Der zweite Killer. Hansjörg Anderegg
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Hansjörg Anderegg
der zweite Killer
Der 5. Fall mit BKA-Kommissarin Chris
Thriller
Impressum
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Print-ISBN: 978-3-96752-197-9
E-Book-ISBN: 978-3-96752-695-0
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Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag
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Stockfoto-Nummer: 1176347449, 258045047
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28237 Bremen
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Kapitel 1
Berlin
Was lag in diesen Augen? Jedenfalls nicht, was er erwartete. Kein Schmerz, eher Neugier. Eine Art Vorfreude auf das, was kommen würde, als wäre die Vergangenheit schon tot und begraben. Der Blick erinnerte an Kinderaugen vor der ersten Jungle Cruise im Magic Kingdom. Im Grunde genommen war alles gesagt, aber eine letzte Frage hatte er noch:
»Angst?«
»Was für eine gottverdammt überflüssige Frage, Mann! Ich scheiß mir in die Hose.«
Er konzentrierte sich auf die Augen. Seine Mundwinkel zuckten unmerklich. Die Hand hob sich wie von selbst, als wären nicht zehn Jahre vergangen seit dem letzten Mal. Dann drückte er ab.
Das Geräusch vernahm er kaum. Ein Stein, der auf nassen Boden klatscht, nicht mehr. Der Schalldämpfer schluckte die Schockwelle. Erstaunlich wenig Blut trat aus dem dritten Auge genau zwischen den Brauen. Er fing den toten Körper auf und bettete ihn sanft auf das feuchte Gras. Ein Kopfschuss war immer ein Risiko, aber dieser saß perfekt. Menschen erschießen will gelernt sein, wie Radfahren. Und genau so verlernst du es nie, dachte er. Amateure, die ein halbes Magazin leerten, um ihr Ziel zu treffen, fuhren mit Stützrädern wie kleine Kinder. Man sollte sie auch erschießen. Alle.
Er zupfte das Jackett des Toten zurecht, legte das Medaillon gut sichtbar auf die Brust und faltete seine Hände. Sie waren allein in der roten Stunde am frühen Morgen. Er brauchte sich nicht umzusehen. Die Anwesenheit eines andern Menschen spürte er auch so. Ohne diese Fähigkeit hätte er selbst längst ins Gras gebissen, oder Dreck gefressen in der verfluchten Steinwüste damals bei 40° im Schatten. Trotz der Brise hielt sich der Geruch des Schießpulvers in der Nase wie bei einem Spürhund. Das Gras verdorrte vor seinen Augen. Der nahe Feldweg verwandelte sich in ein ausgetrocknetes Bachbett, die halb verfallene Hauswand, ein rot glühender Fels, vor ihm im Staub der Gefallene. Wieder ein Held. Jemand trug die Verantwortung. Diesmal würde er sie finden und zur Rechenschaft ziehen.
Es raschelte in seinem linken Ohr, mit dem er so gut hörte wie ein Wüstenfuchs seit dem Loch im andern Trommelfell. Ein letzter Blick auf den Leichnam, dann zog er sich auf den Beobachtungsposten zurück, geräuschlos wie der Geist des Toten. Er verschmolz mit der Umgebung. Reglos im Dunkel zwischen Blättern, blieb er so gut wie unsichtbar, vom ungeübten Auge nicht zu entdecken. Auch nicht von Hundenasen, denn die Brise wehte vom Tatort über den Weg zu ihm herüber. Er vernahm das Hecheln, bevor der fette Beagle aus dem Gebüsch brach. Starr vor Schreck betrachtete der Köter den Leichnam. Der Hund vergaß für kurze Zeit, mit dem Schwanz zu wedeln. Er blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um, bevor er den ersten, zaghaften Schritt auf den Toten zu wagte.
Der Lauf der Pistole folgte ihm. Streunende Hunde gehörten nicht zum Plan. Nur Zentimeter trennten die Schnauze vom Gesicht des Toten, eine Haaresbreite den Abzug vom Druckpunkt. Das dumme Vieh war im Begriff, die Totenruhe zu stören. Es war imstande, das Bild zu verändern. Der verdammte Köter zerstörte die Message! Das musste er verhindern. Es ging nicht anders. Sorry, Schlappohr.
Ein kurzer Pfiff rettete dem Beagle das Leben. Der Finger am Abzug entspannte sich. Ein dürres altes Männchen mit weißem Schnurrbart und Baskenmütze näherte sich. Der Alte rief den Hund zu sich. Der verweigerte den Gehorsam, blieb neben dem Toten sitzen und bellte zurück.
»Emma, Fuß! Was fällt dir ein? Eine Schande, was die Schweine alles liegen lassen heutzutage.«
Händeringend trat er auf die widerspenstige Emma zu, um sie an die Leine zu nehmen. Der Mann im Versteck lebte schon