666 Der Tod des Hexers. Micha Krämer

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666 Der Tod des Hexers - Micha Krämer

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Alex gestern mit den Kindern gebacken“, berichtete Kübler stolz.

      Nina hielt inne und besah sich den Keks.

      „Und was ist da drinnen?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Wenn ihre Freundin Alexandra backte, kochte oder auch nur Essbares einkaufte, musste man auf der Hut sein. Alexandra liebte es, Dinge auszuprobieren. Hinzu kam ihr Ökotick. Wurst ohne Fleisch, veganer Käse, Salat aus Wiesenblumen und, und, und.

      „Ganz normal, was da halt so rein muss. Mehl, Butter, Zucker und so“, erklärte Kübler.

      „Und was ist der Unterschied zwischen den herzförmigen mit bunten Streuseln und den Monden ohne Streusel?“, war Nina immer noch nicht überzeugt.

      „Na, was wohl? Die einen haben Streusel und die anderen nicht. Die Streusel hat Leah draufgemacht“, antwortete Kübler.

      Nina tunkte ihren Keks kurz in den Kaffee und probierte dann davon. Er war lecker und fluffig und wesentlich besser als die Industriekekse im Besprechungsraum.

      „Was steht denn heute so an?“, wollte Kübler wissen.

      „Um neun ist Teambesprechung mit Staatsanwalt Lambrecht. Anschließend fahren Heike und ich noch mal zu Frau Gladenberg“, zählte sie auf und merkte sogleich, wie der Gedanke an den Besuch bei der Mutter des verstorbenen Fabrice ihr wieder aufs Gemüt drückte.

      „Und was mach ich?“, hakte Kübler nach.

      Nina nahm die Namensliste vom Schreibtisch, die Sarika ihr gestern Abend noch gegeben hatte, und reichte sie Thomas.

      „Das ist eine Liste aller Personen, die am Abend vor der Tat mit unserem Opfer gemeinsam gefeiert haben. Die telefonierst du zusammen mit Sandra ab, bestellst die Leutchen ein und befragst sie. Am besten, du fängst da gleich schon mal mit an“, wies sie ihn an.

      Thomas überflog die Liste und sah dann erstaunt auf.

      „Da steht auch deine Stieftochter drauf“, stellte er fest.

      „Ich weiß. Deshalb führen ja auch Sandra und du die Befragungen durch und nicht ich“, erklärte sie ihm. Nina hatte gestern Nachmittag noch lange mit Sarika über Fabrice und die Umstände seines Todes gesprochen. Sie war erstaunt zu hören, dass ihre Stieftochter bereits über den brennenden Holzpolder mit der geköpften Leiche Bescheid wusste. Wie es schien, war der Bruder ihrer Freundin Selina einer der Feuerwehrleute gewesen, die den Brand gelöscht hatten. Dass die Leute in den Käffern auch immer so viel tratschen mussten, ärgerte sie. Es gab nun mal auch Täterwissen, das im Kreise der ermittelnden Beamten bleiben musste. Wenn selbst Sarika schon wusste, was an der Kapelle in Friesenhagen passiert war, dann wusste es nun vermutlich auch schon das ganze Dorf. Alles in allem sehr ärgerlich.

      Sie sah, wie Thomas zum Hörer griff.

      „Lass mal. Vielleicht solltest du doch noch warten“, entschied sie sich um.

      Er sah sie fragend an.

      „Wie jetzt? Warum das denn?“, blaffte er genervt.

      „Planänderung. Wir beide fahren jetzt und sofort zu Frau Gladenberg. Ich möchte es hinter mich bringen, bevor sie es von irgendwem anders erfährt“, entschied sie. Ihre Kollegin Heike, die lediglich eine halbe Stelle innehatte, würde erst um kurz vor neun in der Dienststelle erscheinen. Die Besprechung dauerte mindestens eine Stunde. Hinzu kam die Fahrt bis Harbach. Nein, wenn Kübler jetzt damit begann herumzutelefonieren, um die Jugendlichen zu der Befragung herbeizuzitieren, musste er ihnen zumindest im Ansatz den Grund dafür sagen. Dass ein Mensch in dem Feuer an der Kapelle verbrannt war, wussten die vermutlich eh schon alle, da der Dorffunk bestens funktionierte. Nina wollte nicht, dass Frau Gladenberg über Dritte vom Tod ihres Sohnes erfuhr.

      „Meinst du, wir sind dann bis um neun zur Besprechung wieder hier?“, jammerte Kübler, von dem sie wusste, dass er am liebsten den ganzen Tag an seinem Schreibtisch hockte, um seine Arbeit von hier aus zu erledigen. Thomas fuhr nicht gerne raus zur Kundschaft.

