Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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      Hans-Peter goss Cappuccino auf, servierte ihn, aus Rücksicht auf die Renovierungsgerüche und auch Unordnung, in großen Tassen draußen am Gartentisch. Als sein Vater hinzukam, die Tassen sah und deren Inhalt erkannte, begann er augenblicklich zu meckern: „Mensch, Junge, das moderne Zeug, vielleicht würde Frau Weber doch lieber einen normalen Kaffee trinken?“

      „Nein, nein das ist schon in Ordnung, ich trinke das moderne Zeug gerne“, lachte Helene. „Ich fange wirklich morgen an, um welche Zeit ist es Ihnen denn recht?“

      „Schön wäre es um neun, allerdings nur, wenn Ihnen die Zeit auch zusagt?“

      Helene Weber nickte und Hans-Peter freute sich. „Das ist gut, dann frühstücken wir gemeinsam und besprechen dabei alles Weitere. Wenn dann hier alles wieder ordentlich auf seinem Platz steht, kann ich den Rest der Woche noch ein wenig Urlaub mit meiner Familie genießen. Die werden sich freuen, dass es so schnell geklappt hat und noch so günstig dazu!“ Sogleich bemerkte er aber Frau Webers plötzliches Stirnrunzeln und erkannte, sie verstand es anders als von ihm gemeint und hängte eilends eine Ergänzung an: „Mit günstig meine ich, dass Sie nur über die Straße einige Schritte gehen brauchen, Frau Weber. Wird Ihnen das nicht komisch vorkommen, eine Arbeit anzunehmen?“

      Die Gefragte stellte ihre Tasse ab und bekannte: „Ich habe keine Ahnung, aber es war blitzartig in meinem Kopf, als ich die Anfrage gelesen habe, darum denke ich, es soll so sein!“

      In Hochstimmung packte Helene später zuhause ihren Einkauf aus. Sie war inzwischen völlig abgelenkt von der kleinen Rosi und bemerkte es nicht einmal. Neues Denken kreiste in ihrem Kopf und sie lief anschließend sofort hinüber zu Susanne. Die Neuigkeit musste sie unbedingt der Freundin mitteilen. Und kaum war die Klingel gedrückt, da öffnete sich auch schon die Haustür.

      „Hallo Helene, du bist das, komm rein es gibt was Neues. Leider habe ich nicht lange Zeit, jeden Augenblick kann mein Telefon läuten. Stell dir vor, Brigitta kommt. Die, die den Spanier, den Matador geheiratet hat. Davon habe ich dir mal erzählt, weißt du noch?“

      „Natürlich weiß ich das noch und sie darf dich auf einmal besuchen?“, tat Helene überrascht. „Oder kommt ihr Torero sie wieder einsammeln?“

      „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“ Immerhin verbot der besagte Torero seiner Frau damals sogar zur Beerdigung ihres Bruders nach Deutschland zu reisen. Als sie einige Wochen später trotzdem heimlich hier erschienen war, holte er sie umgehend zurück. Damals war Brigitta so weit gewesen, nicht nach Spanien zurückzukehren, sie hätte die Scheidung eingereicht, doch dieser stolze Mann ließ es nicht zu!

      „Brigitta machte nicht die geringste Andeutung“, bekannte Susanne. „Bin ja so gespannt auf sie. Wir haben uns immer sehr gut verstanden und ich freue mich auf meine Schwägerin.“

      „Ich freue mich mit dir, aber auch für mich selbst. Ich habe nämlich ebenfalls eine große Neuigkeit, wenn wir schon dabei sind, du wirst staunen! Stell dir vor, ich habe eine Arbeitsstelle angenommen! Was sagst du dazu?“ Helene schaute neugierig zur Freundin.

      Susanne war zuerst nur sprachlos, verstand sie das richtig? Zur Sicherheit hakte sie lieber mal nach: „Sagtest du gerade, du hast jetzt eine Arbeitsstelle?“

      „Genau das sagte ich – willst du denn nicht wissen, wo?“

      „Nun spann mich nicht so auf die Folter, also wo?“

      Helene kam nicht mehr dazu zu antworten, das Telefon unterbrach sie und Susanne sagte nur noch schnell: „Helene warte“, dann hob sie den Hörer ab. „Brigitta? Wann? Eine viertel Stunde? Ich fahre sofort los, bis gleich.“ Sie legte den Hörer auf und wendete sich wieder Helene zu. „Sag’s mir rasch!“

      „Morgen, 9 Uhr kannst du mich Richtung Bergstraße 10 gehen sehen. Ab sofort bin ich die Haushälterin von Herrn Scholz!“

      Susanne nahm Helene in die Arme. „Du bist wahnsinnig, weißt du das?“

      Helene nickte nur, hoffentlich habe ich da nicht zu übereilt gehandelt, meldete sich ein winziger Zweifel bei ihr. Gleich darauf verließen beide das Haus. Susanne, um in die Stadt zum Bahnhof zu fahren und Helene, um erst einmal in ihrem Schaukelstuhl alles gründlich zu überdenken. Sie tat tatsächlich heute einen Schritt, mit dem sie nicht nur Susanne, sondern am meisten wohl sich selbst überraschte.

