praktischen Beispielen in Kapitel 4 aufgezeigt. Das Buch schliesst mit einem Fazit und Empfehlungen.

      Von zentraler Bedeutung im schweizerischen System der dualen Berufsbildung ist die Lernortkooperation. Die Qualität der Berufsbildung kann verbessert werden, wenn diese Kooperation intensiviert wird. Ausdruck dafür ist der «runde Tisch», an dem gemeinsam Lösungen für schwierige Situationen diskutiert und zielführende Massnahmen beschlossen werden. Im Bereich der Lernortkooperation besteht nach Einschätzung des Autorenteams Entwicklungsbedarf, dort liegt womöglich ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg.

      Im Zentrum der beruflichen Grundbildung stehen die Lernenden – die Berufsbildungsverantwortlichen schaffen durch die gute Zusammenarbeit zwischen den Lernorten die Voraussetzungen, dass die Lernenden Erfolg haben können.

      Die heute 24-jährige Anna begleitet Sie durch dieses Buch. Sie hat den Eintritt ins Berufsleben in der Zwischenzeit geschafft und spiegelt am realen Beispiel die Praxistauglichkeit dieses Buches. Früherfassung, Diagnostik und Lernförderung sind Massnahmen, die helfen, Lernende wie Anna auf ihrem Weg des Lernens zu unterstützen, zu begleiten und zum Erfolg zu führen.

      Das EHB IFFP IUFFP hofft, mit dem vorliegenden Buch den Hauptakteurinnen und -akteuren in der Berufsbildung, den aktiven Lehrpersonen sowie den Berufsbildnerinnen und -bildnern in überbetrieblichen Kursen und Betrieben, eine gut fundierte und wertvolle Hilfestellung für ihre anspruchsvolle Arbeit zur Verfügung zu stellen.

      EHB IFFP IUFFP

      Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung

      Dalia Schipper

      Direketorin

       unterwegs mit Anna

      Nun stehe ich zum zweiten Mal vor einem Qualifikationsverfahren, diesmal als angehende Zierpflanzengärtnerin – und ich erinnere mich noch genau an die Gefühle, die ich beim ersten Mal hatte, als ich vor der Lehrabschlussprüfung als Innendekorationsnäherin stand. Ich weiss, dass es nicht so schlimm sein wird, dass ich mich einfach darauf einlassen und das Beste geben werde. Ich bin zuversichtlich, habe keine Ängste mehr; ich weiss, dass ich alles lernen kann, und es gelingt mir auch, die Kolleginnen zu motivieren, ihnen Mut zu machen, ihnen die Angst zu nehmen.

      Ich weiss in der Zwischenzeit, dass ich lernfähig bin, dass ich immer lernen kann.

      So äusserte sich Anna in einem Gespräch, zwei Jahre nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Erstausbildung als Innendekorationsnäherin.

      Bis sie zu dieser Überzeugung kam, war es allerdings ein langer und oft mühevoller Weg.

      Annas erstes Ausbildungsjahr als Näherin war erfolgreich verlaufen, sie war eine motivierte und gute Lernende, die im berufskundlichen wie im allgemeinbildenden Unterricht sehr gute Noten erzielte. Dies änderte sich, als im dritten Semester «berufskundliches Rechnen» auf dem Stundenplan stand. Anna hatte Schwierigkeiten, ein «Genügend» zu erreichen, gleichzeitig fiel es ihr im Betrieb schwer, alltägliche Berechnungen auszuführen, aufgrund derer beispielsweise Stoffmengen bestellt werden konnten. Aus diesem Grund bat die Ausbildnerin um ein Gespräch mit den verantwortlichen Lehrpersonen, den Eltern und der Lernenden, um die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss zu klären. Das Ergebnis war die Empfehlung der Berufskundelehrerin, Anna solle für eine befristete Zeit die Eins-zu-eins-Lernberatung besuchen.

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