Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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tätig wirst? Wenn Michael nicht dabei ist, beißen die Fische vielleicht heute? Außerdem, du hast doch Angelurlaub, oder?“ Susanne zwinkerte ihm kichernd zu.

      Frank nickte ergeben. „Macht schon, dass ihr verschwindet.“

      Brigitta belud den Einkaufswagen, sie fand mit Begeisterung immer noch etwas und noch mehr. Susanne sagte irgendwann schmunzelnd: „Ich glaube, morgen gibt es hier auch noch was zu kaufen, wir müssen nicht hamstern, lass mal gut sein, der Wagen läuft bald über.“

      „Zu dumm, wir hätten gleich zwei Wagen nehmen sollen!“, sagte Brigitta spontan. Worauf Susanne nur den Kopf schütteln konnte, denn jeder Kommentar wäre hier zwecklos gewesen. Aber es machte Spaß, Brigitta ein kleines bisschen von ihrem Dilemma ablenken zu können.

      Beinahe gleichzeitig mit Frank, in dessen Eimer sich heute fünf Forellen tummelten, trafen auch Susanne und Brigitta zuhause ein. „Wann kommt heute Michael aus der Schule?“, war das erste, was Frank wissen wollte, ehe er sprachlos vor den vielen vollen Beuteln und Tragetaschen stand.

      „Vielleicht in zehn oder fünfzehn Minuten“, meinte Susanne, nach einem flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr.

      „Warum?“ Brigitta zeigte auf den umfangreich ausgefallenen Einkauf. „Soll Micha uns helfen, oder bist du so gut und …“

      Susannes Lachen ließ sie verstummen. „Michael muss die Fische schlachten. Frank kann sie zwar fangen und fast zärtlich vom Haken befreien, aber ehe er sie tötet gibt er sie lieber dem Fluss wieder zurück.“

      „So was habe ich überhaupt noch nie gehört. Du bist mir der richtige Angler! Und dann machst du Angel-Urlaub?“ Brigitta ergriff den halbvoll mit Wasser gefüllten Eimer, samt den darin beengt schwimmenden Fischen und eilte zum Terrassentisch. Als Michael wenig später nach Hause kam, lagen bereits die Forellen in Reih und Glied ausgebreitet auf der Tageszeitung – bratfertig!

      „Na fabelhaft“, ärgerte sich jetzt Frank, der bisher Brigittas Fischarbeit nicht sonderlich interessant fand. „Die habe ich noch nicht gelesen“, maulte er und trauerte der fischdurchtränkten Zeitung nach.

      Nachdem Frank fünf Forellen angelte, aus welchem Grund auch immer, dies sogar genau in Susannes Konzept passte, konnte Helene Weber eingeladen werden. Schließlich wollte sie noch diese besondere Idee oder Nachfrage zwecks Wohnung, für ihren spanischen Besuch, loswerden!

      Aber nun gab es erst mal eine verspätete Obst-Zeit zu Mittag, nachdem alles Eingekaufte verstaut war. Gleich danach begann Susanne mit der Verschönerung von Brigittas Haaren. Als diese nach der Prozedur in den Spiegel sah, erkannte sie ihren fast identischen Naturfarbton dunkelblond, mit einer Superfrisur. Brigitta umarmte Susanne. „Ich danke dir, es ist zwar nur eine Nebensächlichkeit, aber vorläufig das Beste was dir eingefallen ist, ich fühle mich zwanzig Jahre jünger.“

      „Na, dann warte mal ab was der Tag noch so mit sich bringt, vielleicht gibt es noch was viel Besseres? Aber erst will ich rasch mal rüber zu Helene, zu essen haben wir nun reichlich für heute Abend, da kann ich sie gleich dazu einladen“, sprach Susanne und lief zum Nachbarhaus. Sie klingelte und sofort erschien Helene an der Haustüre, beinahe so, als hätte sie bereits auf ihre Freundin gewartet.

      „Wie schön, dass du kommst, dann kann ich dir sogleich von heute berichten“, rief Helene überschwänglich.

      „Nein, warte mal, ich weiß was viel Schöneres. Komm um 18:30 Uhr zum Essen zu uns, es gibt Forellen mit Bratkartoffeln und Gurkensalat“, versprach Susanne.

      „Du lädst mich dazu ein? Lieb von dir“, freute sich Helene.

      „Ja Helene, aber ich muss dir im Vorfeld etwas beichten“, bekannte Susanne nun. „Vielleicht ist das unverschämt von mir und ich weiß nicht, wie du das aufnimmst? Es ist auch bis jetzt nur in meinem Kopf, niemand sonst weiß davon, wenn du also nein sagst, ist das in Ordnung.“

      „Ist was passiert?“ Helene gab sich beunruhigt.

