Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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Welt, verlor er kein einziges Wort darüber, dass Frank über Nacht geblieben war.

      Der Junge ist ein Schatz, dachte Frank beeindruckt.

      „Michael, ich habe Frank eingeladen seinen Rest-Urlaub bei uns zu verbringen“, begann Susanne. „Natürlich nur, wenn du auch damit einverstanden bist?“

      „Mm“, Michael nickte kurz. „Klar, kann er, und was stellen wir heute an?“ Die Schnelligkeit, mit welcher dieser Junge die neue Situation begriff und für sich nutzte, war bemerkenswert.

      „Schlag was vor“, bat Frank schmunzelnd.

      „Wir könnten in den Zoo fahren“, fand Michael.

      „Aha – in den Zoo?“, rief Frank begeistert.

      Susanne klärte ihn lachend auf: „Spricht Micha vom Zoo, meint er eigentlich Aquarium!“

      „Das ist gut, richtig gut, das machen wir!“ Frank sprang auf. „Ich setze schon mal mein Auto raus“, rief er erfreut.

      Kurze Zeit später fuhren sie schon auf der Autobahn. Da war also etwas, eine Gemeinsamkeit der beiden Männer, ein Hobby? Zumindest aber großes Interesse an Fischen und sonstigem Wassergetier, und diesmal spielte wenigstens die Angel keine Rolle. Eigentlich hegte Susanne eher die Hoffnung, ihr Sohn würde einige Stunden mit seinem Freund Markus verbringen wollen, doch da täuschte sie sich wohl. Andererseits konnte sie mehr als zufrieden sein, dass er sich mit Frank so gut verstand. Besser konnte es doch gar nicht kommen. Sie wunderte sich über sich selbst, dachte an ihren verstorbenen Mark, bisher fiel es ihr im Traum nicht ein, sich nach einem Mann auch nur umzudrehen, hielt es eigentlich auch nicht für möglich, sich noch einmal zu verlieben, aber jetzt – Frank! Da war gleich so viel Vertrauen zwischen ihnen gewesen. Durch einige Zufälle, die Susanne ein wenig anders sah als die meisten Leute, war er einfach da, so, als sollte es so sein. Oder, als wäre es nie anders gewesen.

      Frank sah zu Susanne hinüber. „Na, so in Gedanken?“ Er ergriff Susannes linke Hand und drückte sie leicht.

      „Ja, mir fiel eben ein, dass wir uns vorigen Samstag noch gar nicht kannten und es doch ist, als würden wir uns schon ewig kennen.“

      Von der Rückbank meldete sich Michael: „Jetzt kommt das mit der Vorsehung“ und es hörte sich mehr wie ein Stöhnen an, „die uns führt. Mama glaubt nämlich, es gibt keine Zufälle, aber das wird sie dir mit der Zeit schon noch klar machen!“

      Frank lächelte. „Schicksal Michael, glaube ich auch nicht, Micha, ich auch nicht. Zufall, das ist ein Wort, das eben mal so dahin gesagt wird, doch sehr oft eine viel ernstere und manchmal auch große Bedeutung haben kann. Aber gleich sind wir da, wir können ein anderes Mal darüber reden.“

      „Och, lass mal, das muss nicht sein“, äußerte sich Michael träge, und dachte: Da haben sich ja die Richtigen getroffen. Ob Zufall oder nicht, das ist mir doch so was von egal.

      Der Besuch des Aquariums nahm viel Zeit in Anspruch, sehr viel, sodass Susanne manchmal mehr die zwei männlichen Wesen betrachtete, anstatt die Wasserbewohner und sich außerdem auch manchmal wie das ‚fünfte Rad …‘ vorkam. Die zwei mussten die einzelnen Fische und sonstige Wassertiere nämlich genauestens besehen und studieren, hielten sich langatmig mit den Namen auf und ob Flossen oder Farbmuster, es war alles derartig interessant, die Zeit flog für Michael und Frank einfach nur so dahin, was Susanne ganz und gar nicht von sich behaupten konnte. Einfacher gesagt, sie zog schon eine Weile ‚ein Gesicht‘, denn für die Besichtigung des Zoos blieb nur noch der Schnelldurchlauf.

      „Wir fahren noch mal her, dann machen wir es umgekehrt“, versprach Frank und legte tröstend den Arm um ihre Schultern. Und das hörte sich gerade so an, als habe Frank vollkommen vergessen, nur noch wenige Tage seines Urlaubes mit ihnen zu verbringen.

