Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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fertig bringen würden wieder zu erscheinen, konnte der gemütliche Nachmittag mit leckeren Schlemmereien beginnen. Doch vorher füllte Susanne zwei Gläser mit Saft, reichte eines Frau Weber und stieß mit ihr an, als wäre es Sekt. „Liebe Frau Weber, ich bin dafür, dass wir uns duzen, Prost!“

      „Genau das schwebte mir auch schon vor, also, ich bin die Helene.“

      „Und ich bin Susanne und ich wünsche mir, dass wir ab sofort ein freundschaftliches Verhältnis pflegen!“

      „Unbedingt Susanne! Und ich wünsche mir, dass wir uns gegenseitig unterstützen und helfen, wann immer es nötig ist!“

      Beide Frauen nahmen inzwischen auf Stühlen ihre Plätze ein, nippten am Saft, als Susanne auffiel: „Komisch, ein Stuhl ist zu viel, Michael kann nicht mehr bis vier zählen.“

      Helene lächelte, sie saß Susanne gegenüber, ihre Sicht ging in Richtung Pfad, dorthin, wo vorhin die Jungen verschwunden waren. „Es ist sehr schön hier, vielleicht können wir das in Zukunft öfter mal …“ Helene bekam plötzlich große, erstaunte Augen und brachte es nicht fertig, ihren angefangenen Satz zu beenden.

      Susanne sah fragend zu ihr hin und es ging ihr durch den Kopf: Was haben denn die Jungen jetzt schon wieder angestellt?, als eine Stimme sie herumfahren ließ.

      „Darf ich mit picknicken?“

      Susanne erkannte ihn sofort, es war Frank Hauff. Sie erhob sich langsam von ihrem Stuhl und ergriff seine Hände, die er ihr entgegenhielt. Sie war dermaßen überrascht, sie brachte kein Wort hervor und nickte nur. Dafür also ein zusätzlicher Stuhl! Michael musste das irgendwie eingefädelt haben. Jetzt kam ihr auch seine komische Grimasse zu Bewusstsein von gestern, als sie ihm von Frau Webers Verdacht: ‚Freund Hauff‘ erzählte. „Das gibt es doch nicht!“, rief sie jetzt übertrieben laut und versuchte sich der Magie, die ganz offensichtlich von diesem Mann ausging, zu entziehen.

      Die Jungen hüpften indes vor Freude um beide herum. Die Überraschung war bombig! – Frank Hauffs Anruf war während Susannes Einkauf erfolgt. – Michael erzählte ihm natürlich gleich vom Picknick und er war augenblicklich einverstanden gewesen, als Micha ihn spontan dazu einlud. Mutter damit zu überraschen, dachte er sich aber erst in dem Moment aus, als er den Weber-Klatsch von ihr hörte.

      Aber jetzt: Susanne Schnells sah Frank Hauff an, er sah gut aus und seine Augen? War das Freude? Und was empfand sie selbst? Ich muss etwas zu ihm sagen, dachte sie, etwas sagen, sagen, schwirrte es in ihrem Kopf. Doch sie konnte nur unentwegt in seine Augen schauen und um sie herum entstand eine seltsame Stille, kein Laut war zu hören, nicht einmal das Gurgeln des Flusses nahm sie wahr, und sie befand sich irgendwo in einem absoluten Nichts! Sämtliche Geräusche um sie herum schienen verstummt zu sein. Diese magische Stille schien gleichzeitig auch ihren Mund zu verschließen, obwohl sie immer noch versuchte etwas zu reden, ganz einfach nur irgend etwas.

      Aber auch Frank Hauff schwieg, warum nur schwieg er?

      Wie viel Zeit war vergangen? Sekunden? Minuten?

      „Wir haben einen Mordshunger Mama, wann gibt es was zu essen?“ Michael unterbrach unbarmherzig diese gefühlvollen Augenblicke.

      Und seine Mutter bemühte sich, in die Gegenwart zurück zu finden und flüchtete, erschrocken über ihre eigene unbekannte, gar seltsame Empfindung, in leichte Burschikosität. „Sieh dir das an, Helene. Diese Lauser, die bringen mich vollkommen aus dem Konzept. Das ist übrigens Frank Hauff, der unser Schild wieder beschafft hat, ach, das erzähle ich dir später mal etwas genauer!“

      Helene war aufgestanden. „Wer dich aus dem Konzept bringt, na ja, die Jungen sind das eher nicht, denke ich“, nuschelte sie ihrer neuen Freundin ans Ohr und wandte sich spontan Frank Hauff zu, reichte ihm die Hand und stellte sich selbst vor: „Ich bin die Nachbarin, Helene Weber, sagen Sie bloß, Sie sind der Mann mit dem Jeep?“

      „Ja genau, aber den habe ich heute nicht dabei“, lächelte er verschmitzt und wendete sich den Jungen zu, die ihm erst vorhin vom Weber-Klatsch petzten, beziehungsweise auch beichteten, dass Mutter nichts von seinem Besuch ahnte. Er tuschelte über etwas mit ihnen, dann reichte er Michael seinen Schlüsselbund und die Buben rannten durch den Pfad davon. Als sie bald darauf zurückkehrten, lieferten sie nicht nur Blumen ab, sondern auch eine Flasche Sekt im Kühlbeutel, beides übergaben sie Frank Hauff.

