Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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      „Micha – was ist denn, hey – findest du das so schlimm? Sie ist doch ganz alleine und nur deshalb so neugierig. Außerdem hat sie unser Schild neben der Haustüre stehen sehen und ganz falsch gedeutet. Herrn Hauff hat sie wohl auch gesehen und sich ihren ganz speziellen Reim darauf gemacht.“ Susanne schwieg kurz. „Anscheinend erzählt sie jetzt herum, ich hätte einen neuen Freund“, erklärte sie. „Darum fand ich, die Einladung war nötig!“

      Da ging plötzlich ein eigenartiges Grinsen über Michaels Gesicht. Die Idee kam ihm wie ein Blitz und begann, sich augenblicklich in seinem Kopf auszubreiten. Seine Mutter war jedoch viel zu beschäftigt, um dies bewusst wahrzunehmen. Wie sollte sie aber auch ahnen, dass inzwischen ein ganz bestimmtes Telefonat erfolgt war.

       7

      Das Handy spielte seine Melodie. Hans-Peter Scholz hielt am Straßenrand an, fingerte es aus der Brusttasche seines Hemdes, klappe es auf und erkannte im Display die Nummer seines Schwagers Georg. „Hallo Georg, ich rufe dich gleich zurück, bin gerade mit Vater auf dem Heimweg, bis später.“ Er ließ das Handy zurück in seine Hemdtasche gleiten und fuhr weiter zu Vaters Haus. Dort parkte er in der Einfahrt und begann die eingekauften Waren auszuladen. Nach einer Weile sah er sich nach seinem Vater um, der noch nicht bis zur Haustüre gekommen war, um zu öffnen. Nein – seltsamerweise saß er nach wie vor noch im Auto, zeigte immer noch seine miese Laune-Miene, machte auch keine Anstalten auszusteigen.

      „Papa, willst du nicht die Haustür aufschließen?“, rief er.

      Vater Scholz hielt seinen Schlüsselbund zum Beifahrerfenster hinaus, er wartete regungslos. Hans-Peter ging kopfschüttelnd darauf ein, nahm die Schlüssel an sich, öffnete die Eingangstür, hob die Renovierungs-Materialien auf und trug sie nacheinander ins Haus. Und Vater saß immer noch schweigend im Auto.

      „So, jetzt reicht es, das ist mir doch zu toll.“ Seine verdammte Laune! Hans-Peter schritt resolut auf sein Fahrzeug zu und riss die rechte Türe auf. „Was soll das, steigst du endlich aus oder willst du den Rest des Tages im Auto verbringen?“

      Vaters Antwort kam prompt: „Nein, nur so lange, bis mein einziger Sohn telefoniert hat, kannst mir ja sagen, wenn du damit fertig bist!“

      „Wie bitte? Hey Papa, das war Georg, keine Heimlichkeit!“

      „Ach so? Wieso haste denn nicht mit ihm gesprochen, vorhin?“ Vater Scholz verzog spöttisch die Lippen, seine wegwerfende Handbewegung sagte alles – er wusste doch inzwischen, was da hinter seinem Rücken lief.

      Dem Sohn ging ein Licht auf, erleichtert lächelte er. „Das kann ich dir sagen, warum: Weil es verboten ist während der Fahrt ein Handy zu halten, um zu telefonieren, darum! So, jetzt steig schon aus, du sturer Kopp.“

      Ein bisschen ungläubig sah ihn sein Vater an, das war ja interessant, neumodischer Kram und gleich mit neuem Gesetz dazu. Dann blieb er dabei als Hans-Peter und Georg miteinander telefonierten. Damit keine neuen Missverständnisse entstehen konnten, stellte Hans-Peter das Handy auf laut. „Na, was habt ihr euch ausgedacht für Sonntag?“, fragte Hans-Peter in den Apparat.

      „Marlis und ich fahren zu Anneliese und Siegfried, holen sie ab und ihr könnt dann etwa ab 14 Uhr mit uns rechnen. Marga kommt mit den Kindern. Sie ruft dich aber auch noch an.“

      „Alles klar, bestens. Dann streiche ich morgen die Diele und das Bad, mit tapezieren fange ich erst am Montag an. Will ein bisschen renovieren bei Papa, wenn ich schon hier bin. Grüß alle schön, auch von Papa, bis dann, Georg.“ Das Gespräch war beendet.