       12

      Susanne Schnells Angewohnheit, sobald sie alleine mit dem Auto unterwegs war das Radio einzuschalten, kam ihr nun zugute. Es war inzwischen kurz vor 17 Uhr. Sie hörte noch die letzten Takte eines Schlagers verklingen, schenkte der kurzen Werbung kein Gehör, achtete weder sonderlich auf die Nachrichten, auch der folgende Verkehrsbericht bekam erst nicht ihre Aufmerksamkeit. Doch plötzlich horchte sie auf, war das nicht hier? Ja, natürlich! „Die Autobahn ist wegen eines Unfalls gesperrt. Verflixt „Auch das noch!“ Susanne seufzte laut vor sich hin und schaltete genervt das Radio aus. Nun musste sie Landstraße fahren. Deshalb also dieses hohe Verkehrsaufkommen, Berufsverkehr, der wohl bereits umgeleitet worden war. Brigitta würde noch etwas länger warten müssen! Endlich, als Susanne ihre Schwägerin erspähte, die vor dem Haupteingang des Bahnhofs auf einem ihrer drei um sich herum verteilten Koffer saß, eine Reisetasche zwischen die Knie geklemmt, erschrak sie. Weniger darüber, dass Brigittas Haare grau, fast weiß geworden waren, wohl mehr darüber, dass sie schlank, ein bisschen zu schlank aussah! So kannte sie ihre Schwägerin gar nicht. Und das viele Gepäck, was bedeutete das? „Hallo Gitta, hoffentlich ist dir das Warten nicht allzu lange geworden. Die Autobahn ist wegen einem Unfall gesperrt. Zum Glück konnte ich es im Radio hören, ehe ich an die Auffahrt kam. Aber jetzt bin ich ja da, wie geht es dir? Sag mal, wie hast du das denn mit all den Koffern geschafft?“

      „Puh, meine Güte Susanne, dein Redefluss!“ Brigitta lächelte: „Es gibt immer mal nette Leute die einem helfen und ja, es geht mir gut. Sehr gut sogar! Besonders seit ich hier bin, auch wenn ich noch länger auf dich hätte warten müssen, jetzt ist alles gut.“

      Die beiden Frauen umarmten sich innig und jede sah die andere prüfend an. Dann packte Susanne zwei Koffer. „Komm Gitta, ich stehe direkt um die Ecke am Parkplatz.“

      Sobald sie aus der Stadt heraus waren, fragte Susanne: „Sag, was ist geschehen? Du kommst mit großem Gepäck, also bleibst du diesmal etwas länger?“ Susanne warf ihrer Schwägerin einen prüfenden Seitenblick zu.

      „Für immer! Musst mir helfen mit Wohnung suchen und so weiter!“ Gleichzeitig machte Brigitta eine Handbewegung zum Hals, die unmissverständlich sagte: Schluss, aus, vorbei, Ende! „Mein über alles geliebter Gatte ließ sich von einem Stierhorn aufspießen“, fuhr sie mit spöttisch klingendem Unterton fort, „und zwar gründlich, jedenfalls ist er im Krankenhaus nach gut zwei Stunden an der schlimmen Verletzung gestorben. Er wollte seinen Schülern etwas praktisch vorführen, am Tier, verstehst du? Sie nannten den Stier: Killer! Das wusste Melchior aber nicht, er hätte sich sonst sicherlich anders verhalten, wie auch immer, es ging voll daneben.“

      „Wann?“ Mehr brachte Susanne im Moment nicht heraus, ein elendes Würgen im Hals hinderte sie daran.

      „Vor knapp zwei Monaten, nächste Woche Mittwoch sind es zwei Monate seit seiner Beerdigung. Danach gab es nur noch Schwierigkeiten mit seiner Familie! Ein gutes Auskommen mit den Frauen der Familie gab es ja noch nie! Finanziell waren sie aber von Melchior abhängig, irgendwie! Und jetzt, das war das Allerletzte! Unmöglich, sag ich dir. Da habe ich alles getan, damit sie mich rausekeln. Ich bin zwar seine Haupterbin, aber nur in Spanien! Kannst du das

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