      „Darf ich?“ Frank Hauff legte die Blumen in Susannes Arme.

      „Danke“ hauchte sie, denn immer noch stand sie ziemlich neben sich. Vorsichtig brach sie dann eine gelbe Rose aus dem üppigen Strauß, die sie Helene reichte. Nur langsam wich der soeben erlebte eigenartige Bann der Freude. Es kam ihr vor, als hätte sie gerade etwas Wunderbares und überaus Wichtiges gefunden, etwas, zum nicht wieder loslassen.

      Doch zuerst kehrte der Alltag zurück in Gestalt einer recht fröhlichen Runde, die Susannes Kochkünste nicht nur ausgiebig lobte, sondern auch die Ergebnisse schnell schmälerte. Der bunte Reissalat wurde zum besonderen Hit, kurz gesagt, die Esserei zog sich ziemlich lange hin. Während dem wurde die komplette Geschichte ausführlich, ab ‚Angler am Steg’, Helene und Markus kundgetan. Natürlich kam auch Helenes Verdacht ‚neuer Freund‘ nicht zu kurz. Dies war dann auch wiederum der Punkt, endlich die Flasche Sekt zu entkorken und nachdem selbst die Jungen vom Inhalt kosten durften, waren sich alle einig, ab genau diesem Augenblick Freunde zu sein. Das förmliche Sie wurde zum zwanglosen du. Doch, auch wenn es noch so schön war, die Dämmerung konnte niemand aufhalten. Nun war Eile geboten, schließlich musste das Schild noch aufgestellt werden. So befestigten sie feierlich und mit Franks Hilfe das Verbotsschild neu im Boden. Es war spät geworden und gemeinsam trugen sie alle Picknickgegenstände zurück zum Haus.

      Helene umarmte Susanne, und gestand: „Es war so schön mit euch, ich könnte vor Rührung heulen“ und verabschiedete sich.

      „Ja, Helene, heute war ein wunderschöner Tag“, stimmte Susanne versonnen zu.

      „Und der ist auch noch nicht zu Ende“, kicherte Helene und zwinkerte ihr vielsagend zu. „Ich geh dann mal, gute Nacht.“

      „Gute Nacht“, antworteten sie ein wenig kanonartig und winkten ihr nach.

      Susanne war glücklich, diesen Tag würde sie nie und nimmer vergessen! Und wie auch immer es nun weiter gehen würde, irgendetwas war heute geschehen, das spürte sie sehr deutlich.

      Frank lief mit den Jungen zum Parkplatz an sein Auto. Markus wurde nach Hause gefahren, obwohl er fand: „Das Stück kann ich doch laufen.“ Aber er kannte Frank noch nicht wirklich. Der bestand nämlich darauf, ihn mit Michael zu bringen und erklärte: „Man lässt einen Freund im Dunkeln nicht alleine gehen!“ Nun warteten Frank und Michael im Hof bei Piepers bis Markus die Haustüre hinter sich schloss, dann wendete Frank und fuhr zurück. „Jetzt bringe ich dich nach Hause, Michael. Ich glaube, ich muss mich noch ordentlich von deiner Mutter verabschieden und mich vor allen Dingen bei ihr bedanken für den schönen Tag. Das habe ich vorhin völlig verschwitzt.“

      Michael grinste, als ob er nicht gewusst hätte, dass Frank noch mit Mama reden wollte, oder so. Vielleicht war es ein wenig vorlaut, aber Michael sagte es trotzdem: „Fahr vor die Garage, von der Straße runter, du bleibst ja doch noch länger!“

      Und Frank gehorchte dem klugen Zwölfjährigen.

      Ziemlich verschlafen schaute Michael aus seinem Zimmer, erst mal die Lage peilen, vielleicht …? Das Bad war frei. Schneller als jemals zuvor war er mit Duschen fertig, kleidete sich an und stieg vorsichtig, ganz gegen seine Gewohnheit jedes Knarren der Holzstufen vermeidend,

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