Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg

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Unabwendbare Zufälligkeiten - Inge Borg

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das ist eine Supersache. Natürlich fahre ich ihn auch zum Friseur oder was sonst so anfällt.“ Helene war in ihrem Element.

      „Das kann man wohl sagen, das ist mehr als gut“, fand Frank. „Hast also sozusagen einen sogenannten 450-Euro-Job.“

      „Genau, Hans-Peter will übrigens heute noch nach Hause fahren, wahrscheinlich ist er schon weg. Otto Scholz hat eine sehr gute Rente, sagt er. Er kann sich meine Hilfe leisten! Nicht, dass ich auf ein Zubrot angewiesen wäre, aber dann kann ich ruhigen Gewissens jetzt mein Gespartes in ein neues Dach investieren!“ Helene widmete sich nun ganz ihrer Forelle und schien mit sich und der Welt zufrieden.

      Brigitta fand Gefallen an dieser couragierten Nachbarin und brachte das zum Ausdruck. „Sie haben Ihr Leben so fest im Griff, ich wollte das könnte ich auch von mir sagen.“

      „Ach so, ja, Susanne sagte schon, Sie wollen in Deutschland bleiben und suchen eine Wohnung. Wie wäre es denn, wenn Sie in mein Dachgeschoss einziehen, es sind zwei kleine Zimmer mit Schrägen, ein WC und Dusche. Die Küche müssten wir uns allerdings teilen oder gemeinsam nutzen, na was sagen Sie dazu, Frau Schwelm? Oder soll ich Frau Moreno sagen?“, fragte Helene lächelnd.

      Brigitta konnte nicht antworten, sie war viel zu ergriffen, so stand sie spontan von ihrem Stuhl auf, schritt um den Tisch herum und nahm die sich zögernd erhebende Helene Weber in die Arme. Susanne erhob sich ebenfalls und ging zu den beiden, legte ihrerseits die Arme um sie und da standen die drei Frauen, vor Rührung lachend und weinend gleichzeitig, eine Weile glücklich und eng umschlungen mitten im Esszimmer.

      „Das ist überhaupt nicht nötig“, antwortete Brigitta etwas verspätet. „Es wäre schön, wenn wir direkt zu einander du sagen könnten.“ Tief Luft holend sagte sie weiter: „Ich muss mich anmelden mit Moreno, aber wenn die Erbensache erledigt ist, dann will ich wieder meinen Mädchennamen annehmen. Das habe ich mir jedenfalls fest vorgenommen.“ Eine Stunde später war ihr Gepäck in der zukünftigen Wohnung bei Helene verstaut. Es fehlte nur noch die Tasche aus dem Hotel, die würde sie morgen holen und dort das Zimmer freimachen. Möglicherweise war diese vorläufig glückliche Wende in Brigittas Leben auch ein gutes Omen für ihre Erbangelegenheit.

       13

      Frank Hauff stand wie paralysiert in der offenen Terrassentüre und schaute Susanne zu, die sich im Garten beschäftigte – und sah doch überhaupt nichts. Ein Telefongespräch blockierte derzeit sein Denken. Er sah Susanne arbeiten und auch wieder nicht. Sein Kopf war mit einem Mal wie zu, da passte nichts mehr hinein, alles prallte ab. Soeben führte er ein Telefonat mit seinem Freund Lukas aus der Firma und das warf ihn ziemlich aus der Bahn. Lukas druckste rum, wollte nicht richtig mit der Sprache heraus, aber irgendwas stimmte nicht, anscheinend betraf es Monika, Franks geschiedene Frau und die Buchhaltung. Sehr komisch, immer dieselbe Leier mit der Frau, war im Moment alles, was er begriff. Er und Monika waren schon mehrere Jahre in der Firma Hansen beschäftigt. Sie lernten sich auch erst dort kennen und heirateten. Ein Fehler, wie sich schnell herausstellte, die Ehe missglückte. Monika war eine dominante und nach außen hin kalte Person, und noch bevor Frank in die Firma eintrat, war sie dort die Haupt-Buchhalterin gewesen. Man kannte sie als überaus ungeduldige Person, rechthaberisch im Beruf wie auch meist privat. Kurz gesagt, ihre voreingenommene und berechnende Art, machte allen das Leben nicht gerade leicht. Und wenn es ihr von Nutzen erschien, die Eigenschaften wie listig und verschlagen beherrschte sie besonders gut. Demzufolge war der Verschleiß an Personal in ihrem Bereich enorm. Also wieder das reinste Fiasko. Lukas hatte etwas von ‚Ding gedreht‘ geredet und in Franks Vorstellung ging es wahrscheinlich wieder um eine Kündigung, die nicht rechtens war und er sollte schlichten. Das geschah ja nicht zum ersten Mal. Es war Freitag, wenn er sich jetzt ins Auto setzte, könnte er schon in gut zwei Stunden im Betrieb sein. Andererseits, was sollte er heute noch ausrichten? Reichte es nicht, wie vorgesehen nach Urlaubsende, erst am Montag seinen Platz wieder einzunehmen?