      „Nein, nein, oder doch, es ist wegen Brigitta! Sie bleibt hier, in Deutschland“, beruhigte Susanne sie. „Jetzt ist sie auch Witwe und zurzeit knapp bei Kasse oder vielmehr, sie braucht als erstes eine Bleibe und da habe ich sofort an dich gedacht. Ob du ihr vorübergehend ein Zimmer überlassen kannst? Ich zahle das.“

      Zuerst fand Helene keine Worte, sie sah Susanne nur fragend an. Im nächsten Moment war ihr Interesse aber voll geweckt und sie antwortete: „Ich komme zum Essen, dann können wir reden. Gar nicht so schlecht – Platz genug habe ich doch, bis nachher.“

      Schon eigenartig, fünfzehn Jahre gab es zwischen ihnen außer ‚Guten Tag‘, vielleicht noch ‚schönes Wetter heute‘ oder ähnlich Belanglosem, nichts zu sagen, mal von den mehr oder weniger kurzen Gesprächen nach dem Tod von Mark abgesehen. Und nun, kaum, dass sie eine gute Woche Freundinnen waren … Susanne sah erneut die Zusammenhänge der Zufälle, diese Kette, bei der ohne das vorherige Glied nicht das heutige entstehen konnte! Aber inzwischen sah sie auch das schon viel eher beginnende dramatische, schicksalhafte Geschehen, eben genau in dieser jetzigen neuen Sache, das bereits in Spanien begann. Zufall? Nein, heute sah sie, das war mehr! Diese Lösung war wohl schon längst überfällig gewesen. Brigitta wollte nicht mehr in Spanien bleiben, nicht bei der chaotischen Familie, nicht bei ihrem Mann, der sich trotz seines Alters immer noch gerne mit jungen Frauen umgab. Dies offensichtlich, wie er es vor langer Zeit erklärt hatte, glaubte seinem Ruf schuldig zu sein. Dieser Gockel. Offenbar war sein Vater genauso ein eingebildeter Frauenheld gewesen. Brigitta ahnte dies eigentlich schon immer, vielleicht war es auch mehr Wissen, welches sie innerlich missbilligte. Der Mann, der ihr Befehle erteilte vom Anfang ihrer Ehe an, der sie nicht los lassen wollte seines Rufes wegen, immer nur seines Rufes wegen, ohne Rücksicht auf Frau und Familie, die ohnehin dumm und stillschweigend darüber hinwegsah. Diesen Menschen ereilte nun am Ende ein grausames Schicksal, und er gab auf diese Weise Brigitta doch noch frei. Endlich, ein jahrelanger Wunsch erfüllte sich. Aber wozu gerade jetzt? Was erwartete Brigitta hier, zurück in Deutschland? Bestand die Rückkehr in ihr Heimatland nur aus der Erfüllung ihrer lang gehegten Sehnsucht? Oder wartete hier gar eine Aufgabe auf sie?

      Der Tisch war nett gedeckt. Die knusprig gebratenen Kartoffeln dampften aus der Schüssel und die Türschelle schlug an. Helene folgte Susannes Einladung und brachte eine große Glasschüssel rote Grütze und Vanillesoße als Nachtisch mit. Helene war immer für schnelle Entschlüsse gut, sie dachte sich gerne etwas Nettes als Überraschung aus für ihre Freunde. Lange genug musste sie auch darauf verzichten.

      Während des Essens berichtete Helene immer wieder zwischen durch von ihrem ersten Arbeitstag. Neugierig schweigend hörten sie ihrer Schilderung zu: „Als ich ankam war der Frühstückstisch schon gedeckt, sehr üppig und richtig nett mit Tomaten und Weintrauben verziert, der Kaffee genau nach meinem Geschmack und ich fragte mich insgeheim, ob ich zum Arbeiten oder als Gast geladen war.“ Nach einigen Bissen von ihrem Teller, die sie mit „hm-hm“ begleitete, fuhr sie kauend mit ihrer Geschichte fort: „Die Scholz-Männer dachten sich bereits genauestens aus, wie meine haushälterische Beschäftigung aussehen soll! Nämlich, jeden Morgen, pünktlich 9 Uhr, fange ich an mit gemeinsamem Frühstück. Dann räume ich auf wo es nötig ist, kaufe einmal die Woche ein, an einem anderen Tag putze ich, den nächsten Tag wasche ich und so weiter. Tägliches Kochen für Herrn Scholz und auch für mich! Oh ja! Und ich kann mir selbst die Arbeit so einteilen, wie ich denke und mein Dienstschluss ist um 14 Uhr. Samstag und Sonntag habe ich natürlich frei und jetzt ratet mal, wie hoch mein Gehalt ist!“ Helene kaute genüsslich weiter und wartete.

      „Hm, 300 Euro“, fragte Susanne „bei zwei Mahlzeiten?“

      „Oh nein, 450 Euro und 100 Euro als Fahrgeld extra,

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