666 Der Tod des Hexers. Micha Krämer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу 666 Der Tod des Hexers - Micha Krämer страница 15
„Papa, Papa, guck mal, wir haben Blumen gepflückt, die man essen kann“, stürmte Leah, gefolgt von den beiden Hunden, in die Essküche, als er gerade den benutzten Teller in die Spülmaschine stellte.
Thomas blickte auf das Grünzeug in den Händen seiner Tochter. Kinder kamen ja manchmal auf Ideen … unfassbar!
Er hob sie auf den Arm und drückte sie.
„Nein, Schatz, Blumen aus dem Wald kann man nicht essen. Da bekommst du nur Bauchweh.“
„Leah, der Papa hat keine Ahnung. Das ist Sauerampfer, den kann man sehr wohl essen, nachdem man ihn gewaschen hat“, fiel Alexandra, die ebenfalls von dem Grünzeug in Händen hielt, ihm jetzt auch noch in den Rücken.
„Sauerampfer? Bist du dir sicher?“, fragte er ungläubig.
„Jepp. Ganz sicher. Damit machen wir heute Abend einen leckeren Salat“, erklärte sie. Thomas nickte, obwohl er sich nicht sicher war, was er davon halten sollte. Am besten, er würde das gleich mal im Netz recherchieren. Bei Alex wusste man in solchen Dingen nie.
Als Thomas am nächsten Morgen das Büro betrat, saß Nina bereits an ihrem Schreibtisch und las auf dem Monitor. Es roch nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Das war sehr gut. Da musste er sich schon nicht darum kümmern, welchen zu kochen.
„Moin, Kübler“, begrüßte sie ihn, sah dabei nur kurz auf und widmete sich dann wieder ihrer Lektüre. Er hängte seine Jacke an die Garderobe, stellte seine alte Ledertasche neben dem Schreibtisch ab und bediente sich dann wie jeden Morgen erst einmal an der Kaffeemaschine.
„Und, gibt es was Neues?“, erkundigte er sich, nachdem er an seinem Platz saß und damit begann, seine Tasche auszuräumen.
„Der Obduktionsbericht von Fabrice Gladenberg ist da“, antwortete sie.
„Es ist also jetzt sicher, dass es sich um den vermissten Fabrice handelt“, schlussfolgerte er aus Ninas Aussage.
Nina nickte und murmelte etwas, das wie ein „Ja“ klang.
„Und?“, fragte er nach. Er hasste es, wenn man Leuten alles aus der Nase ziehen musste. Konnte die Kollegin nicht einfach mal innehalten und ihn in einem netten, knappen Gespräch ins Bilde setzen? So wie man das unter befreundeten Kollegen tat?
„Wie, und?“, antwortete sie stattdessen ziemlich patzig.
„Na … Was steht drin?“, wurde er deutlicher.
„Keine Ahnung, Kübler, ich komme ja nicht zum Lesen, weil du mir ständig dazwischenquatschst“, antwortete sie noch pampiger. Thomas ballte die Faust. Ninas morgendliche Launen waren gelegentlich nicht auszuhalten. An Tagen wie heute bereute er es, dass sie sich wieder ein Büro teilten. Er hätte dem nie zustimmen dürfen, als Kriminalrat Dirken vorschlug, dass er und Nina der Effektivität wegen wieder in ein gemeinsames Büro ziehen sollten. Er schloss die Augen und atmete mehrmals tief ein und aus. Dann, als er sich wieder etwas beruhigt hatte, startete er den Laptop. Während das Gerät hochfuhr, packte er sein Frühstück aus. Er liebte es, morgens in aller Ruhe im Büro zu frühstücken und dabei erst einmal einen Blick in die Zeitung zu werfen. Eine Ruhe, die es zu Hause bei zwei schulpflichtigen Kindern, kläffenden Hunden und seiner hyperaktiven Frau nur selten gab. Er öffnete die Brotdose und hob vorsichtig die oberste Scheibe des Vollkornbrotes an, um zu sehen, was sich darunter befand. Käse und Wurst, stellte er zufrieden fest, nahm die Stulle und biss hinein. Während er kaute, holte er die zweite Kunststoffdose aus seinem Ranzen, öffnete sie und stellte sie neben das Telefon auf den Schreibtisch. Die Kekse hatte er sich am Abend zuvor bereits selbst eingepackt. Als Nachtisch quasi. Was in der Welt geschah, interessierte Thomas nicht wirklich, weshalb er die ersten Seiten der Zeitung direkt überschlug und sofort mit dem Regionalteil begann. Es war ja schon irgendwie makaber. Auf der zweiten Seite mit den Nachrichten aus der Region wurde von dem Open-Air-Konzert „Rock am Hang“ berichtet. Eines der drei Fotos zeigte die Band Witchwar mit Frontmann Fabrice Gladenberg, Gitarristin Sarika Zielner und einem weiteren Mädchen mit Gitarre. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein Bericht über das Feuer an der roten Kapelle in Friesenhagen, bei der ein laut der Presse bisher noch nicht identifizierter Leichnam gefunden worden war. Wie nahe Leben und Tod doch manchmal beieinanderlagen! Auf der linken Seite war der junge Kerl noch voller Leben gewesen … und rechts bereits tot.
Nina hatte morgens früh noch nie etwas essen können. Sie schielte zu Kübler, der ihr gegenüber an seinem Schreibtisch saß, Zeitung las und zwischendurch immer wieder an seinem Brot knabberte. Konnte der das nicht zu Hause machen? Jeden Morgen das gleiche Drama. Noch bevor der Kollege einen Handschlag tat, war der schon beim Frühstück.
„Der Kopf des Jungen wurde mit einem Beil vom Rumpf getrennt. Der Täter hat wohl mehrmals zuschlagen müssen. War anscheinend ziemlich stumpf, das Ding. An den zersplitterten Halswirbelknochen konnte Wagner trotz der Brandspuren Rostpartikel feststellen“, lies sie ihn jetzt einfach einmal an dem, was sie gerade gelesen hatte, teilhaben. Thomas verzog das Gesicht und legte sein angeknabbertes Pausenbrot zurück in seine Frühstücksbox. Ein Umstand, der Nina das erste Lächeln für den noch jungen Tag entlockte.
„Klingt nach dem Beil, das wir hinter der Kapelle gefunden haben. Da war ja auch noch Blut dran“, erzählte er nichts Neues. Nina war schon gestern davon ausgegangen, dass es sich um ein Tatwerkzeug handelte. Die Frage war nur, warum der Täter es zurückgelassen hatte.
Sie sah zu Kübler, der in Gedanken versunken aus dem Fenster schaute.
„Was überlegst du?“, erkundigte sie sich.
„Boah … der arme Kerl“, meinte er nur und griff dann wieder nach seinem Brot.
„Angeblich hat er davon nichts mehr gemerkt, da er da bereits tot war“, wusste sie.
„Aha. Und woran ist er nun gestorben?“, wollte Kübler wissen und legte die Zeitung beiseite.
„Sieben Messerstiche in den Brustkorb“, berichtete sie.
„Puhhhh … Das nenne ich mal übertötet. Der Bursche wurde mehrmals erstochen, enthauptet und dann noch verbrannt“, zählte Kübler auf, schloss den Deckel der Brotdose und steckte sie zurück in seine Tasche.
„Ja. Vorher hat er … oder sie … ihm noch den rechten Daumen und den Zeigefinger zerquetscht“,