      Otto Scholz‘ miese Laune schwand dahin, dennoch, er stand breitbeinig im Türrahmen, schüttelte ein paarmal den Kopf bevor er Wort für Wort abwägend, fragte: „Da bin ich doch jetzt neugierig, und das beschäftigt mich schon den ganzen Tag, wenn ihr wollt, dass ich in ein Heim gehe, warum willst du dann überhaupt noch hier renovieren?“

      „Ach Papa, erstens – weil es nötig ist. Zweitens – wissen wir ja noch nicht wie und was wir alle zusammen entscheiden, uns einig werden und drittens – wenn du wirklich in ein Heim gehst, dann müssen wir erst mal eins für dich suchen und dich dort anmelden. Du bekommst nicht von heute auf morgen einen Heimplatz. So was kann dauern!“

      Das war der Lichtblick! Ein schwaches Lächeln umspielte Vaters Mund, hoffentlich würde es noch recht lange dauern. Etwas später entschloss er sich in den Garten zu gehen, um nach dem Rechten zu sehen, wie er sich ausdrückte. „Komm Junge, lass uns etwas Ordnung schaffen, sonst denkt unser Besuch am Sonntag wirklich noch, ich tauge zu nichts mehr.“

      „Na also, so gefällt mir mein Vater wieder besser“, grinste Hans-Peter aufatmend. Immerhin schien es Vater selbst bemerkt zu haben, wie vernachlässigt besonders sein Garten aussah.

      Margas Anruf kam gegen Abend über Vaters Anschluss. Ein wenig atemlos erzählte sie von den Kindern, von Jonas und Jessica: „Als die zwei hörten, wir fahren am Sonntag zu Opa, musste ich noch mit ihnen ein Geschenk einkaufen. Wir sind kurz vor Ladenschluss noch in der Gärtnerei gewesen und haben etwas für seinen Garten gekauft.“

      „Das ist prima. Und ich freue mich auf euch.“

      „Soll ich Kuchen backen, oder backst du?“, fragte Marga.

      „Bring du Kuchen mit, Liebes, ich will ab morgen renovieren, bleibe auch solange ich dafür brauche hier.“

      „Alles klar, dann grüß Papa und tschüss bis Sonntag.“

      Hans-Peter legte den Hörer auf. „Siehst du Papa, sie kommen und Marga hat für dich Grüße bestellt. Sie backt einen Kuchen, und die Kinder bringen dir ein Geschenk mit.“ Hans-Peter strahlte, endlich, nach über einer Woche würde er seine Familie wieder in die Arme schließen können und dass Vater sich wieder gefangen hatte, sich auch sichtlich auf den Besuch freute, war einfach großartig.

       8

      Alles war bereit für das geplante Picknick. Micha trug schon die Klappstühle zum Steg und auch den Campingtisch. Soeben ergriff er Spaten und Vorschlaghammer, dann nichts wie ab zum Steg damit. Schließlich kümmerte er sich noch um das vermeintlich geklaute und wiederbeschaffte Verbotsschild. Es war ein wenig sperrig zu tragen und er zog es neben sich her durchs Gras, legte es neben dem Steg ab. Er sah sich um, noch war niemand zu sehen und erneut lief er zurück zum Haus.

      Seine Mutter rief ihm zu: „Micha nimm Kissen mit und auch Decken aus der Truhe, wer weiß, so warm ist es ja noch nicht.“

      „Jawohl Mama. Dann bin ich aber auch genug hin und her gelaufen und bleibe gleich am Steg, Markus wird sicher jeden Moment da sein.“ Michael grinste innerlich, er war gespannt auf das Gesicht seiner Mutter, auf ihre Reaktion, wenn außerdem plötzlich seine eingeladene Überraschung dastehen würde.

      Inzwischen zeigte die Uhr 14:22 und Frau Weber traf mit einem hübsch verzierten Tablett ein, worauf einige Schüsselchen mit verschiedenem Beerenobst gefüllt, platziert waren. „Da bin ich, war noch schnell Beeren kaufen für uns. Meine sind noch nicht reif“, grinste sie.

      „Oh, Frau Weber, das ist eine gute Idee, danke“, freute sich Susanne. Dann schritten beide Frauen voll bepackt zum Fluss.

      Markus war schon da und grüßte höflich wie immer oder war er heute besonders freundlich? Michael zog seinen Freund am Ärmel

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