      „Ist mir egal. Dann müssen die anderen halt kurz auf uns warten. Ich möchte der Frau jetzt sagen, was mit ihrem Sohn ist, bevor sie es von jemand anderem erfährt“, beschied sie ihn, griff ihre Wagenschlüssel und stand auf.

      Der Anruf von Kriminaloberkommissar Thomas Kübler kurz nach elf war für Sarika nicht überraschend gewesen. Nina hatte ihr bereits am Vorabend erklärt, dass Thomas oder eine Kollegin sie anrufen würde, um sie zu einer Zeugenbefragung vorzuladen. Sarikas vor zwei Jahren verstorbene Mutter war Anwältin gewesen. Sie kannte den Unterschied zu einer Befragung als Zeugin und einem Verhör als Beschuldigte. Nina hatte ihr eingeschärft, die Wahrheit zu sagen und auch das Blut auf ihrer Jeansjacke zu erwähnen. Die gewaschene und zwischenzeitlich bereits wieder getrocknete Jacke steckte in einem Müllbeutel, den Sarika mit zur Wache nehmen würde. Obwohl von dem Blut nichts mehr zu sehen war, würden die Spezialisten der Polizei es noch nachweisen können. Es war besser, direkt mit offenen Karten zu spielen, alles ehrlich zu erklären, anstatt etwas zu verschweigen und nachher doof aufzufallen.

      Ninas Antwort auf die Frage, warum sie denn überhaupt noch einmal aussagen müsse, wo sie ihr doch schon alles erzählt hatte, war ihr nach kurzer Überlegung dann auch einleuchtend gewesen. Nina war ihre Stiefmutter. Das, was sie zu Hause besprachen, blieb innerhalb der heimischen vier Wände. Damit man später Nina und auch Sarika kein Gemauschel, Verschleierung oder sonst etwas vorwerfen könnte, musste ihre Aussage von einem anderen Beamten, mit dem sie weder verwandt oder verschwägert war, aufgenommen werden.

      Dass Sarika Fabrice geschlagen hatte, tat ihr mittlerweile leid. Es war auch normal gar nicht ihre Art, auf andere Menschen einzuprügeln. Doch der Typ hatte sie dermaßen provoziert und beleidigt, bis bei ihr eine Sicherung durchgebrannt war. Was Fabrice ihr alles an den Kopf geworfen hatte, bekam sie in ihrem dusseligen Hirn schon gar nicht mehr zusammen. In Erinnerung waren ihr noch die „blöde Bitch“, die „Möchtegern-Gitarristin“ und die „Assi-Combo“ geblieben. Als Letztere hatte er die Band bezeichnet, mit der er, das Mega-Gesangs­talent, von der Minute an nichts mehr zu tun haben wollte. Der Typ hatte echt gemeint, dass er für die Band zu gut sei. Dabei war er der einzige Schwachpunkt von Witchwar gewesen. Klar, er hatte auch die Texte zu der von ihr komponierten Musik geschrieben. Aber die waren ebenfalls durch die Bank einfach nur kacke und unterste Schublade.

      Gestern Morgen hatte sie noch gedacht, dass sie einfach einen neuen Sänger oder eine Sängerin suchen müssten, damit es mit der Band weiterging. Mittlerweile, nachdem jetzt klar war, dass Fabrice tot war, glaubte sie nicht mehr an die Weiterführung des Projekts Witchwar. Fast ein Jahr Probe, Hunderte Stunden, in denen sie geübt und die Songs entwickelt hatten, waren nach nur drei Auftritten im Endeffekt für die Katz gewesen.

      Im nächsten Frühjahr machten sie und Selina ihr Abitur. Danach würden ihre Wege sich vermutlich trennen. Lena war bereits fertig mit der Schule und begann demnächst ein Studium in Frankfurt. Fortan würde die Schlagzeugerin nur noch am Wochenende Zeit haben, da sie die Woche über ein Zimmer in der Mainmetropole bewohnte. Fabienne Luca, die Rhythmus-Gitarristin der Band, studierte BWL in Siegen und dachte seit Wochen laut über ein Auslandssemester in den USA nach. Nein, wenn Sarika ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie zugeben, dass die Band bereits Geschichte war, bevor es richtig begonnen hatte.

      Obwohl sie in der letzten Nacht wegen des Sonnenbrandes und der ganzen blöden Gedanken kaum geschlafen hatte, fühlte sich Sarika, als sie die Polizeiwache in der Friedrichstraße betrat, hellwach und topfit. Vermutlich lag es daran, dass sie total aufgeregt war, obwohl

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