      Susanne sah hoch und bemerkte sofort Franks eigenartigen undefinierbaren Gesichtsausdruck. Sie unterbrach ihre Arbeit, zog die Arbeitshandschuhe aus, warf sie achtlos auf einen der Gartenstühle und stand nun dicht vor ihm. „Frank? Was ist? Hallo? Bist du noch da? Ach komm, mir ist kalt, ich koche uns Tee und du sagst mir wer am Telefon war, was dich so aus der Bahn wirft.“

      Frank berichtete kurz über das fragwürdige Gespräch mit Lukas. Redete von seiner Ex, die auch seine Kollegin sei und dass sein Freund sicherlich nicht angerufen hätte, wäre es nicht wieder brandeilig.

      Susanne schluckte, die ihr bis dahin noch unbekannte Zeit aus Franks Vorleben traf sie im Moment unvorbereitet, aber sie fühlte seinen Zwiespalt und reagierte einzig richtig: „Wir haben uns noch so viel zu sagen, Frank, das wird mir eben jetzt erst richtig bewusst. Doch das Gespräch eben, mit deinem Freund, diese Ungewissheit was da los ist, das würde dich den Rest der Woche beschäftigen. Also fahr zurück und ruf mich an, sobald es dir möglich ist.“

      Frank nickte. „Ja, das wird wohl das Beste sein.“ Susannes Verständnis für diese momentane Lage beruhigte ihn etwas und er machte sich in aller Eile reisefertig.

      Brigitta bemerkte zufällig wie Frank Richtung Stadt davon fuhr und erblickte nun Susanne, die ihm hinterher winkte. Verwundert darüber, dass Frank ohne Susanne wegfuhr, ohne tschüss zu sagen, rief sie: „Wohin fährt er?“

      „Nach Hause, in die Firma. Da kam vorhin ein dringender Anruf.“ Susanne hörte sich traurig und enttäuscht an.

      Brigitta näherte sich und legte tröstend einen Arm um Susannes Taille. „Erzähl mir ein wenig genauer davon, wie das alles so war in letzter Zeit und wie das weiter gehen soll oder kann. Was habt ihr eigentlich vor?“

      „Wenn ich das wüsste? Hänge im Augenblick etwas in der Luft“, seufzte Susanne, während sie ins Haus gingen. Dann begann sie wieder mit Michaels Entdeckung eines Fremden am Steg und Brigitta hörte ihrer ausführlichen Schilderung zu. Susanne sprach von der Möglichkeit einer Verwandtschaft ihrer Seelen, die, wie sie glaubte, sie mit Frank verband und von jener magisch empfundenen Stille und Ruhe um sie herum, als Frank überraschend zum Picknick aufgetaucht war. „Weißt du, Gitta, dieses tiefe Empfinden erlebte ich ja schon einmal, damals in der Heide, du weißt was ich meine, das war eine Landschaft, die nicht meine Gefühle erwidern konnte. Aber diesmal ist da ein Mensch, der so fühlt wie ich. Ja, Frank fühlt und denkt darin genauso wie ich. Aber nun merke ich erst, wir nehmen unsere Liebe beinahe wie selbstverständlich hin, als wären wir uns überhaupt nie fremd, nur mal ein paar Jahre getrennt gewesen. Gewiss ist es prickelnd, doch ich fühle, es ist nicht nur Verliebtheit, sondern wir waren gleich einfach füreinander da, ohne darüber überhaupt weiter nachzudenken. Wir haben uns dafür gar nicht die Zeit genommen, es war einfach da, unser tiefes Vertrauen! Zufall, Schicksal, unabwendbar! Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Na ja, Frank blieb an dem Abend nach dem Picknick hier, er nahm mich wortlos in seine Arme und wir ließen uns treiben und das war himmlisch. Und jetzt wollte Frank kommenden Sonntag nach dem Mittagessen zurück fahren. Was danach sein würde, ich habe nicht den blassensten Schimmer, wirklich nicht. Wir haben es einfach ausgeklammert. Das war falsch, jetzt weiß ich das. Ich hätte mir noch mehr Zeit mit ihm gewünscht, es gibt so viel, was wir voneinander noch wissen sollten. Aber wer fragt denn nach ein paar Tagen Bekanntschaft einen Mann schon nach seiner Vergangenheit?“

      Brigitta schmunzelte. „Sicher keiner! Und überleg doch mal, selbst wenn ihr noch mehr Zeit gehabt hättet, wäre dann über alte Kamellen geredet worden? So etwas braucht nun mal seine Zeit“, vermutete sie ganz richtig.

      Michael traf ein und vermisste Franks Auto. Er lief am Haus vorbei, Richtung Terrasse und hörte Stimmen. Anscheinend ist Frank alleine unterwegs, folgerte er daraus und öffnete die angelehnte Glastür.

      „Hallo, ist was? Wo ist

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