       9

      Der angekündigte Besuch, Georg und Marlis Sander mit Anneliese und Siegfried Maul, traf kurz nach 14 Uhr in der Bergstraße 10 ein. Hans-Peter lief freudestrahlend hinaus und begrüßte seine Schwestern und die beiden Schwager.

      Beim Vater ging es heute ein wenig langsamer. Ein gehöriger Muskelkater, welchen er seit gestern ausgiebig pflegte, bremste ihn etwas. Schuld war natürlich die Gartenarbeit. Diese Tatsache sorge für die ersten Lacher. So entstand gleich zu Anfang eine locker, leichte Stimmung, die im Hinblick auf den dicken Ärger der letzten Woche auch unbedingt nötig war.

      Minuten später fuhr Marga mit Jessica und Jonas vor. Jessica, dieses Temperamentsbündel, flog auf Hans-Peter zu. „Papa, du warst so lange fort, ich habe dich richtig vermisst!“

      „Ja, das kann ich nur bestätigen“, kicherte Marga. „Eine unendlich lange Woche!“ Oh, diese zwei, Vater und Tochter. Jede Trennung, sei sie auch noch so kurz, sie war ihr spezielles Martyrium.

      Im nächsten Moment war Jessica mit der Begrüßung ihres Opas beschäftigt, der seine Enkelin stoppte mit: „Langsam, langsam, ich bin kein junger Spund mehr!“

      „Was denn Opa, tut dir was weh?“

      „Nja, bisschen.“

      Die Neuankömmlinge mussten sich nun auch die Geschichte vom Muskelkater anhören, aber das beeindruckte überhaupt niemand. Marga zeigte nur ein schwaches Lächeln, während Jonas ein gelangweiltes Gesicht aufsetzte. Ohnehin war er nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Und Jessica, nun ja, sie kannte zwar das Wort Muskelkater, doch wie sich das anfühlte war ihr in den acht Jahren ihres Lebens fremd geblieben. Wie auch, ständig war sie in Bewegung, körperlich ohne Rast und Ruh, und nicht zu vergessen ihr Mundwerk, auch das stand selten still. Manchmal schien sie gar für ihren großen Bruder mitzureden, der es schon immer gelassen hinnahm und seine um drei Jahre jüngere Schwester gewähren ließ. Selbst die Eltern waren so manches Mal ratlos. Und niemand konnte Jessica so gut wie Jonas verstehen und beruhigen, wenn es nötig wurde.

      Aber jetzt beanspruchte Jessica trotzdem ihren Opa für sich. „Komm Opa, geh mit ans Auto dein Geschenk ausladen“ und ihre Mutter am Pulli ziehend: „Mama, Mama mach den Kofferraum auf, komm schnell!“

      Marga, die bisher nicht einmal die Zeit fand, allen einen guten Tag zu wünschen, warf ergeben ihre Arme in die Luft und lief den beiden lachend nach. „Vater, lass mich dich erst einmal begrüßen.“ Und Marga tat etwas, was bisher noch nie jemand aus der ganzen Familie bei ihr gesehen hatte, sie umarmte ihren Schwiegervater. Beide sahen sich wortlos an, hatte Marga ihm vergeben? Sie lächelte und ihre Augen sagten ‚ja‘.

      Georg trug inzwischen das pink blühende kleine Bäumchen aus Margas Auto in Richtung Garten, auch wenn es Sonntag war, es musste unbedingt eingepflanzt werden. Scholz Senior suchte jedoch den Platz vor dem Wohnzimmerfenster aus: „Nee nicht hinters Haus, hierhin! Damit ich das Bäumchen sehen kann, wenn ich am Fenster sitze.“

      „Es ist ein Hibiskus, jetzt ist er noch klein, er wird aber ziemlich groß, Papa“, gab Georg zu bedenken.

      „Soll er, aber da ist das Bäumchen auch vor Regen etwas geschützt und ich will es sehen, wenn sich draußen was tut.“ Also bekam das Hibiskus-Stämmchen seinen Platz vor dem Fenster des Wohnzimmers, selbst wenn es irgendwann einmal die Sicht auf die Straße einschränken sollte, Vater wollte es dorthin einpflanzen und schließlich war das sein Geschenk! Die kluge Jessica erinnerte zudem daran: „Mit seinem Geschenk darf man machen was man will!“

      „Basta!“, bestätigte Opa lachend

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